Kapitel 144

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Elli

,,Man diese blöde Blase", brumme ich und setze mich verschlafen auf. Ich habe gerade so schön geträumt und jetzt meldet sich meine Blase zu Wort. Wincent ist noch nicht da, also ist er immer noch beim Sport. Nach einem Blick auf die Uhr sehe ich auch, dass ich gar nicht lange geschlafen habe. Stöhnend setze ich mich auf die Bettkante. Wenigstens kann ich heute Nacht dann schlafen. Langsam ziehe ich mich in den Rollstuhl und gehe erstmal meine Blase entleeren. Danach lege ich mich wieder ins Bett, kaum liege ich, klingelt mein Handy. Paul ruft mich an. ,,Hey, na wie geht es euch", winke ich in die Kamera. ,,Na? Uns geht es gut und dir", lächelt Lisa. ,,Das freut mich. Mir geht es auch ganz gut. Die kleinen alltäglichen Sorgen, aber sonst ist alles gut", antworte ich. ,,Ich hab schon Wincent angerufen, der geht aber nicht ans Handy." ,,Der ist unten beim Sport", erkläre ich. ,,Warum wir dich anrufen, ich wollte mal fragen ob du morgen schon etwas vor hast?", fragt Lisa. ,,Ne eigentlich nichts." ,,Hast du vielleicht Lust etwas zu unternehmen? Wir haben uns schon länger nicht gesehen", fragt sie und nimmt Paul das Handy aus der Hand. ,,Das wäre schön", strahle ich, denn ein bisschen Abwechslung schadet mir nicht. ,,Okay, super. Hast du vielleicht Lust ein bisschen in die Stadt zu gehen oder fühlst du dich nicht danach?", fragt sie vorsichtig. ,,Das hört sich gut an. Dann könnte ich mal nach Klamotten schauen. Wincent will mich als Sidecoach haben und um ehrlich zu sein habe ich nichts fernsehtaugliches dabei", lache ich. ,,Ja dann haben wir eine Mission", grinst sie. ,,Sollen wir uns in der Stadt treffen. Wincent könnte mich mitnehmen und dann müsste ich nicht so oft ins Auto ein und aussteigen, denn das fällt mir noch echt schwer." ,,Das können wir machen. Wir machen einfach einen Treffpunkt aus", lächelt sie. Nachdem wir noch ein bisschen gequatscht haben, verabschieden wir uns und ich freu mich richtig auf den Tag morgen.

Kurz überlege ich, setze mich dann doch wieder in den Rollstuhl. Ich schnappe mir unsere Schlüsselkarte und mach mich auf den Weg runter zum Fitnessraum. Mal schauen was er so treibt, denn er ist doch schon ein bisschen weg. Aber von Wincent ist weit und breit nichts zu sehen und auch an sein Handy geht er nicht. Auch wenn ich es nicht möchte, steigt Panik in mir auf. Er kann ja irgendwo hingehen, ich hasse es aber wenn er nichts sagt und einfach abhaut. Oben im Zimmer lege ich mich wieder ins Bett und versuche ihn zu erreichen, aber jedes Mal geht die Mailbox ran. Ich hasse es, dass ich schon wieder anfange zu weinen. Manchmal habe ich das Gefühl als sei ich kindisch oder total dumm, nur weil ich nicht weiß wo mein Freund ist. Wahrscheinlich hat er wirklich keinen Bock mehr auf mich. Ich bin kein kleines Kind mehr, dass allein Angst haben muss, aber gerade ist mir wieder alles zu viel. Mein Rücken, der nicht mitmacht. Dann noch das ich nicht weiß wo Wincent ist. Gerade als ich schon wieder fast einschlafe, höre ich die Zimmertür aufgehen. Sofort setze ich mich auf, ich höre wie er etwas im Eingangsbereich abstellt und dann reinkommt. ,,Hey, du bist ja wach", lächert er und kommt näher. Aber sein Lächeln wird immer kleiner.

Wincent

Seit einer Stunde bin ich jetzt schon in Berlin unterwegs, seit heute Morgen als ich die Augen aufgeschlagen habe, geht mir das heutige Datum nicht mehr aus dem Kopf. Und da Elli heute nicht allzu gut drauf ist, möchte ich ihr gerne eine Freude machen und diesen Tag, nicht einer unseren schlimmsten dastehen lassen. Wenn ich ehrlich bin, kann man den Tag auch feiern. Denn heute ist ihr zweiter Geburtstag. Ich war schon im Lebensmittelmarkt, in der Drogerie und in der Apotheke. Gerade parke ich an meiner letzte Station. Zum Glück habe ich noch einen Blumenladen gefunden, der noch offen hat. ,,Guten Abend, wie kann ich ihnen helfen?", kommt gleich eine freundliche ältere Dame auf mich zu. ,,Moin, ich bräuchte den größten und schönsten Blumenstrauß den sie zaubern können", lächle ich. ,,Das bekomme ich hin, gibt es ein Preisrahmen und welche Blumen darf es sein?", fragt sie und läuft zu den vielen verschieden Blumen. ,,Preis ist egal. Ehm ihre Lieblingsblumen sind auf jeden Fall weiße und rosa Rosen und diese Blumen die aussehen wie Pompons", grinse ich und kratze mich am Hinterkopf. ,,Meinen sie eine Dahlie", lacht sie und zeigt auf einen Topf. ,,Ja genau", lächle ich. ,,Da bekomme ich was hin", schmunzelt sie und schnappt sich ein paar Blumen und Dinger, die für mich aussehen wie Unkraut. Kurz schaue ich auf mein Handy und stelle mal wieder fest, dass mein Akku leer ist.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt