Elli,,Elli", haucht er und setzt sich ebenfalls auf. ,,Bitte rede mit mir", flehe ich schon fast. ,,Ich hab doch heute Morgen eine Bestellung erhalten", murmelt er und fährt sich wieder durchs Gesicht. ,,Deswegen war doch deine Mama im Haus. Aber deswegen bist du so komisch?", frage ich verwirrt. Leicht schüttelt er den Kopf und kribbelt sich an den Fingern herum. ,,Wiwi", flüstere ich und lege meine Hand auf seinen Arm. ,,Ich will dir keine Angst machen", murmelt er und schaut mich mit einem traurigen Blick an. Augenblicklich wird es mir mulmiger zu mute. ,,W..was bedeutet das", stammle ich und fange an zu zittern. ,,Wince", sage ich panisch. ,,Hey, bitte bleib ruhig", sagt er ruhig, dreht sich zu mir um und umfasst meine Unterarm. ,,Egal was ich dir jetzt sage, bitte bleib ruhig okay? Ich bin immer für dich da", redet er leise auf mich ein. Beruhigen tut mich das jedenfalls nicht. ,,Als Mama heute Morgen im Haus war hat es an der Haustür geklingelt. Es war dein Vater", sagt er leise und schaut mich gequält an. ,,A..ber", stammle ich. ,,Als er gemerkt hat, dass wir nicht da sind ist er weggegangen", spricht er weiter. Schluchzend lasse ich mich gegen seine Brust sinken. ,,Shhh, bitte beruhige dich", flüstert er mir ins Ohr und streichelt mir über den Rücken. ,,Ich habe so Angst vor ihm", schluchze ich. ,,Ich passe auf dich auf", murmelt er und haucht mir einen Kuss aufs Haar. Aber ich bekomme es einfach nicht hin mich zu beruhigen. Ich weine einfach stumm vor mich hin und Wincent wiegt mich sanft hin und her.
Ich muss wohl vor lauter weinen eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen werde ich sanft von Wincent geweckt. ,,Ich weck dich nur ungern. Aber die anderen möchten gerne ins Hotel", spricht er sanft und streichelt über meine Wange. ,,Wie viel Uhr haben wir denn?", frage ich verschlafen. ,,Kurz vor 8. Amelie hat schon nachgefragt, wir können gleich aufs Zimmer." Ich ziehe mir einfach schnell was an und packe meine Sachen zusammen. Draußen steigen wir ins Auto und fahren ins Hotel. Da wir heute einen Offday haben, verbringen wir den Tag und die Nacht in einem Hotel. Dort angekommen beziehen wir gleich unser Zimmer und kuscheln uns nochmal ins Bett. ,,Macht es dir was aus wenn, ich den Fernseher anmache?", frage ich Wincent leise. ,,Kannst du gerne machen." Ich schalte einfach ein Programm an und lasse mich ein bisschen berieseln. Wincent ist kurz darauf schon eingeschlafen, aber ich finde nicht mehr in den Schlaf. Zu sehr sind meine Gedanken bei meinem Vater. Hat der Alptraum wohl doch noch kein Ende? Meine ganze Kindheit und Jugend musste ich unter ihm leiden und jetzt dachte ich, alles wäre vorbei.
Eine knappe Stunde kann ich nicht mehr liegen, so hieve ich mich in den Rollstuhl und rolle zu der Sitzecke am Fenster. Dort setze ich mich auf einen Sessel, kuschle mich in die Decke ein und schaue einfach ein bisschen nach draußen und beobachte das Geschehene. Irgendwann nehme ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Wincent sucht wohl im Bett nach mir. ,,Elli?", fragt er verschlafen und schaut sich im Zimmer um. ,,Ich bin hier", rufe ich und lächle ihn an. ,,Warum bist du nicht im Bett?", schmollt er und lässt sich wieder ins Kissen fallen. ,,Konnte nicht mehr liegen", schmunzle ich und setze mich wieder in den Rollstuhl. ,,Ich kann es kaum erwarten, bis das Gehen am Rollator besser funktioniert", seufze ich und rolle ins Badezimmer. ,,Was machen wir denn heute?", fragt Wincent als er zu mir ins Bad kommt. ,,Ich habe mal im Internet geschaut. Die Stadt hier sieht richtig schön aus", sage ich und schnappe mir meine Zahnbürste. ,,Dann lass uns mal die Gegend erkunden", schmunzelt er. Also machen wir uns fertig und verlassen das Hotel.
Ingesamt verbringen wir drei Stunden in der Stadt. Währenddessen haben wir ein paar Fans getroffen und kurz mit ihnen gequatscht. Mittlerweile sind wir schon wieder im Hotel und gerade trainiere ich mit Manuel und das Gehen am Rollator. ,,Ich würde auch sagen, dass du ruhig öfters am Tag damit laufen kannst. Wenn du merkst, es geht, lauf damit. Und wenn du zu k.o. bist, nimmst du den Rollstuhl", spricht Manuel. ,,Und wie gesagt, alles in aller Ruhe. Du wirst jetzt nicht den ganzen Tag damit gehen können. Zu 90% wirst du auf den Rollstuhl angewiesen sein. Ich möchte einfach nicht, dass du dich überschätzt", spricht er eindringlich weiter. ,,Kann ich mal versuchen, so nach vorne zu den anderen zu laufen?", frage ich. ,,Das ist schon ein bisschen weit", überlegt er. ,,Wir machen es so, du fährst jetzt ein Stückchen vor und die letzten zwei Meter kannst du laufen", schlägt er vor, als er meinen enttäuschten Blick bemerkt. ,,Ja", strahle ich und setze mich in den Rollstuhl. Wir verlassen den Fitnessraum und gehen nach vorne. Kurz vor der Lobby, wo wir uns mit den anderen treffen wollen, bleiben wir stehen. Manuel stellt mir den Rollator hin und ich stehe langsam auf. ,,Keine Angst, ich bin hinter dir", lächelt er und stellt sich hinter mich. Langsam setze ich mich in Bewegung und laufe um die Ecke.
Als die anderen mich bemerken, ernte ich die verschiedenstes Reaktionen. Aber Amelies Quietschen lässt uns alle zum Lachen bringen. Die meisten schauen mich mit offenen Mund an und wenn ich mich nicht vertue, wischen sich einige ein paar Tränen aus dem Gesicht. Wincent steht langsam auf und kommt auf mich zu. ,,Das ist meine Elli", lacht er, zieht mich in seine Arme und wirbelt mich durch die Luft. ,,Wincent", lache ich und halte mich erschrocken an seinem Hals fest. Er stellt mich wieder auf den Füßen ab und küsst mich liebevoll. ,,Treffen wir uns später im Hotelrestaurant zum Abendessen?", fragt Amelie nach einer Weile. Alle stimmen zu und somit verabreden wir uns für 18:00 Uhr. ,,Kannst du mir den Rollstuhl bringen?", frage ich Wincent. ,,Warte, ich hole ich schnell", wirft Manuel ein. ,,Danke", lächle ich als ich mich setze. Oben in Zimmer legen wir uns nochmal kurz ins Bett und kuscheln einfach ein bisschen. ,,Ich gehe mal auf die Toilette", wirft Wincent irgendwann ein und steht auf. Ich setze mich in den Rollstuhl und rolle zu meinem Rollator. Langsam stehe ich auf und laufe langsam los. ,,Das ist ein tolles Gefühl oder?", fragt Wincent und lehnt sich an den Türrahmen. ,,Die Schritte sind schon noch ganz schön grobmotorisch. Ich muss erst wieder lernen, den Fuß abzurollen", sage ich und setze mich auf den Rollator. ,,Das ist doch völlig egal El, Hauptsache du läufst", spricht er eindringlich.
,,Wince, kannst du vielleicht filmen?", frage ich ihn plötzlich. ,,Wie du gehst?", fragt er und schnappt sich sein Handy. ,,Ja, würde es gerne deiner Mama und so schicken. Vielleicht könnte ich ja auch einen Ausschnitt posten, über den Fortschritt freuen sich auch bestimmt die Fans", überlege ich. ,,Das ist eine gute Idee. Sie fragen ja auch oft nach deinem Zustand", antwortet er. ,,Okay, lass uns erst für unsere Familien und Freunde filmen", sage ich und stelle mich wieder hin. ,,Moin, wir sind es. Ellilein und ich wollten euch was zeigen. Elli hat einen neuen Flitzer", grinst er in die Kamera und schwenkt die Kamera zu mir. Langsam laufe ich los und strahle über das ganze Gesicht. ,,Seht ihr das? Unsere Elli kann gehen", strahlt Wincent zum Ende hin in die Kamera. ,,Und jetzt für Instagram", sage ich und drehe mich um. ,,Moin Leute, Da gibt es etwas, das Elli euch gerne zeigen würde", lächelt er stolz in die Kamera und schwenkt die Kamera wieder zu mir. Langsam gehe ich ein paar Schritte zu ihm und setze mich dann neben ihm aufs Bett. Ich nehme das Handy selbst in die Hand und spreche weiter. ,,Ja ihr habt richtig gesehen. Seit ein paar Tagen kann ich mit der Hilfe von meinem neuen rosa Flitzer ein paar Schritte gehe. Zwar dauert es noch ein Weilchen, bis ich wieder richtig gehen kann und ich werde den Rollstuhl noch eine Weile brauchen, aber es ist jetzt schon ein mega Fortschritt. Da wollte ich euch kurz daran teilhaben lassen, da ihr auch immer nach mir erkundet. Ich übe jetzt mal ein bisschen weiter und ich hoffe ihr genießt noch den heutigen Tag und wir sehen uns morgen", lächle ich in die Kamera.
,,Jetzt muss ich mich aber mal hinlegen", seufze ich und gehe zu meiner Bettseite. ,,Das ist schon anstrengend oder?", fragt Wincent und legt sich wieder neben mich. ,,Mmh", gebe ich von mir, öffne Instagram und poste das Video. Später am Abend gehen wir runter und essen mit dem ganzen Team zu Abend. Wincent möchte mit den Jungs noch in die Bar, aber da ich so müde bin, verabschiede ich mich von ihnen und gehe nach oben. Ich mache mich schnell bettfertig und kuschle mich dann ins Bett. Ich schalte noch ein bisschen meine Serie an und lasse mich ein bisschen von ihr berieseln.

DU LIEST GERADE
Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr sieht
FanfictionFortsetzung von ,,Müsste da nicht Musik sein. Elli liegt nach einem schweren Unfall im Koma, und die Welt von Wincent droht zusammenzubrechen. Während er an ihrem Bett sitzt und ihre Hand hält, versucht er verzweifelt, mit der Ungewissheit und dem...