Kapitel 198

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Elli

Als wir das Geschäft betreten, herrscht eine leichte Aufgeregtheit bei den Kindern. ,,Wo gehen wir als erstes hin?", fragt Tommy aufgeregt. ,,Wir gehen jetzt einfach mal nach oben und laufen durch die Ausstellung", antworte Wincent. ,,Fährt jemand mit mir Aufzug?", frage ich als sie sich alle mit Wincent in Richtung Treppe bewegen. Von allen ernte ich ein Kopfschütteln. Kichernd rolle ich zum Aufzug und fahre nach oben. Als ich oben ankomme, sehe ich Wincent mit zwei Mädels ein Foto machen. Die Kinder stehen daneben und beobachten sie ganz genau. Mich schauen die beiden nur ganz kurz an und laufen dann weg. ,,Okay", sage ich gedehnt und schaue Wincent verwirrt an. ,,Frag nicht, irgendwie waren sie seltsam", winkt er ab und läuft mit den Kids vor. Während die Kinder und Wincent quasi zur Kinderabteilung rennen, schaue ich mich in aller Ruhe um. ,,Elli, komm jetzt", ruft Leo. ,,Jaja, komme ja schon", grinse ich und rolle weiter. Schmunzelnd wartet Wincent auf mich. ,,Wie aufgeregt sie sind", lacht er und läuft mit mir weiter. In der Kinderabteilung angekommen, schauen wir uns alle erstmal um und Tommy hat sich recht schnell entschieden, aber Leo kann sich nicht entscheiden, welches Bett sie möchte. Wincent ist gerade bei Tommy und schreibt sich die Nummern von seinen Möbeln auf, während ich bei Mila stehe und mir einen ganz süßen Schreibtisch anschaue. ,,Elli, das ist soooo schön", strahlt sie und klettert von einem Bett herunter. Es ist ein ganz niedliches Hausbett mit zwei kleinen Stufen. ,,Hast du dich schon entschieden?", lächle ich und deute auf das Bett. ,,Bekomme ich das?", fragt sie schüchtern, aber mit leuchtenden Augen. ,,Wenn du möchtest." Strahlend nickt sie und fällt mir um den Hals.

Schnell mache ich ein Foto von der Nummer und wende mich wieder zu Mila. ,,Wie gefällt dir denn der Schreibtisch hier?", frage ich. ,,Der ist schön, bekomme ich auch einen?", fragt sie wieder schüchtern. ,,Klar, du malst und bastelst ja so gerne und nächstes Jahr brauchst du eh einen." ,,Der ist wunderschön", lächelt sie, also notiere ich mir auch dazu die Nummer. ,,So, Schrank, Regale und Kommoden haben wir für dich ja schon ausgesucht. Lass uns mal zu Leo gehen", sage ich zu Mila und deute auf Leo, bei der schon Wincent steht. ,,Hast du was gefunden?", frage ich Tommy. ,,Ja, total coole Sachen", strahlt er. ,,Toll und wie sieht es bei dir aus?", wende ich mich an Leo, die neben Wincent an einem kleinen Tisch sitzt. ,,Das hier?", kichert sie und deutet auf ein Hochbett, mit einem kleinen Sofa darunter. ,,Dann darf sich Wincent aufs Betten beziehen freuen", lache ich. ,,Wieso ich?", fragt er gleich und schaut von seinem Zettel hoch. ,,Wie soll ich da hochkommen?", frage ich schmunzelnd. ,,Ach das bekommen wir schon hin", meint Leo und schlingt ihre Arme um meinen Hals. Lachend erwidere ich ihre Umarmung. Nachdem wir noch ein paar Dinge zum Dekorieren und für die Betten eingepackt haben, gehen wir zur Kasse und Wincent organisiert die Lieferung.

Währenddessen habe ich mit den Kindern eine Runde Eis geholt. ,,Die Möbel werden morgen zwischen 12-14 Uhr geliefert", kommt uns Wincent entgegen. ,,Schon?", fragt Tommy mit großen Augen. ,,Ja und deswegen geht es gleich weiter in den Baumarkt, Farbe aussuchen", schmunzelt Wincent. ,,Dann mal los", antwortet Leo, worauf wir alle lachen müssen. 20 Minuten später erreichen wir den Baumarkt und wir steigen wieder aus. ,,Geht mal kurz vor", ruft Wincent und wendet sich an mich. ,,Hättest du was dagegen wenn wir gleich als Überraschung ins Spielzeuggeschäft fahren?" Als ich ihn fragend anschaue, spricht er weiter. ,,Sie haben ja auch ein paar Spielsachen bei Mum, deswegen könnten wir ja mal schauen", zuckt er mit den Schultern. ,,Können wir mache, glaub du freust dich aber am meisten", lache ich. ,,Eventuell", grinst er und küsst mich kurz. ,,Komm, die Kids warten", kichert er und löst sich wieder von mir. In der Farbabteilung herrscht mal wieder eine kleine Aufregung. Nach einwenig hin und her, hat sich Tommy für ein sanftes Grün, Leo für ein helles Flieder und Mila für ein Altrosa entschieden. Wie abgemacht fahren wir noch zu einem Spielzeuggeschäft und die Kinder dürfen sich etwas aussuchen.

,,Komm, wir suchen mal Tommy und Wincent", sage ich zu den Mädels als wir ihren Wagen voll haben. Tommy finden wir recht schnell und er kommt uns mit einem Skateboard entgegen. ,,Wo hast du denn Wincent gelassen?", frage ich. ,,Ich war mit ihm unterwegs und er meinte, ich soll mir ein Skateboard aussuchen, er würde weiter schauen", antwortet er. ,,Okay, dann lass uns mal schauen", sage ich. Ein wenig später finden wir ihn in der Lego Abteilung vor. ,,Ehm Schatz, warum liegt da ein Set für 16-jährige im Wagen. Tommy wird in ein paar Wochen 12", lache ich. ,,Das ist ja auch nicht für Tommy", grinst er und greift nach dem Einkaufswagen. ,,Ach, ist das für mein kleines Baby?", frage mit einer Babystimme, worauf die Kinder anfangen zu lachen. ,,Lass mich", schmollt Wincent und läuft weiter. Da wir heute Abend noch einiges vorhaben, setzen wir die Kinder unterwegs bei Angela ab. Als wir zu Hause parken, sehen wir schon Marco vor der Haustür stehen. ,,Moin", ruft er direkt als wir aussteigen. ,,Moin, danke fürs helfen", sagt Wincent und schlägt bei ihm ein. ,,Kein Ding, ich helfe gerne", lächelt er. Zu erst tragen wir erstmal alles rein und die Jungs verteilen es in den einzelnen Zimmern. ,,Hast du schon was gegessen?", frage ich Marco als sie wieder runter kommen. ,,Nein, bin gleich nach der Arbeit hergekommen", antwortet er. ,,Gut, dann koche ich uns mal was", lächle ich und laufe in die Küche. ,,Ah geil", strahlt Marco.

Während die Jungs nach oben gehen und anfangen die Zimmer zu streichen, fange ich an uns eine Lasagne zuzubereiten. 45 Minuten später rufe ich die Jungs und decke den Esstisch. ,,Na, wie weit seid ihr?", frage ich als ich Marco die Salatschüssel reiche. ,,Also Tommys und Milas Zimmer sind zur Hälfte fertig und dann nur noch das dritte", antwortet Wincent. ,,Wie macht ihr das jetzt eigentlich mit den Kleinen, wenn ihr weg seid?", fragt Marco. ,,Wenn wir daheim sind, sind sie hier bei uns. Wenn wir weg sind, sind sie entweder bei Angela oder Shay hat auch angeboten mit ihnen dann hier her zu kommen. Aber wir haben auch eine Nanny eingestellt, sie sich viel um die beiden kümmern wird", erkläre ich. ,,Ja stimmt, wir haben sie von Kollegen empfohlen bekommen. In drei Tagen kommt sie zum Probearbeiten", wirft Wincent ein. ,,Sie wird vor allem auch da sein, wenn ich mit ihnen alleine bin. So ganz mobil bin ich ja immer noch nicht", ergänze ich. ,,Ich finde es toll das ihr sie aufnimmt und auch das deine Mum so dahinter steht", lächelt Marco. ,,Ja, darüber bin ich auch froh. Ich würde nie damit fertig werden, sie weggeben zu müssen. Lieber würde ich mit der Musik aufhören und normal arbeiten gehen", seufze ich. ,,Das bekommen wir schon hin", lächelt Wincent zuversichtlich.

Nach dem Essen räume ich die Küche auf und die Jungs machen oben weiter. Gerade als ich mich kurz ausruhen möchte, ruft mich Wincent nach oben. Als ich oben ankomme, begrüßen mich die zwei strahlend. ,,Wir sind fertig", strahlt Wincent und deutet auf Milas Zimmer, das genau neben unserem Schlafzimmer ist. ,,Wow, ist das eine schöne Farbe", schwärme ich und gehe weiter zu den anderen Zimmer. ,,Ich glaube Tommy feiert es, das sein Zimmer am weitesten weg ist", lache ich als ich seine Tür schließe. Als wir wieder nach unten kommen, trinken die Jungs noch ein Bier, bevor sich Marco verabschiedet. ,,Bin dann morgen so gegen 12:00 Uhr da", sagt er als er sich verabschiedet. ,,Ich kann dich auch anrufen, wenn die Möbel da sind", wirft Wincent ein. ,,Nein, ich komm gleich her", antwortet er und nimmt mich kurz in den Arm. Wincent und ich haben den restlichen Abend noch ein wenig auf dem Sofa ausklingen lassen, bevor wir ins Bett gegangen sind. Am nächsten Morgen werden wir gleichzeitig wach und gehen nach unten und frühstücken erstmal in aller Ruhe. ,,Ich mach mich dann mal für die Therapie fertig", sage ich und küsse ihn kurz. ,,Mach das, ich räum schnell die Sachen weg", antwortet Wincent und steht auch auf.

Pünktlich um 11:30 Uhr betrete ich Manuels Praxis und er begrüßt mich schon breit grinsend. ,,Wie ich sehe, läufst du jetzt auch schon öfters", strahlt er und kommt auf mich zu. ,,Ja, immer wenn es möglich ist", lächle ich und begrüße ihn mit einer kurzen Umarmung. ,,Was hast du eigentlich mit mir vor?", frage ich neugierig als wir in den Behandlungsraum laufen. ,,Das wirst du gleich sehen?", zwinkert er. ,,Setz dich ruhig erstmal hin", sagt er und geht in den Nebenraum. Als er wieder zurückkommt, hält er irgendwas hinter seinem Rücken und grinst mich an. ,,Was hast du da?", frage ich neugierig. ,,Ta-da", strahlt er und holt zwei Krücken hinter seinem Rücken hervor. ,,Sind zwar nicht rosa, wie dein Flitzer, aber sie sind auch gut", zwinkert er. ,,Meinst du das ernst?", frage ich mit großen Augen. ,,Du bist soweit. Schau mal, du stehst schon so gut frei und das laufen am Rollator oder an der Hand klappt so unfassbar gut", spricht er und schaut mich eindringlich an. Quietschend stehe ich auf und kann gar nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen. ,,Danke danke danke", flüstere ich und kämpfe mit den Tränen. ,,Du musst dich doch nicht bei mir bedanken. Du ganz allein hast das geschafft", lacht er. ,,Aber du hast ein ganzes Stück dazu beigetragen", lächle ich.

Also verbringen wir die nächsten 1 1/2 Stunden damit ein bisschen mit den Krücken zu üben. Zwar muss mich Manuel noch stützen, aber es klappt schon so unfassbar gut. ,,Du überrascht mich jedes Mal wieder aufs neue. So eine starke, disziplinierte Patientin hatte ich noch nie", strahlt Manuel als wir auf Wincent warten. ,,Danke", sage ich gerührt und schnappe meine Sachen. ,,Moin, bist du fertig?", fragt Wincent als er reinkommt. ,,Ja", lächle ich und küsse ihn zu Begrüßung. ,,Moment, du hast was vergessen", ruft Manuel und reicht Wincent meine Krücken. ,,Weiter üben", lächelt er mich an. ,,Euer Ernst?", fragt Wincent strahlend. ,,Doch", lächle ich. ,,Du glaubst echt nicht, wie stolz ich auf dich bin", flüstert er gerührt und küsst mich liebevoll. ,,Du kannst allemal stolz auf sie sein", lächelt Manuel. ,,Nur aufpassen wenn ihr zu Hause übt, muss sie noch ein bisschen gestützt werden", ergänzt er. Nachdem wir uns verabschiedet haben, fahren wir nach Hause. ,,Kommst du gleich mal mit nach oben?", fragt Wincent schmunzelnd und stellt meine Tasche und Krücken im Flur ab. ,,Ja", lächle ich und werde im nächsten Moment hochgehoben. ,,Wincent", rufe ich erschrocken. ,,So geht es jetzt schneller", lacht er und läuft nach oben. Als ich in Milas Zimmer komme, trifft mich fast der Schlag.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt