81. Kapitel - Beichten

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„Ich finde die Idee auch gut", stimmte Linn zu und lächelte mir entgegen, um mich von Connors Idee zu überzeugen. Ich seufzte und lenkte schließlich ein. Nach der ganzen Aufregung hatte ich mich eigentlich darauf gefreut, die nächsten Stunden alleine mit Lian zu verbringen. Doch jetzt stand der Vorschlag im Raum, dass Connor und Lian sich ein Zimmer teilen sollten, genauso wie Linn, Michelle und ich. Die Anderen waren zu uns in den Schwarzen Orden gekommen, weil die Schule für weiße Magie komplett auf den Kopf gestellt wurde. Überall suchte man nach den Aufzeichnungen von Janines Forschung. Es war eine unheimliche Stimmung im Weißen Orden, denn jeder dort wurde verdächtigt, ein Verbündeter von Janine zu sein. Ich war gespannt, wann sie auf die Idee kommen würden, dass auch hier bei uns Spione von ihr herumliefen.

Eigentlich fand ich die Vorstellung, all meine Freunde bei mir zu haben, ziemlich cool. Ich hatte nur erwartet, nach den ganzen Problemen, alleine Zeit mit Lian verbringen zu können. In Ruhe, ohne ständig auf dem Sprung sein zu müssen oder mir die ganze Zeit Gedanken zu machen, wie wir Janine das Handwerk legen sollten.

Auf dem Rückweg hatten wir uns zwar gut ausgesprochen, aber ich war immer noch der Überzeugung, dass Lian über die ganze Problematik mit seiner Familie reden musste. Nicht, weil ich alles darüber in Erfahrung bringen wollte, sondern eher, weil ich die Vermutung hatte, wenn er seine unterdrückten Gefühle wieder nur beiseite schieben würde, er demnächst wieder in dem Gefühl der Taubheit enden könnte und das wollte ich um jeden Preis vermeiden.

Lian hingegen freute sich eine gute Entschuldigung zu haben, wieso wir über dieses Thema heute und wohl auch die nächsten Tage, nicht reden konnten. Er hatte dem Vorschlag, dass Connor bei ihm im Zimmer schlafen würde und wir Mädels uns ein Zimmer teilen sollten, sofort zugestimmt. Leider war das auch die Meinung von allen Anderen, weshalb ich mich nun der Mehrheit beugen musste und das gemeinsame Einschlafen mit Lian, vorerst nur auf meine Wunschliste schreiben konnte.

Die Jungs begleiteten uns noch in das neue, gemeinsame Zimmer. Neu war das Zimmer nicht unbedingt. Es war das Gleiche, in dem ich mit Ginger gewohnt hatte. Wir wussten, dass es leer war und wir konnten uns auch sicher sein, dass Ginger hier in der nächsten Zeit nicht auftauchen würde. Dafür wäre sie viel zu feige.

Auf dem Weg zum Zimmer, liefen Lian und ich hinten, etwas abseits der Gruppe und ich nutzte die Gelegenheit, um ihn nach mehr Zweisamkeit zu fragen:

„Du... wenn wir jetzt immer getrennt schlafen müssen, dann... ich meine wann schlafen wir dann wieder beieinander?" Lian schmunzelte und griff nach meiner Hand.

„Bestimmt bald wieder. Die bleiben doch nur vorübergehend." Ich nickte. Ehrlich gesagt war ich mir da nicht so sicher. Es würde bestimmt Wochen dauern, bis der Weiße Orden frei von Janines Magien und Einflüssen war. Bis dahin würden Linn, Michelle und Connor hier bei uns bleiben. Rosie hatten wir bei meinem Grandpa einquartiert. Ihr Haus lag immer noch in Schutt und Asche und sie brauchte eine Bleibe für die nächste Zeit. Mein Grandpa war nicht unbedingt erfreut über ihre Anwesenheit. Wenn wir also auch noch Linn, Michelle und Connor bei ihm unterbringen wollten, würde das mit Sicherheit seine Gastfreundschaft überstrapazieren. Außerdem wollte ich sie nicht einfach abschieben.

„Meinst du wir könnten morgen, vielleicht abends, ein paar Stunden allein verbringen? Nur wir Beide?"

„Klar, wieso nicht." Lian sah aus, als würde er sich auf einen Abend mit mir sehr freuen. Und ich tat das auch. Ich wollte dringend Zeit mit ihm zu zweit verbringen. Aber ich hatte auch einen Hintergedanken.

„Ich glaube es ist wichtig, dass du langsam über deine Familie sprichst", sagte ich vorsichtig. Ich hatte Angst, dass er wieder wütend werden würde. Weil er glaubte, dass ich ihm keine Zeit geben wollte. Aber darum ging es nicht. Ich wollte ihm alle Zeit der Welt geben. Ich hatte nur Angst, dass er noch einmal in den Zustand der Gefühlslosigkeit rutschen könnte und das wollte ich um jeden Preis vermeiden.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt