Kapitel 211

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Elli

,,Was ist mit Wincent?", frage ich alarmiert und schnappe mir meinen Rollator. ,,Ich glaube er weint", sagt Leo leise. ,,Okay, bleibt ihr bitte mal hier", antworte ich genauso leise. Als ich in ihr Zimmer komme, schaut mich Tommy besorgt an. ,,Tommy, geh bitte zu den Mädels." Er folgt meiner Bitte und ich schließe die Tür hinter mir. Langsam gehe ich zum Bett und setze mich drauf. Wincent zittert am ganzen Körper und weint wirklich. ,,Schatz, aufwachen", sage ich sanft und rüttle ihn vorsichtig an der Schulter. Plötzlich streckt er und schaut sich verwirrt um. ,,Wo bin ich?", stammelt er und schaut mich ängstlich an. ,,Du bist bei den Kindern eingeschlafen", antworte ich sanft und lege eine Hand an seine Wange. ,,Sind wir alleine?", fragt er ängstlich. ,,Natürlich sind wir allein Schatz.Nur die Kinder sind hier. Du brauchst keine Angst zu haben", flüstere ich und wische ihm die Tränen aus dem Gesicht. ,,Ich habe so Angst", haucht er kaum hörbar. ,,Ich bin hier Wincent und ich verspreche dir, es wird dir hier niemand etwas antun", sage ich eindringlich und nehme sein Gesicht in meine Hände. ,,Du schwitzt ja total." Langsam nickt er. ,,Pass auf, wir gehen jetzt rüber und du springst schnell unter die Dusche und dann reden wir okay?", sage ich so einfühlsam wie möglich. ,,Okay", erwidert er heißer und wischt sich mit seinem Arm den Schweiß von der Stirn. ,,Geht ihr bitte wieder ins Bett", sage ich zu den Kindern und schicke sie wieder rüber. ,,Geht es dir gut Winnie?", fragt Leo. ,,Ja, habe nur schlecht geträumt", antwortet er. Während er duschen geht, bringe ich die Kleinen wieder ins Bett. ,,Träumt was schönes, hab euch lieb", sage ich als ich die Tür hinter mir anlehne.

Ich lege mich wieder ins Bett und warte auf meinen Mann und überlege schonmal wie ich an ihn rankommen könnte. ,,Da bin ich", sagt er leise und kommt mit einem Handtuch um der Hüfte aus dem Badezimmer. ,,Das tat gut oder?", frage ich sanft. ,,Ja", lächelt er leicht. Er zieht sich eine Boxershorts an und kommt zu mir ins Bett. ,,Wince, ich hoffe du weißt, dass du immer mit mir reden kannst oder?" ,,Ja, aber mir ist das so peinlich", murmelt er und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. ,,Vor mir braucht dir nichts peinlich sein, vor allem nicht deine Ängste", rede ich auf ihn ein. ,,Darf ich dich mal was fragen?", frage ich nach einer kurzen Stille vorsichtig. Langsam dreht er sich zu mir um und nickt. ,,Ist es dir unangenehm wenn ich die anfasse", frage ich nach kurzem Zögern. ,,Nein", sagt er sofort und setzt sich auf. ,,Du musst mir glauben", erwidert er energisch. ,,Shh, alles gut. Ich glaub dir doch. Ich war mir nur unsicher, weil du ja so Angst hast", sage ich und lege eine Hand auf seinen Arm. ,,Deswegen habe ich keine Angst. I..ich stell mir nur die ganze Zeit vor, was sie noch mit mir hätte anstellen können. Was ist, wenn es nochmal passiert und dann..dann noch schlimmer", stammelt er. ,,Wince, Schatz, das wird nicht nochmal passieren. Die Polizei hat Emilia doch festgenommen. Sie sitzt bis auf weiteres erstmal in U-Haft. Dir wird nichts mehr passieren." ,,Und wenn es mit jemand anderes passiert", wimmert er. Ah da ist der Knackpunkt. ,,Ich habe einfach Angst, jemand anderes zu vertrauen. Was ist, wenn mir so etwas nochmal passiert, nur mit jemand anderem", flüstert er und schaut mich mit Tränen in den Augen an.

,,Du musst wirklich mit unserem Therapeut darüber reden. Du musst das verarbeiten, sonst macht es dich noch kaputt und ich brauche dich noch Wince. Aber eins verspreche ich dir, ich bin immer für dich da und ich werde dich beschützen. Okay, so gut ich kann", kichere ich am Ende. ,,Das würde ich gerne sehen", schmunzelt er und legt eine Hand an meine Wange. ,,Ich kann zur Furie werden", grinse ich und rücke näher zu ihm. ,,Aha", grinst er ebenfalls. ,,Vor allem wenn es um dich geht", schmunzle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Aber versprich mir bitte, sprich darüber und verschließ dich nicht okay? Und lass deine Gefühle zu", sage ich nochmal ernster. ,,Ja, versprochen", antwortet er leise und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Mir tut irgendwie alles weh", haucht er leise. ,,Du brauchst einfach noch viel Ruhe. Das ist nicht in zwei/drei Tagen gegessen." ,,Ich will euch den Urlaub nicht vermiesen", flüstert er. ,,Das machst du nicht, wenn du dich ausruhst. Wir machen uns einfach ganz entspannte Tage, das tut uns allen gut. Und wenn es dir zu viel wird oder deine Gefühle hochkommen, kommst du zu mir okay?", sage ich eindringlich. ,,Versprochen", antwortet er. Ich rücke näher an ihn und kuschle mich an seine Brust. Während wir uns gegenseitig streicheln und uns Halt geben, schlafen wir auch kurz darauf ein.

Nach dem Frühstück gehen wir gleich wieder an den Strand und verbringen dort die nächsten Stunden. Ich habe das Gefühl, dass das Gespräch von letzter Nacht in ihm irgendwas ausgelöst hat. Denn wenn er jetzt mit den Kids lacht oder lächelt, ist es sein wahres Lächeln. Zwischendurch hat er immer mal ein paar Minuten, in denen er eher ruhig ist, aber das ist verständlich. In diesem Momenten versuche ich ihm Halt zu geben und einfach für ihn da zu sein. Mittlerweile sitzen wir schon beim Mittagessen und ich lasse mir meinen Salat schmecken. ,,Elli, wir wollten dich was fragen", strahlt mich Tommy an. ,,Was denn?", schmunzle ich und lege die Gabel zur Seite. ,,Es gibt hier so einen coolen Wasserpark. Können wir da hinfahren", schaut er mich mit großen Augen an. ,,Können wir gerne machen", antworte ich und ernte Begeisterung. ,,Yeah", rufen Tommy und Wincent und geben sich ein High-Five. ,,Dann gehen wir mal hoch und packen unsere Sachen ein", sage ich als wir unser Geschirr wegräumen. Die Kinder rennen schonmal vor zum Aufzug und ich wende mich an Wincent. ,,Geht es bei dir wenn wir da hin fahren?", frage ich leise. ,,Ja, mir gehts gut, ehrlich. Und so anstrengend ist es ja nicht", lächelt er mich an. Oben packe ich unsere Schwimmsachen zusammen und währenddessen organisiert uns Wincent ein Shuttle.  Nach einer 30 Minütigen Autofahrt kommen wir am Wasserpark an und gehen rein.

Während Wincent mit Tommy sich umziehen geht, gehe ich mit den zwei Mädels. Als wir aus der Umkleidekabine kommen, werden wir schon von unseren Männern erwartet. ,,Dann lass uns mal ein schönes Plätzchen suchen", lächelt Wincent und nimmt mir meine Tasche ab. Ich scanne ihn kurz ab. Lächelnd beiße ich mir auf die Unterlippe. Mit den Badehosen und der Capi sieht er einfach nur zum anbeissen aus. ,,Ist was", schmunzelt er. ,,Ach nichts", winke ich lachend ab. Provozierend wackelt er mit seinen Hüften. ,,Du Spinner", lache ich und folge ihnen. Wir finden eine schöne große Liege unterhalb der Palmen. Wir machen es uns bequem und schon rasen die Kinder mit Wincent los. ,,Wartet mal kurz", lacht Wincent und stoppt sie. ,,Kommst du mit?" ,,Ja gerne. Ich glaube da vorne kann ich mich ins Wasser setzen", sage ich und zeige auf eines der Becken. ,,Dann mal los", grinst er und hebt mich im Brautstyle hoch. Er setzt mich am Becken ab und ich setze mich hin. Da es nicht tief ist und mir das Wasser da nur bis zu den Knien geht, kann Mila bei mir bleiben und die anderen stürmen los. Während ich ein bisschen mit Mila spiele, sausen die anderen die verschiedensten Rutschen runter. ,,Ich setz mich auch mal hin", grinst Mila und setzt sich neben mich. ,,Du schaust mit deiner Sonnenbrille so cool aus", lache ich und stupse sie auf der Nasenspitze an. ,,Und du schaust so schön aus", lächelt sie und lehnt sich an mich. ,,Danke Maus", schmunzle ich und lege einen Arm um sie. Mittlerweile schäme ich mich auch nicht mehr für meine Narben und trage meine Bikinis mit Stolz.

,,Können wir Leo bei euch lassen?", steht Wincent plötzlich neben uns. ,,Klar", sage ich und schon sind sie schon wieder weg. ,,War das cool", seufzt sie und setzt sich neben mich. ,,So schaust du auch aus", lache ich und deute auf ihren verstrubbelten Haare. ,,Hast du keine Lust mehr?" ,,Wincent und Tommy wollen auf steilere Rutschen gehen. Und Wincent will auf die da", sagt sie und deutet auf eine sehr sehr hohe mit freiem Fall. ,,Ehm, ich glaube nicht, dass Tommy darauf darf", sage ich und muss schlucken. Wincent und sein Adrenalin, da werde ich auch kein Freund mehr von. ,,Das wissen sie. Er schaut dann zu", sagt sie schulterzuckend. Irgendwann kommen meine zwei Lieblingsjungs über beide Ohren strahlend zurück. ,,So wie ihr ausschaut, hat es Spaß gemacht", lache ich. ,,War geil oder?", grinst Wincent Tommy an. Nickend schlägt dieser bei ihm ein. Zurück auf der Liege essen wir ein bisschen Obst und ich mache Leo einen neuen Flechtzopf, da sie durch das Rutschen total die abstehenden Haare hat. Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht haben, ziehen die anderen nochmal los. Gegen 17:00 Uhr fahren wir wieder zurück ins Hotel und machen uns für das Abendessen fertig.

Nachdem Abendessen sind wir wieder ein bisschen spazieren gegangen und diesmal bin ich derjenige der die Kinder ins Bett bringt. Als ich mit der 3. Seite fertig bin, schlummern alle tief und fest. Lächelnd drücke ich allen einen Kuss auf die Wange und gehe wieder rüber. Als ich die Tür hinter mir anlehne, schaue ich mich verwirrt um. Wo ist denn Wincent? Ich habe gar keine Zeit mir Sorgen zu machen, denn plötzlich geht die Zimmertür auf und er kommt rein. ,,Wo warst du denn?" ,,Überraschung", lächelt er und kommt mir einem Tablett rein. ,,Was hast du da?", frage ich neugierig. ,,Hab uns etwas Süßes bestellt und ein bisschen Wein", schmunzelt er und stellt alles auf dem Tisch ab. Jetzt erkenne ich was er besorgt hat. Erdbeerkuchen, Käsekuchen, Obst, Schokopudding und eine Flasche Weißwein. ,,Womit habe ich das denn verdient", lächle ich und drehe mich zu ihm um, er zieht sich gerade aus. ,,Du hast dich die letzten Tage so rührend um mich gekümmert und so einen gemütlichen Abend zu zweit haben wir uns verdient", sagt er lächelnd und stellt das Tablett ins Bett. Schmunzelnd ziehe ich mich auch um und lege mich neben ihn. Wir schauen auf dem Laptop unsere Serie weiter und genießen das leckere Essen und den Wein. Wir bekommen gar nicht viel mit, denn wir reden über alles Mögliche. Irgendwann spät in der Nacht, schlafen wir eng aneinander gekuschelt ein.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt