Kapitel 195

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Wincent

,,Ehm", stammle ich und schaue Tommy unsicher an. ,,Wie kommst du denn darauf?", fragt Mama und kommt zu uns. ,,Mama war es oder?", haut er einfach raus, ohne groß zu überlegen. ,,Tommy, woher weißt du das?", frage ich einfühlsam und knie mich ein bisschen runter um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. ,,Ich habe sie telefonieren gehört. Ich weiß man soll nicht lauschen, aber das war nicht für extra", murmelt er und spielt sich nervös an den Fingern herum. ,,Komm mal mit, wir setzen uns mal hin", sage ich und schiebe ihn zum Sofa. ,,Und jetzt erzählst du uns bitte einmal was du gehört hast", sage ich einfühlsam. ,,Ich habe nur gehört wie sie sagt, ich werde Elli fertig machen. Sie wird schon sehen, wie weit sie damit kommt", murmelt er und ich sehe ihm an, wie er mit den Tränen kämpft. ,,Ach Großer, komm mal her", flüstere ich und breite meine Arme aus. Sofort schmiegt er sich an meine Brust. ,,Eine Frage, hat euch jemand etwas gemacht?", frage ich leise. ,,Nein, versprochen", flüstert er an meine Brust. ,,Gut", seufze ich und streichle ihm den Rücken. ,,Was ist jetzt eigentlich mit uns?", fragt er ängstlich. ,,Ihr bleibt jetzt erstmal bei uns. Wir finden schon einen Weg. Ich sorge schon dafür, dass ihr nicht weg müsst", lächelt Mum ihn beruhigend an. Sofort fängt er wieder an zu strahlen und wirft sich im meinen Hals. ,,Vielleicht bekommen wir es ja in Zukunft auch hin, öfters zu Hause zu sein", sage ich und drücke ihn nochmal fest an mich. ,,Hab dich lieb", kichert er und drückt mir einen Schmatzer auf die Wange. ,,Ich dich auch du Räuber", lache ich leicht und wuschle ihm durch die Haare.

Wenig später kommen auch die anderen wieder rein und allmählich verabschieden sich Mum und die Kids. Ich begleite sie noch zum Auto und helfe beim Tragen. Eigentlich wollten die Kinder hier schlafen, aber ich empfinde das als keine gute Idee. Denn ich weiß nicht, wie Elli die nächsten Stunden drauf sein wird. Seufzend schließt ße ich die Haustür hinter mir und laufe wieder rein. ,,Wollt ihr auch ein Bier?", frage ich die Jungs und laufe schon zum Kühlschrank. Lange sitzen wir noch zusammen und reden über das Geschehene, aber ich merke das ich das gerade brauche. Spät in der Nacht lege ich mich zu Elli und sofort sucht sie meine Nähe, die ich ihr natürlich gebe. Zu meiner Überraschung war die Nacht sehr ruhig. Sie hat die Nacht komplett durchgeschlafen und auch ich konnte einigermaßen gut schlafen. Als ich wach werde, sitzt sie neben mir am Bettende angelehnt und streichelt meinen Arm. ,,Morgen Kleine", sage ich leise und schaue sie besorgt an. ,,Schau nicht so", lächelt sie sachte und fährt durch meine Haare. ,,Ich mach mir nur Sorgen um dich", flüstere und setze mich auch auf. ,,Ich gebe mein Bestes okay?", murmelt sie und schaut mich intensiv an. ,,Das weiß ich. Was anderes habe ich auch nicht von dir erwartet", schmunzle ich und hauche ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.

,,Ich frag nur ungern Wince, aber könntest du mir vielleicht helfen?", fragt sie leise als ich mir frische Klamotten hole. ,,Elisa", seufze ich und schaue sie einen Moment sauer an. ,,Wenn du Hilfe brauchst, bekommst du diese natürlich. Ich mache das gerne", sage ich eindringlich. ,,Tut mir leid", murmelt sie. ,,Schon gut, aber merk dir das bitte. Wobei brauchst du denn Hilfe?", frage ich leise und lege meine Kleider auf dem Bett ab. ,,Das Laufen funktioniert glaub nicht so. Meine Arme tun unheimlich weh." ,,Warte, ich hol den Rollstuhl", sage ich und laufe in den Flur. Als ich ihr aus dem Bett helfen möchte, zischt sie schmerzerfüllt auf. Sofort setze ich sie wieder ab. ,,Tut mir leid, ich möchte dir keine Schmerzen verursachen, aber ich muss dich ja irgendwo anfassen", sage ich leise. ,,Schon gut", lächelt sie leicht. Nachdem wir beide angezogen sind, gehen wir runter und finden die Jungs auch schon vor. Der Tag haben wir viel zu Hause verbracht und wir haben sogar wirklich ein paar Fotos geschossen. Elli ging es recht gut über den Tag über. Ich weiß nur nicht, ob sie es einfach nur verdrängt. Später am Abend haben wir noch unsere Koffer für den letzten Konzertabschnitt gepackt, da wir jetzt erstmal nicht mehr nach Hause fahren werden.

Mittlerweile sitzen wir schon im Auto und fahren zum nächsten Konzert. Da wir eine recht lange Autofahrt vor uns haben, sind wir schon mitten in der Nacht losgefahren. Gerade haben wir 5:00 Uhr und wir sind seit einer Stunde unterwegs. Mats und Noah pennen seit der Abfahrt hinten, aber Elli ist hellwach und futtert Schokolade. ,,Willst du nicht noch ein bisschen schlafen", schmunzle ich und schaue kurz zu ihr rüber. ,,Nein, hab ja früh geschlafen", sagt sie leise. So vergehen die nächsten sieben Stunden auch recht gut. Kurz bevor wir Villingen-Schwenningen ankommen wird Elli neben mir total unruhig. ,,Hey was ist los?", frage ich besorgt und greife nach ihrer Hand. ,,Hast du mal gesehen, wie ich ausschaue", sagt sie mit weinerlichem Unterton. ,,Was sagen wir denn?", wimmert sie leise. ,,Du beruhigst dich jetzt erstmal. Wenn ich ehrlich bin würde ich sagen, wir sagen die Wahrheit. Das komplette Team weiß ja über deine Ängste bezüglich deines Vaters bescheid. Und so müssten wir immer aufpassen was wir sagen", sage ich einfühlsam. ,,Du hast recht. Kannst du es vielleicht übernehmen? Ich kann das glaub nicht", flüstert sie. ,,Ja klar", lächle ich aufmunternd. Am Gelände angekommen halte ich am Bus und helfe Elli in den Rollstuhl.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt