4. Kapitel - Gibt es ein Entkommen?

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Die Lichter kamen näher und langsam sah ich die Umrisse von mehreren großen Gestalten, auf die wir geradewegs zufuhren. Ich zählte fünf Männer, die uns nun auch entdeckt haben mussten, denn plötzlich waren alle Lichter auf uns gerichtet. Ich hielt den Atem an, als ich bemerkte, dass sie Schusswaffen dabei hatten und mit ihnen in unsere Richtung deuteten. Sie würden doch wohl nicht abdrücken oder? Janine brauchte mich...

Ich kniff die Augen zusammen, als ich einen lauten Schuss hörte. Waren sie verrückt geworden? Sie konnten doch nicht auf uns schießen! Ich krallte mich immer mehr an Angelina fest und riss die Augen schließlich panisch wieder auf, als wir plötzlich mit rasender Geschwindigkeit einen Berg hinabfuhren. Mir entwich ein lauter Schrei, als sie sich plötzlich scharf in die Kurve lehnte und wir dem Boden so nah kamen, dass ich damit rechnete jede Sekunde brutal vom Mottorad zu stürzen. Aber Angelina brachte das Motorrad rechtzeitig wieder in die Senkrechte, sodass wir unversehrt sitzen blieben.

Mir blieb keine Sekunde übrig, in der ich hätte erleichtert aufatmen können. Das Tempo stieg an und der Boden wurde zunehmend uneben. Einen Augenblick später fuhren wir über unzählige Hügel, sodass wir kurze Momente immer wieder schwerelos in der Luft schwebten. Ich umklammerte ihre Hüfte nun mit beiden Händen und sah über ihre rechte Schulter, um einen Blick auf das zu erhaschen, was uns bevorstand.

Mir würde übel. Vor uns lag ein steiler Abhang, mit scharfen Kurven, die nach einem Selbstmordkommando aussahen. Mein Magen drehte sich um und am liebsten hätte ich nach der Bremse gegriffen, das Mottorad zum Stehen gebracht und mich anschließend übergeben. Aber bevor ich meinen Gedankengang auch nur zu Ende denken konnte, kam die nächste scharfe Kurve und riss mich aus allen Überlegungen. Ich folgte Angelinas Bewegung und lehnte mich mit ihr in die Kurve. Es fühlte sich wacklig und unheimlich an, aber auch diese Kurve überlebten wir, ohne einen einzigen Kratzer.

Eine, von vielen Kurven, lag nun hinter uns. Ein kurzer Blick in den Außenspiegel raubte mir den Atem. Uns folgte ein anderes Mottorad. Ich hatte den Fahrer einen Moment für Julien gehalten, doch als ich knapp hinter ihm noch ein Motorrad sah, wurde mir klar, dass zwei der Männer uns verfolgten.

Angelina musste die Männer auch bemerkt haben. Denn sie steigerte das Tempo ein weiteres Mal und das schien, bei den uns bevorstehenden Kurven, der letzte Versuch zu sein lebend aus dieser Sache rauszukommen. Die Kurven waren noch enger und noch steiler. Selbst mit nur 20 Kmh, hätte wohl jeder Mühe gehabt ihnen mit dem Mottorad sicher zu folgen. Aber Angelina war nicht jeder. Sie musste die Strecke kennen. Denn als sie sich in die erste, noch schärfere Kurve lehnte und ich fest davon überzeugt war, dieses Mal würden wir vom Mottorad fallen, brachte sie uns auch hier sicher wieder aus der Kurve heraus.

Mir war speiübel. Wenn das so weiter ging, müsste ich mich noch während der Fahrt übergeben...Und es ging so weiter. Vor uns lag ein Slalom aus Kurven, die steil nach unten führten. Wir mussten uns von links, nach rechts lehnen, von rechts nach links, von links wieder nach links und von dort nach rechts. Wieder und wieder, bis ich wirklich kurz davor war mich übergeben zu müssen. Ein Blick in den Außenspiegel verriet, dass wir die Männer zwar nicht abgehängt, dafür aber genügend Abstand zu ihnen geschaffen hatten, um uns wenigstens einen Moment in Sicherheit wiegen zu können. Als ich fast der Überzeugung war, wir könnten eine reale Chance haben, ihnen zu entkommen, kam plötzlich ein weiteres Mottorad aus dem Gebüsch geschossen und folgte uns dicht. Auf ihm saßen zwei Personen. Ein Fahrer und eine Person, die hinten drauf saß und eine Pistole auf uns gerichtet hatte.

Ein Schuss ertönte. Er verfehlte uns. Ein weiterer Schuss war zu hören. Ich zuckte zusammen. Obwohl ich kaum etwas sah, war ich mir sicher, dass dieser Schuss uns nur knapp verfehlt hatte. Während ich vor lauter Panik kaum noch denken konnte, ließ sich Angelina nicht aus der Ruhe bringen. Sie nahm die Kurven immer noch so zuverlässig und sicher, wie davor, nur dieses Mal beschleunigte sie das Tempo nicht.

Magie oder Schicksal? (3.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt