25. Kapitel - Vorbereitungen

28 7 0
                                    

So entspannt, schön und irgendwie leicht der Abend mit Lian gestern auch gewesen war, so stand im Gegenteil dazu, uns heute etwas sehr Ernstes bevor. Wir hatten Vollmond und das bedeutete, dass mir Lian einen Ort zeigen würde, den man zu Fuß nicht erreichen könnte. Heute Abend sollte es um Janine gehen, beziehungsweise mussten wir erst herausfinden, ob wir letzen Samstagvormittag wirklich über sie gesprochen hatten. Lian hatte einige Andeutungen gemacht und behauptet, er wüsste mehr als ich. Ich war mir nicht sicher, ob das stimmte. Überhaupt, irgendwie klang es wahnsinnig ihm zu einem Ort zu folgen, den ich womöglich nicht alleine wieder verlassen könnte. Aber ich hatte kaum eine andere Wahl. Eins stand fest, irgendwie mussten wir Janine aufhalten. Sonst würde das alles in einem großen Chaos enden und Lian hatte gesagt, dass wir uns zusammentun könnten, wenn wir auf der gleichen Seite standen.

Ich hoffte, dass das heute Abend kein Reinfall werden würde. Der Abend mit ihm gestern war so schön und unbeschwert gewesen. Ich hatte vollkommen vergessen was mir oder uns noch bevorstand und irgendwie hatte es sich wie ein ganz normaler Abend angefühlt. Ich hatte es wirklich sehr genossen, weil in seiner Anwesenheit alles so einfach zu sein schien. Und ich hatte das Gefühl Lian wirklich vertrauen zu können. Er hatte mir gesagt, dass es wichtig wäre, dass ich ihm vertraute. Und ich war mir sicher, dass ich es tat, meistens jedenfalls. Es gab nur ein kleines Aber, dieses Aber, das es irgendwie immer gab.

Manchmal war da eine kleine Warnung in meinem Hinterkopf. Ich war mir nicht sicher, ob sie von mir selbst kam. Von meiner Angst oder von meinem Bauchgefühl oder ob mir jemand anderes das einreden wollte. Aber sie war da und manchmal ließ sie mich zweifeln. Manchmal fand ich es zu auffällig, dass ich meinen Schutz am Tag der Aufnahmezeremonie nicht mehr gehabt und ausgerechnet da unsere erste Begegnung sich so magisch angefühlt hatte. Ich hatte fest geglaubt, dass er in dieser Nacht mit Magie weitergeholfen hatte. Aber er beteuerte, dass er nicht einmal wüsste warum er das tun sollte. Und wenn er das sagte, klang er ehrlich. Ich hatte also für mich beschlossen die Zweifel zu verdrängen und mich darauf zu konzentrieren was in meiner Gegenwart geschah. Vielleicht war das der nächste große Fehler. Vielleicht würde das Gleiche wie mit Jayden passieren, vielleicht aber auch nicht.

Als ich vor Lians Tür ankam, wuchs meine Aufregung. Ich war ganz hibbelig. Ich hatte angefangen meine Hände zu kneten, um nicht durchzudrehen. Es war keine Aufregung, weil ich so große Angst hatte. Ich war eher gespannt und neugierig. Es war eine gute Aufregung. Ich war gespannt wie dieses Gespräch verlaufen würde. Wenn wir uns keine Sorgen machen müssten, wer uns zuhörte. Und ich war gespannt was mir Lian erzählen würde.

Ich wollte gerade die Türklinke hinunter drücken, da ging die Tür von ganz alleine auf und Angelina trat aus dem Raum. Verdutzt starrte ich sie an. Was machte sie in Lians Zimmer? Kannten sich die Beiden etwa? Wahrscheinlich, sonst wäre sie nicht hier. Aber kannten sie sich besser?

„Was machst du hier?", platzte es aus mir heraus und ich wünschte mir im Nachhinein ich hätte diese Frage nicht so vorwurfsvoll gestellt.

„Euch helfen, was sonst?", entgegnete sie auf die gleiche Art und Weise. Ich schluckte und trat einen Schritt nach hinten, um sie an mir vorbeizulassen. Angelina hielt meinem Blick stand und lief an mir vorbei. Dann blieb sie hinter mir stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Willst du nicht reingehen?", fragte sie. Verwirrt blickte ich in den Raum. In der Mitte des Zimmers war ein Kreis aus Kerzen aufgestellt. In ihm saß Lian, der mich erwartungsvoll ansah.

„Ist schon gut, du kannst reinkommen", sagte er ruhig und deutete neben sich. Ich blickte noch ein Mal zu Angelina, die immer noch hinter mir stand und so aussah, als würde sie ungeduldig darauf warten, dass ich endlich in den Raum trat.

Also tat ich es. Ich lief in das Zimmer und blieb vor dem Kreis aus Kerzen stehen. Angelina schloss die Tür hinter mir und brachte damit Stille in den Raum. Es war fast unheimlich still auf einmal. Ich lauschte nach Schritten. Ich wartete darauf, dass ich hören würde wie sich Angelina vom Raum entfernte, aber sie blieb stehen. Warum? Wollte sie uns belauschen? Oder sollte sie den Bodyguard spielen? Beides war für mich eine seltsame Vorstellung.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt