Magie oder Schicksal? (3.Teil)

75. Kapitel - Eingesperrt?

Wars das jetzt? Hatten wir verloren? Meine Atmung wurde hektisch. Horrorszenarien jagten in rasender Geschwindigkeit durch meinen Kopf. Ich bekam Panik, vergaß zu atmen, schlimmer noch, ich vergaß fast zu handeln. Ich schluckte, tastete hektisch die Wände ab, auf der Suche nach einem Lichtschalter. Die Oberfläche war kalt und glatt... wie Fliesen?

Endlich fand ich den Schalter. Ich betätigte ihn und und die Dunkelheit löste sich auf. Das war keine Zelle, in die ich gesperrt worden war. Das war auch keine Folterkammer. Das war nicht mein Ende. Das war einfach nur ein Badezimmer. Hatte mich Connor gehen lassen? Stand er doch nicht auf Janines Seite?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als eine Tür, gegenüber von mir, aufgeschlagen wurde. Zwei Männer kamen lachend in das Badezimmer gestürmt und liefen an mir vorbei. Ich war fast davon ausgegangen, dass sie mich übersehen würden, da blieb einer der Beiden stehen und sah mich zweifelnd an.

„Das ist die Männertoilette", sagte er nervös, als hätte er Angst, dass ich ihm etwas abgucken könnte.

„Ähm... ja sorry,... falsche Tür", stammelte ich und verschwand durch die gleiche Tür, durch die die Männer gekommen waren. Jetzt schnell weg, bevor sie mehr Fragen stellen würden. Ich folgte dem langen Gang vor mir und spürte einen Anflug von Erleichterung, als mit jedem Schritt das Gemurmel lauter wurde.

Noch ein paar Schritte und auf einmal stand ich wieder in dem großen Versammlungsraum. Ich hatte es geschafft, ich war nicht mehr alleine mit Jayden und Janine. Ich war wieder unter Leuten und das nahm mir einen großen Teil der Aufregung.

Die Plätze waren nun deutlich mehr gefüllt. Es standen kaum noch Magier herum. Nur noch vereinzelt kämpften sich Leute durch die Sitzreihen, um zu ihrem Platz zu gelangen. Mein Blick wanderte durch die Menge. Ich suchte Rosie, Linn und Lian. Ich musste ihnen sagen, dass Connor Michelle weggesperrt hatte und dass wir sie finden mussten.

Rosie war nicht mehr an dem Platz, an dem sie vorhin gesessen hatte. Den Stuhl hatte ein alter Mann für sich beansprucht. Hoffentlich war ihr nichts passiert.

Rosie fand ich in der großen Menge nicht, dafür erkannte ich Ginger, die in der Nähe des alten Mannes saß. Voller Vorfreude starrte sie auf die Bühne und konnte kaum still sitzen. Ich suchte weiter und erblickte als nächstes Mrs. Rutherford. Sie saß ziemlich weit hinten. Ich versuchte Blickkontakt zu ihr aufzunehmen, doch sie hatte einen ganz anderen Fokus. Sie starrte nach vorne, nicht genau auf die Bühne, mehr davor. Ich folgte ihrem Blick und stellte fest, dass sie den Obersten Rat musterte.

Mit einem Mal verstummte das Gemurmel und Stille legte sich über den Raum. Nur die gleichmäßigen Schritte Janines störten die Ruhe. Sie lief über die Bühne und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Ich hörte auf die Menge nach bekannten Gesichtern abzusuchen und lief zur vordersten Reihe. Ich musste mich an ein paar genervt ausschauenden Magiern vorbei quetschen, ehe ich zu unseren Sitzplätzen kam.

„Da bist du ja", hörte ich Linn erleichtert sagen. Ich lächelte sie an und ließ mich in meinen Sitz fallen. Linn und Lian waren längst zu unseren Plätzen zurückgekehrt. Ihnen ging es gut, sie waren noch da. Das war gut. Ich war nicht mehr allein, ein Glück.

„Wo ist Michelle", flüsterte Linn nervös. Ich sah mich um. Die Leute, die in unserem unmittelbarem Umkreis saßen, musterten uns bereits böse. In diesem stillen Schweigen, war jedes noch so leise gesprochene Wort zu hören. Also zuckte ich nur mit den Schultern. Ich konnte ihnen nicht sagen, dass Connor sie weggesperrt hatte. Die falsche Person könnte das mitbekommen und dann wäre ihnen klar, dass Michelle nicht alleine gewesen war und sie würden Janine möglicher Weise von der Bühne zerren.

Connor hatte mich gehen lassen. Hoffentlich hatte er auch Michelle diese Möglichkeit gegeben oder ihr zumindest nichts getan. Ich konnte es wirklich nur hoffen, denn im Moment waren wir alle Drei handlungsunfähig. Wir mussten die Mission zu Ende bringen. Wir hatten den ersten Teil geschafft. Wir mussten jetzt auch noch den zweiten Teil durchziehen, bis Janine aufgeflogen war. Erst dann könnten wir uns um Michelle kümmern.