74. Kapitel - Mission: Serum unterjubeln

19 7 0
                                    

Mit einem Satz verschwand ich hinter den Bücherregalen. Mich hatte Jayden nicht mehr gesehen, dafür aber Michelle und er schien über ihre Anwesenheit nicht erfreut zu sein.

„Scheiße man, was machst du hier?", fluchte er. Ich hörte wie er aufstand, ein paar Schritte zu ihr lief und gleich wieder umkehrte.

„Ähm... ich... ich wollte mit dir reden", stammelte sie. Plötzlich war Michelle nervös. Das war nicht gut, das war gar nicht gut. Jedenfalls nicht, wenn ich davon ausging, dass das nicht geplant war.

„Ich rede jetzt aber nicht mit dir. Ich muss mich konzentrieren."

„Okay, dann... warte ich." Mir wurde flau im Magen. Michelle hatte uns nicht gesagt was ihr Plan für Jayden war. Wir waren in unseren Gedanken jedes noch so kleinste Detail durchgegangen. Wir hatten Pläne für unendlich viele Möglichkeiten gemacht. Doch Michelle hatte kein Wort darüber verloren, wie sie Jayden ablenken wollte. Erst jetzt begriff ich richtig zu welchen Mitteln sie greifen wollte. Ich erkannte es an ihrer Stimmlage. Sie war ihm zugewandt, offen gegenüber, nicht mehr verurteilend. Überhaupt nicht so, wie sie sonst über ihn sprach. Gehörte das zu ihrer Rolle oder hatte sie aufgehört ihn zu hassen? War das echt oder spielte sie die Aufregung und das nervös Sein?

„Du kannst nicht warten, du musst gehen", sagte er bestimmend.

„Ich muss aber mit dir reden."

„Nein Michelle, bitte geh", forderte Jayden und ich bildete mir ein, so etwas wie Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Hatte er Angst vor dem was Michelle sagen würde? Mir wurde übel, ich wollte den Beiden bei diesem Gespräch nicht zuhören. Eigentlich wollte ich sie überhaupt nicht miteinander reden hören, aber ich konnte auch nicht einfach weghören. Ich musste aufmerksam bleiben.

„Ich..."

„Michelle geh! Jetzt! Ich rufe sonst jemanden", sagte er ernst.

„Aber ich kann doch..."

„Ich kann gerade nicht weg. Sonst würde ich dich selbst rausbringen."

„Ich kann warten... bis du das da,... zu Ende gebracht hast." Jayden lachte auf.

„Michelle, ich bitte dich noch ein letztes Mal, geh! Sonst rufe ich jemanden, der dich rausschmeißt", drohte er. Ich hörte Schritte auf dem Parkett. Michelle lief in seine Richtung.

„Ich muss mit dir reden... über uns."

„Heute?", wiederholte Jayden wütend. Jetzt klang er wirklich verzweifelt. Hin und her gerissen zwischen dem was er da tun musste und zwischen dem, was ihm Michelle anbot. Die Schritte wurden dumpfer und dann blieb sie stehen. Irgendetwas tat sie, dass ihn zum schweigen brachte. Ob sie ihn berührte? Oder war es nur ein Blick? Küsste sie ihn? Ich wurde hier hinten in meiner Ecke fast verrückt. Was taten sie da? Und wann war das endlich vorbei? Wann war mein Einsatz? Wie wollte sie ihn von dort wegbringen?

Auf einmal hörte ich ein Plätschern. Füllte Jayden den Tee gerade ab? War er fertig? Das Plätschern versiegte. Eine Tasse wurde abgestellt und schon wenig später hörte man es rumpeln. Ein erstickter Laut. Dann hektische Schritte.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich darauf reinfalle", hörte ich Jayden wütend sagen. Die Schritte kamen näher. Seine waren gleichmäßig, Michelle hingegen stolperte. Er musste sie hinter sich herziehen.

„Ich meine das ernst... ich... ich glaube du brauchst jemanden", sagte sie erstickt. Die Schritte waren nun auf meiner Höhe, wenig später verstummten sie.

„Ich brauche dich doch nicht", antwortete Jayden verachtend.

„Ich sehe, dass es... dir... nicht gut geht", stammelte Michelle. Ihre Stimme klang dünn, angestrengt. Sie schnappte nach Luft. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste sehen was sie da taten. Vorsichtig lugte ich an dem Bücherregal hervor. Jayden hatte Michelle heftig gepackt. Er hielt ihre Hände zusammen und nahm seine Finge nur langsam von ihrem Mund. In seinen Augen strahlte der Hass und ein ähnlicher Wahnsinn, wie in den Augen von Janine. Er war machtbesessen. Alles was für ihn zählte war Janine und ihr Auftrag. Es war zwecklos was Michelle da versuchte.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt