Kapitel 234

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Elli

Gestern Abend sind wir nach dem ereignisreichen Tag noch nach München aufgebrochen. Der Abschied gestern viel allen nochmal schwerer als sonst, aber das ist ja auch verständlich. Wincent hat die komplette Fahrt über die ganze Zeit gestrahlt. Seit heute Morgen sind wir bei den Jungs im Studio. Zum Arbeiten sind wir noch gar nicht gekommen, da wir erstmal über die letzten Wochen gesprochen haben. Gerade sind Wincent und ich alleine im Studio, da die Jungs alle kurz weg mussten. Ich zögere einen Moment und gehe dann doch seufzend zu meinem Rucksack und hole zwei Verpackungen heraus. ,,Schatz, hast du einen Moment?", frage ich und laufe zu Wincent in Kevins Aufnahmezimmer. Er sitzt gerade am Computer und hört sich die Demos aus Bali an. ,,Ja", sagt er und dreht sich zu mir um. Unsicher halte ich die zwei Verpackungen in die Höhe. ,,Sind das Tests?", fragt er leise. Leicht nicke ich und schaue ihn an. ,,Ich wollte sie nun machen. Ich halte diese Ungewissheit einfach nicht mehr aus", seufze ich. ,,Geht es denn?", fragt er mit großen Augen. ,,Ja, ich müsste heute, spätestens morgen meine Periode bekommen." ,,Okay, dann lass es uns wagen", sagt er und steht auf. ,,Egal was dabei herauskommt, wir schaffen das okay?", sagt er sanft und zieht mich in seine Arme. ,,Ja, ich geh mal ins Badezimmer", antworte ich und gehe rüber auf die Toilette. Als ich rauskomme, steht Wincent in der Küche und führt sich nervös durch die Haare. ,,Oh man", murmelt er und setzt sich wieder seine Capi verkehrtherum auf. Ich lege die Tests verkehrtherum auf den Tisch und stelle den Wecker. ,,Und?", fragt er leise. ,,Wir müssen drei Minuten warten", sage ich leise.

Sachte zieht er mich in seine Arme und haucht mir einen Kuss aufs Haar. Ich kuschle mich enger an seine Brust und fange an zu zittern. ,,Es ist alles gut", flüstert er und streichelt mir durchs Haar. ,,Wie wird das eigentlich angezeigt?", fragt er. ,,Der eine hat Striche. Einer ist negativ, zwei sind positiv. Der andere steht schwanger oder nicht schwanger." Diese drei Minuten fühlen sich an wie Stunden. Als der Wecker klingelt, schrecken wir beide kurz zusammen. Langsam nehme ich die Tests in die Hände und atme tief ein-und aus. Ich drehe sie herum, und sofort durchströmen mich verschiedene Emotionen. Einerseits Erleichterung, aber auch ein bisschen Enttäuschung. ,,Negativ", hauche ich und lege die Tests zurück auf den Tisch. Als ich mich herumdrehe, läuft Wincent ins Aufnahmezimmer. Ich entsorge die Tests im Müll und folge ihm. Er steht am Fenster und schaut gedankenverloren nach draußen. ,,Schatz", sage ich leise und lege von hinten einen Arm um ihn. ,,Ich weiß, ich soll nicht so enttäuscht sein", flüstert er. ,,Doch, du darfst deine Gefühle offenlegen", erwidere ich und streichle über seinen Rücken. ,,Es wäre ja zu schön gewesen", seufzt er und zieht mich wieder an mich. ,,Winnie, irgendwann wird auch dieser Traum in Erfüllung gehen", flüstere ich und streichle über seine Wange. ,,Ich weiß", lächelt er sachte und küsst mich kurz liebevoll.

Nachdem wir noch ein bisschen geredet haben, steigt die Stimmung Gottseidank wieder als die Jungs zurückkommen und wir fangen wirklich an zu arbeiten. Zu allererst diskutieren wir ein wenig über die Demos, die die Jungs schon aufgenommen haben. ,,Was ich noch sagen wollte, eurer Song kommt ja mega gut an", wirft Matti ein. ,,Ja, das freut uns richtig. Mal schauen, ob wir demnächst nochmal so etwas in die Richtung machen", lächelt Wincent. ,,Wie sieht es eigentlich mit der Planung der Tour aus?", fragt Fabi der gerade dazu kommt. ,,Die laufen auf Hochtouren. Dieses Jahr haben wir ja neben der Hallentournee nur noch wenige Sommershows", antwortet Wincent. ,,Darüber bin ich auch froh. Glaube die Shows dieses Jahr reichen, vor allem jetzt wo wir die Kleinen daheim haben", seufze ich und trinke einen Schluck. Die nächsten zwei Stunden haben wir ein bisschen weiter gearbeitet, bis die Männer Hunger bekommen haben. Kevin, Fabi und Mats sind losgefahren um uns Essen zu besorgen. Wincent ist gerade drüben in der Küche und macht uns einen Kaffee. Ich klimpere ein bisschen auf dem Klavier herum, bis mir wieder etwas einfällt. Ich hole mein Notizbuch aus meinem Rucksack und schlage einen Text auf, den ich vor ein paar Tagen geschrieben habe. Ich versuche eine Melodie zu finden, die passen könnte. ,,Was machst du denn da?", fragt Wincent und kommt mir zwei dampfenden Tassen zur Tür rein. ,,Ach ich probiere bisschen was aus", lächle ich und spiele weiter. ,,Komm setz dich mal", schmunzle ich als er so unbeholfen herumsteht. Als er sich aufs Sofa gesessen hat und mich neugierig anschaut, beginne ich zu spielen und fange an zu singen.

,,Du glaubst, ich bin stark, weil ich die Tränen verstecke. Du glaubst, ich kann alles, weil ich dich nie um etwas bitte. Du denkst, ich bin mutig, weil ich die Zweifel verschweig. Du sagst, dass ich schön bin, weil ich die Narben nicht zeig. Und ich trau mich nicht dein Bild zu zerstören. Dir zu zeigen, wer ich wirklich bin. Ich hab Angst, dass ich nicht gut genug bin. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht und dich bittet es zu lieben. So ehrlich, wie es nur geht. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht. Und dich bittet es zu lieben, und dich bittet es zu lieben. Du glaubst mir, wenn ich dir sag, ich schaff das allein. Du sagst, dass ich perfekt bin, doch das ist alles nur Schein. Und ich trau mich nicht dein Bild zu zerstören. Dir zu zeigen, wer ich wirklich bin. Ich hab Angst, dass ich nicht gut genug bin. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht. Und dich bittet es zu lieben, so ehrlich, wie es nur geht. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht. Und dich bittet es zu lieben, und dich bittet es zu lieben. So ehrlich, wie es nur geht. Ich bin einfach nur ein Mädchen. Du sagst, dass du mich siehst. Auch wenn ich mich versteck und mit all meinen Schwächen, den Kanten und Ecken. Bin ich für dich perfekt. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht. Und dich bittet, es zu lieben, so ehrlich, wie es nur geht. Ich bin einfach nur ein Mädchen, das hier vor dir steht. Und dich bittet es zu lieben, und dich bittet es zu lieben. So ehrlich, wie es nur geht."

Als ich mich zu Wincent herumdrehe, sehe ich Tränen in seinen Augen schimmern. ,,Ich liebe dich", flüstert er, steht auf und kommt auf mich zu, um mich zu küssen. ,,Gefällt es dir? Ich habe es nämlich komplett in einer halben Stunde geschrieben", sage ich leise und streichle über seine Wange. ,,Es ist richtig schön", lächelt er und küsst mich nochmal liebevoll. Schon werden wir doch die Jungs unterbrochen, die gerade wieder ins Studio kommen. ,,Na, haben wir euch gestört?", zwinkert Fabi als wir zu ihnen in die Küche kommen. ,,Wobei denn?", frage ich gespielt scheinheilig. ,,Ach, was Pärchen halt so machen", gibt er Schulterzuckend wider. ,,Ihr seid doch solche Spinner", lache ich und werfe ihn mit einer Serviette ab. ,,Kevin, können wir bitte mal den neuen Song ausprobieren?", fragt Wincent als wir wieder im Aufnahmezimmer sitzen. ,,Welcher neuer Song?", frage ich verwirrt. ,,Ach wir haben da letztens was ausprobiert", grinst er mich verschmitzt an. ,,Ah okay", gebe ich einfach von mir und spiele leise auf der Gitarre weiter, die ich mir vorhin gegriffen habe. Als ich die ersten Wörter von dem Song wahrnehme, schaue ich nach oben und sehe wie mich Wincent aufmerksam anschaut. Bei der zweiten Strophe ist es bei mir endgültig vorbei. ,,Das ist so ein bisschen die Rohfassung", sagt er leise und lächelt mich an. ,,Ist das auf mich bezogen?", frage ich unsicher und lege die Gitarre zur Seite. ,,Klar, auf den den sonst. Ich mag mich einfach mehr mit dir", schmunzelt er und streckt mir seine Hand hin.

Lächelnd greife ich danach und lasse mich auf seinen Schoß ziehen. ,,Es hört sich bis jetzt echt wunderschön aus und ich mag mich mehr auch mit dir mehr", flüstere ich und lege meine Lippen auf seine. Sofort vertieft er den Kuss, indem er seine Hände an meine Wangen legt. ,,Leute, ist gut", ruft Kevin und stupst mich an die Schulter. ,,Ist ja gut", kichere ich, löse mich aber nicht unbedingt von Wincent, sondern kuschle mich an seine Brust. ,,Kann ich hier sitzen bleiben oder willst du noch was aufnehmen?", murmle ich. ,,Ja kannst du", antwortet er und haucht mir einen Kuss aufs Haar. Während er und Kevin ein bisschen über die verschiedenen Songs diskutiert, genieße ich die Nähe von meinem Mann und gebe auch ab und zu meinen Senf dazu. Wincent streichelt mir immer mal wieder über den Rücken und übers Haar. Ich genieße diese kleinen Zärtlichkeiten sehr, aber leider werde ich davon auch sehr schläfrig. ,,Schatz, aufwachen. Komm wir fahren ins Hotel", flüstert Wincent irgendwann und grault mir durchs Haar. ,,Bin ich jetzt wirklich eingeschlafen?", gähne ich und setze mich auf. ,,Ja, du hast eine gute Dreiviertel Stunde geschlafen", schmunzelt er und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe.

Schnell packen wir unsere Sachen zusammen, verabschieden uns von den Jungs und fahren ins Hotel. Dort angekommen machen wir uns gleich bettfertig. Als ich mich ins Bett kuschle, checke ich nochmal meine Nachrichten und stelle zufrieden fest, dass zu Hause alles gut sein muss. ,,So, da bin ich", lächelt Wincent, der gerade aus dem Badezimmer kommt. ,,Ich will kuscheln", grinse ich und strecke meine Arme nach ihm aus. ,,Kannst du ja", kichert er und zieht mich in seine Arme. ,,Schlaf gut, ich liebe dich", flüstert er und gibt mir einen Gute-Nacht-Kuss. ,,Du auch, lieb dich auch", nuschle ich und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Durch seine Streicheleinheiten brauche ich nicht lange bis ich im Land der Träume angekommen bin.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt