Zwischen uns wurde es so still, dass ich seinen langsamen, ruhigen Atem hören konnte. Während ich hektisch die Luft einsog und wieder ausatmete und unruhig von einer Stelle auf die Andere trat, war Lian einfach ruhig und tat gar nichts. Was sollte ich jetzt machen? Was konnte ich machen? Nichts, gar nichts. Ich spürte, wie sich eine Blockade in mir festsetze. Mein Körper zwang mich zum Schweigen. Es gab nichts was ich tun oder sagen konnte.
Wenn ich ihn nicht gezwungen hätte mir die Wahrheit über seine Familie zu erzählen, dann wäre Lian noch genauso wie vorher. Warum hatte ich meine Unsicherheit nicht einmal im Griff haben können? Mein schlechtes Gewissen fraß mich allmählich wirklich auf. Tränen rannen mir nun nicht mehr übers Gesicht. Dafür war mir speiübel. Mit einem Mal war mein Körper wie versteinert. Ich hörte auf von einer Stelle auf die Andere zu treten und hatte plötzlich einen so ruhigen Atem, dass man ihn, selbst in dieser Stille, nicht hören konnte. Ich regte mich nicht mehr und hätte Lian nicht irgendwann doch noch etwas gesagt, wäre ich wahrscheinlich für immer so stehen geblieben.
„Lass mich allein." Seine Stimme klang gedämpft. Lian klang leer, kraftlos und müde. Ich sah ihm einen Augenblick in die Augen und machte mich dann bereit ihn alleine zu lassen. Wenn er das wollte? Ich konnte ihn nicht zwingen mit mir zu reden. Und ich konnte noch viel weniger etwas an seinem Zustand ändern.
Ich selbst wollte plötzlich gehen. Ich wollte mich feige in meinem Bett verkriechen und in Selbsthass versinken. Und ich war kurz davor es zu tun. Aber dann sah ich etwas in seinen Augen. Ich musste zwei Mal hinsehen, weil ich erst dachte, ich hätte es mir nur eingebildet. Aber das hatte ich nicht. In seinen Augen hatte sich etwas verändert. Sie hingen noch mehr runter, als sonst. Sie sahen noch trauriger aus, als sonst. Lian sah plötzlich verzweifelt aus. Seine Augen waren wieder traurig. Er spürte etwas oder? Ich starrte ihn an. Lians Augen wurden auf einmal nass. Er spürte etwas! Ich konnte ihn jetzt nicht alleine lassen. Meine gesamte Körperhaltung veränderte sich. Ich war plötzlich festentschlossen. Ich würde bei ihm bleiben, egal wie sehr er wollte, dass ich ging. Er sollte mich hassen, er sollte mich anschreien, er konnte alles mit mir machen, so lange er endlich wieder etwas fühlte.
„Nein." Meine Stimme klang so fest und überzeugt, dass ich geglaubt hatte, Lian würde meine Entscheidung einfach akzeptieren. Aber das tat er nicht.
„Bitte Sam, geh", sagte er noch mal und dabei klang er fast besorgt.
„Nein, ich kann nicht gehen. Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen." Lian machte einen großen Schritt rückwärts.
„Ich will aber alleine sein." Ich musterte ihn. Ich versuchte herauszufinden was da oben in seinem Kopf wirklich vor sich ging. Wollte er wirklich, dass ich ging oder sagte er das nur? Wenn er das wirklich wollte, dann würde ich gehen. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das jetzt das Richtige wäre. Außerdem merkte ich auch, dass ich gar nicht gehen konnte. So sehr ich mir auch wünschte irgendeine Emotion bei ihm zu sehen, egal welche es sein würde, so machte mich das Ganze auch wahnsinnig. In meinem Kopf waren zu viele rasende Gedanken. So viele Gedanken, die gar nicht zusammenpassten und die mich verrückt machten. Ich wollte wissen was Lian über mich dachte. Ich hatte Angst, dass er ein Leben mit mir gar nicht mehr wollte. Ich bekam Panik, dass er mich nie wieder sehen wollte. Ich fürchtete mich davor, dass er mich für eine schlechte Person hielt, dass er mich nun hasste... ich konnte nicht gehen, bevor wir das nicht geklärt hätten.
„Ich kann dich aber nicht alleine lassen. Ich..."
„Doch, das kannst du und das bist du mir schuldig." Verdutzt sah ich ihn an, als in seiner Stimme plötzlich Wut mitschwang. Da war ein Gefühl in seiner Stimme! Das war gut oder?
„Ich verstehe es nicht. Warum hast du mir nicht vertraut?", fragte er plötzlich. Er klang aufgebracht, verständnislos und wütend. Lian war wütend! Das war gut. Das war richtig gut und trotzdem wurde mir mulmig zu Mute. Wenn er jetzt feststellte wie sehr er mich für diese Tat hasste, dann könnte es das zwischen uns gewesen sein. Für immer.
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Magie oder Schicksal? (3.Teil)
Spiritual1. Teil: Zufall ode Magie? Sam hat den Sprung ins Ungewisse gewagt. Alleingelassen macht sie sich auf den Weg zum Schwarzen Orden. Doch ist der Schwarze Orden das Richtige für sie? Wird sie Andere von den bösen Machenschaften Janine's überzeugen und...