49. Kapitel - Müder Freitag

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Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war für Lian und mich nicht besonders erholsam gewesen. Es hatte sich nichts geändert. Ich verbrachte die Nächte immer noch bei ihm und eigentlich war ich ziemlich froh darüber, denn er gab mir weiterhin Sicherheit und ich wusste, dass ich nicht mehr alleine war. Ich hatte trotzdem Andeutungen gemacht, ob es nicht doch besser wäre, wenn ich wieder in meinem Zimmer schlafen würde. Auch, wenn ich das eigentlich gar nicht wollte. Aber Lian hatte diesen Vorschlag sofort abgeschmettert. Er fand es war viel zu unsicher. Einerseits, weil wir jetzt wussten, dass Ginger für Janine arbeitete und andererseits, weil wir nicht sicher sein konnten, dass Jayden nicht doch noch einen zweiten Versuch starten würde.

Vorerst war ich jedenfalls in Sicherheit. Jayden und seine Komplizen trauten sich zumindest nicht in Lians Gegenwart und obwohl das für uns ziemlich gut war, machte es mir manchmal große Angst. Denn eins war klar, Lian musste etwas getan haben, dass jemanden wie Jayden, Trevor und Samuel ängstigte und manchmal fragte ich mich, ob das zu wissen, Grund genug wäre, um selbst Angst vor Lian zu haben. Aber dann fühlte ich wieder etwas ganz anderes und es war okay. Ich vertraute ihm, so lange bis meine Gedanken sich wieder überschlugen.

Lian und ich hatten den gestrigen Abend mit reden verbracht. Wir hatten sowohl am Mittwoch, als auch den Donnerstag kaum Zeit miteinander verbracht. Wir beide hatten versucht alle Schulaufgaben zu erledigen, bevor das Wochenende startete. Wir wussten, dass wir am Wochenende wahrscheinlich kaum Zeit dafür finden würden, weil wir mit dem Ritual für die geheime Kommunikation beschäftigt wären. Lian war also die Tage tief in seinen Sachen versunken gewesen und ich hatte meine Hausarbeit für den Kurs Edelsteine und Kristalle fertig geschrieben und für meinen Test am Freitag gelernt. Da wir die vergangenen Tage also kaum mit einander gesprochen hatten, war der Donnerstagabend sehr lang geworden. Wir hatten bis nachts um Zwei geredet. Über alles was die Tage passiert war und worüber wir sonst auch sprachen. Janine, den Unterricht, das Schattenwesen, was wahrscheinlich kein Schattenwesen war, die Zukunft, Ängste... und noch vieles mehr.

Als Lians Wecker am nächsten Morgen klingelte, hatte er ihn direkt weggedrückt und wir waren beide wenige Sekunden später schon wieder eingeschlafen. Da er sich keinen zweiten Wecker gestellt hatte, schreckte ich, über eine halbe Stunde später, auf und machte uns damit wach. Wir beeilten uns, damit wir wenigstens noch schnell etwas in der Mensa essen könnten, bevor wir zum Unterricht mussten.

Zum Glück war Freitag und das bedeutete, ich hatte nur drei Blöcke. Der Unterricht startete mit Intuition, ging mit Schutzmagie weiter und endete mit Philosophie. Die drei Blöcke waren eigentlich die spannendsten der Woche, doch mir viel es schwer überhaupt wach zu bleiben. Immer wieder nickte ich für einige Sekunden ein und schreckte anschließend mit Herzrasen auf. Mein ganzer Körper fühlte sich unfassbar schwer an und selbst der Kaffe hatte nichts, außer zitternder Hände, gebracht. Es war wirklich nicht klug gewesen, den Tag vor meinem ersten Test, nur um die vier Stunden zu schlafen. Aber es änderte nichts an der Tatsache, das jetzt zu bereuen. Ich versuchte mich zusammenzureißen. Doch um ehrlich zu sein, in meinem ersten Unterricht, Intuition, war ich wirklich zu nichts zu gebrauchen. Ich hing nur dösend in der Ecke und hörte sporadisch zu, als es ein weiteres Mal um die Differenzierung von Intuition und eigenen Gefühlen ging. Ich wusste auf theoretischer Ebene ganz klar die Unterschiede. Wenn ich dann aber selbst herausfinden sollte, was es in dem Moment bei mir war, war ich immer noch ratlos.

Für meinen Unterricht Schutzmagie, musste ich mich hingegen wirklich zusammenreißen. Ich verbrachte die Pause im Unterrichtsraum, ohne Lian, und ging meine Notizen durch. Eigentlich wusste ich alles und ich war gut vorbereitet. Trotzdem war ich nervös, weil ich überhaupt nicht einschätzen konnte wie schwer der Test werden würde und weil mich der Kaffe von heute morgen immer noch zittrig und unruhig machte. Auf so wenig Schlaf und ein eher mageres Frühstück, war das echt keine gute Idee gewesen.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt