69. Kapitel - Was sollte schon schief gehen?

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Ich hatte so getan, als wäre es kein Problem für mich alleine in den Schwarzen Orden zu gehen, um die Materialien für unsere Gedankengespräche zu holen. Doch als ich die Anderen zurückließ und die Tür hinter mir zuging, wurde mir mulmig zu Mute. Ich erinnerte mich an das vermeintliche Schattenwesen, das eigentlich nur meine Intuition gewesen war und mich vor Jayden hatte warnen wollen. Ich wusste, dass es kein echtes Schattenwesen war. Trotzdem hatte ich Angst davor, selbst wenn ich nur darüber nachdachte. Die Vorstellung noch einmal auf dieses Wesen oder etwas in der Art, treffen zu müssen und dabei auch noch alleine zu sein, machte mir Angst. Dann war da noch Jayden. Eine reale Gefahr. Vielleicht war er uns gefolgt, hatte gelauscht und wartete jetzt genau diesen Moment ab, um mich zu kidnappen.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte die unheimlichen Gedanken beiseite zu schieben. Hier war weder irgendein Schattenwesen, noch Jayden. Hier war niemand vor dem ich Angst haben müsste. Trotzdem ging das unruhige Gefühl in mir nicht verloren. Im Gegenteil, es wurde mit jedem Schritt schlimmer. Als ich oben im Flur angekommen war, begann mein Herz zu rasen. Irgendetwas hier machte mir Angst. Langsam glaubte ich, dass es nicht nur meine Gedanken und meine Ängste waren, sondern dass hier tatsächlich etwas oder jemand war, vor dem ich mich fürchten müsste.

Sollte ich zurückgehen und doch lieber Lian holen? Oder war das Quatsch? Selbst wenn mich Jayden versuchen würde zu entführen, der Schwarze Orden hatte doch nur einen Ausgang und vor dem standen Lian und die Anderen. Er könnte mich nicht unbemerkt verschleppen. Wenn ich länger als zehn Minuten brauchen würde, dann würde Lian sowieso nach mir sehen. Selbst wenn ich also in Gefahr geraten würde, würde Lian kommen.

Es wäre also unnötig zurückzugehen oder? Ich schüttelte die Sorgen von mir ab und trat an sein Zimmer heran. Es würde schon alles gut gehen. Das musste ich mir nur oft genug sagen und dann würde es irgendwann zu meiner Realität werden. Als ich die Tür öffnen wollte, bemerkte ich, dass sie gar nicht richtig geschlossen war. Hatten wir sie offen gelassen, als wir zur Durchführung des Rituals gegangen waren? Eigentlich nicht... das musste bedeuten jemand war in seinem Zimmer gewesen oder... war es immer noch?

Langsam öffnete ich die Tür und erblickte Ginger, die inmitten seiner Sachen herumwühlte. Zwischen Ohr und Schulter hatte sie ein Telefon geklemmt und sprach hektisch mit ihrem Anrufer. Ich wollte unbemerkt stehen bleiben und lauschen. Doch Ginger hatte mich leider viel zu schnell bemerkt und war erschrocken aufgesprungen.

„Was machst du hier?", zischte sie, ließ augenblicklich alles fallen und trat in die Mitte des Zimmers. Ich riss die Augen weit auf und starrte sie einen Moment lang entgeistert an.

„Das fragst du mich? Die Frage ist doch wohl eher was du hier verloren hast", antwortete ich kopfschüttelnd. Ginger schwieg einen Moment und hörte der Stimme in ihrem Telefon zu. Dann legte sie auf. Die andere Person am Telefon musste doch zu hundert Prozent Janine gewesen sein. Zugern hätte ich gewusst wonach Ginger suchen sollte und was Janine ihr gesagt hatte.

„Das geht dich einen feuchten Dreck an", entgegnete sie schnippisch und stürmte an mir vorbei. Sie war hektisch und wollte eigentlich direkt über den Flur verschwinden. Doch sie hatte sich davon abgehalten und war vor mir stehen geblieben.

„Was macht ihr eigentlich?" Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Das erzähle ich dir doch nicht, du Verräterin", entgegnete ich harsch und verschränkte die Arme vor der Brust. Dachte diese hinterlistige Schlange ernsthaft ich würde ihr irgendwas erzählen? Nicht in meinen schlimmsten Alpträumen. Sie rollte die Augen. Dann musterte sie mich von oben bis unten und schwieg wieder. Angestrengt schien sie über etwas nachdenken zu wollen. Und als sie kurz davor war weiter zulaufen, sagte sie doch noch etwas:

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt