Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr sieht

Kapitel 123

Elli

Drei Tage ist mein Auftritt im Kölner Treff nun schon her und die Nachrichten und Kommentare, die ich seither bekomme sind einfach unglaublich. Diese Nachrichten bekomme ich nicht nur von meinen Followern, sondern von den unterschiedlichsten Personen, die die Sendung geschaut haben. Sie bewundern mich für meine Stärke, nehmen mich als Vorbild oder wünschen mir einfach alles Gute. Viele schreiben mir auch ihre Geschichten, die teilweise auch so geendet sind wie meine. Es ist einfach ein tolles Gefühl zu lesen wenn mich jemand als Vorbild sieht. Das bestärkt mich nochmal auch und zeigt mir, dass ich das schaffen werde, egal wie das hier ausgehen wird. Im Moment liege ich noch im Hotelzimmer in Hannover und lese mal wieder einige Nachrichten. Wincent kam vor 20 Minuten aus dem Fitnessstudio und steht gerade unter der Dusche. Gerade lese ich eine Nachricht von einer Mama, deren 16 Jährige Tochter durch ein Unfall von vor einem an den Rollstuhl gefesselt ist. Durch Zufall hat sie die Sendung geschaut und war überrascht, denn ihre Tochter ist ein riesiger Fan von Wincent und hört auch meine Musik. Sie schreibt, dass ihre Tochter mich als Vorbild nimmt, obwohl sie schon viel länger im Rollstuhl sitzt. Aber sie hat sich immer geschämt raus zu gehen und sich so zu zeigen. Nun meinte sie zu ihrer Mama, dass wenn ich mich traue, mich so vor der Kamera zu zeigen, wird es auch schaffen. Seit drei Tagen sei sie wie ausgewechselt und wäre öfters draußen gewesen als im vergangenen Jahr. Das berührt mich gerade so sehr, dass ich gar nicht anders kann als los zu weinen. Vor lauter Rührung kommen mir die Tränen und ich kann nicht anders als sie fließen zu lassen. ,,Schatz, hey was ist denn los?", nehme ich plötzlich Wincents besorgte Stimme neben mir. Ich habe gar nicht mitbekommen wie er aus den Bad kam und sich neben mich gesetzt hat. ,,Nichts schlimmes", flüstere ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,So schaut es aber nicht aus", erwidert er leise. Ich drehe einfach meinen Laptop, so dass er die Nachricht lesen kann.

Während er die Nachricht liest, beobachte ich ihn ganz genau und beruhige mich wieder. Auch er bekommt augenblicklich Tränen in die Augen. ,,Da siehst du mal was du alles erreichen kannst", flüstert er und zieht mich in seine Arme. ,,Es ist so ein schönes Gefühl. Jetzt bin ich mir zu 100% sicher, dass ich wieder zurück möchte", erwidere ich leise und kuschle mich an seine nackte Brust. ,,Ich glaube auch, dass es dir gut tun wird", flüstert er mir ins Ohr und haucht einen Kuss auf die Schläfe. So bleiben wir noch kurz liegen und genießen unsere Zweisamkeit, die in den letzten Tagen leider zu kurz kam. ,,Wir müssen uns fertig machen und dann auch noch packen. Heute Nacht geht es ja noch nach Berlin", löst sich Wincent wieder von mir. ,,Morgen ist ja der Dreh mit VW oder?", frage ich und setze mich auch wieder auf. ,,Ja genau, wir werden auch einige Zeit im Auto sitzen", lacht er und zieht sich einen Hoodie über. ,,Es geht nach München oder?" ,,Starten tun wir in Berlin, dann fahren wir über Bielefeld nach München", erklärt er und packt seine Sachen in den Rucksack. ,,Fahr ich dann überhaupt mit dir oder wie machen wir das?", frage ich nochmal nach und setze mich in den Rollstuhl. ,,Wir fahren alle zusammen. Anna und Noah fahren auch mit uns." ,,Okay, dass wird eine lange Fahrt", seufze ich und fange an meine Sachen einzuräumen. ,,Joar, ich schätze wir sind rund 10 Stunden unterwegs. Plus die Ladestopps an denen noch Interviews durchgeführt werden." ,,Oh je, denkst du, du schaffst die 10 Stunden?", frage ich besorgt. ,,Wird schon klappen. Fahr ja nicht zum ersten Mal so lange", gibt er von sich. Nachdem wir uns fertig gemacht haben, sammeln wir Noah ein und machen jns auf den Weg zu seinem Termin.

Dort angekommen werden wir mal wieder von allen begrüßt und diesmal ist es eher ein kurzes Interview. Wincent redet ein bisschen über die vergangene Zeit und über sein neues Album. So sitzen wir schon um 16:00 Uhr im Auto und fahren nach Berlin. Wir kommen ohne große Probleme drei Stunden später in Berlin an. Nachdem wir mit Anna geschrieben haben beschließen wir noch alle etwas essen zu gehen. Das Essen halten wir aber relativ kurz, denn Wincent muss morgen mehr als fit sein. Um 20:30 Uhr verabschieden wir uns von Anna und machen uns auf den Weg zum Hotel. Dort lassen wir uns auch gleich ins Bett fallen. ,,Ich bin so froh das du dabei bist", sagt er plötzlich als ich mich an ihn kuschle. ,,Und ich bin froh, dass ich dabei sein kann", erwidere ich genauso leise. ,,Ich würde dich überall mit hin nehmen", murmelt er und verwickelt mich in einen intensiven Kuss, den ich nur zu gern erwidere. So passiert es, das wir unsere Kleider verlieren und uns seit einer langen Zeit wieder ganz nah sein können. ,,Ich liebe dich so sehr", bringt Wincent unter schwerem Atmen heraus als er sich wieder neben mich sinken lässt. ,,Ich liebe dich auch", flüstere ich ebenfalls außer Atem. ,,Du glaubst mir gar nicht wie sehr ich das alles vermisst habe", sprich er plötzlich. Verwirrt schaue ich ihn an. ,,Willst du mir gerade sagen, dass du nur unseren Sex vermisst hast", kichere ich. ,,Den auch", grinst er verschwitzt und küsst mich nochmal innig. ,,Was ich eigentlich meinte, ist wie wir gerade sind", erwidert er. Stirnrunzelnd schaue ich ihn an. ,,Was ich damit sagen will ist, dass ich vermisst habe, wie wir gerade wieder werden. Ich habe das Gefühl als seien wir momentan wieder richtig glücklich und genießen einfach das Leben. Ich liebe es auch zu sehen, wie du dich entwickelst. Du wirst jeden Tag immer mehr wieder diese lebensfrohe Person, die ich über alles liebe. Du strahlst immer mehr und wenn du lächelst geht in mir die Sonne auf. Ich habe es einfach vermisst wie du gestrahlt hast, wie du gelacht hast, wie du singend die Wohnung beschallt hast, wie du verträumt in meinen Armen lagst und wir über den dümmsten Blödsinn gelacht haben. Ich habe diese Unbeschwertheit vermisst, die wir immer mehr zurückbekommen", flüstert er und streichelt meine Wange. Gerührt von seinen Worten, steigen mir schon wieder die Tränen in die Augen. ,,Nicht weinen Kleine", murmelt er und küsst mir die Tränen aus dem Gesicht. Aber ich merke, dass auch er ganz gerührt ist.