Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr sieht

Kapitel 221

Elli

,,Elli, Elisa, du musst jetzt wirklich mal wach werden", höre ich Sophia leise lachen. ,,Ist es schon soweit?", gähne ich und fahre mir verschlafen durchs Gesicht. ,,Ja, du hast sogar schon den Wecker überhört", kichert Amelie und jetzt erst sehe ich, dass die Mädels schon da sind. ,,Mist, wie spät haben wir es denn?", frage ich erschrocken. ,,Alles gut, du hast nur 10 Minuten länger geschlafen", schmunzelt Lisa. ,,Und jetzt geh erstmal ins Badezimmer. Frühstück ist schon hier", sagt Amelie und scheucht mich ins Badezimmer. Als ich kurz darauf wieder nach draußen komme, ist auch Shay und Angela da. ,,Hast du was von Wincent gehört?", frage ich an Angela gewandt. ,,Also ich weiß nur, dass er schon wach ist", schmunzelt sie und schenkt sich eine Tasse Kaffee ein. ,,Kevin hat mir geschrieben, er wäre ein reinstes Nervenbündel", lacht Lisa und trinkt ebenfalls einen Schluck Kaffee. ,,Oh man", seufze ich und greife nach einem Brötchen. Vor lauter Aufregung bekomme ich aber keinen Bissen runter. ,,Alles okay?", fragt Sophia neben mir leise. ,,Ja, bin nur wahnsinnig aufgeregt", lächle ich. ,,Aber Versuch noch ein bisschen was zu essen. Du brauchst heute die Energie", sagt Angela auf meiner anderen Seite und streichelt mir aufmunternd über den Arm. Zu meiner Überraschung bekomme ich das Brötchen doch noch herunter. Nachdem Frühstück setze ich mich ein bisschen ans Fenster und schaue nach draußen und sehe, dass sie Vorbereitungen auf Hochtouren laufen. ,,Elli, es ist Zeit für eure erste Tat", lächelt Sophia und reicht mir ein Schreibblock und einen Stift. Lächelnd nehme ich es ihr ab und dann lässt sie mich kurz allein. Kurz mache ich mir Gedanken und schreibe Wincent einen Brief.

Eine halbe Stunde später klopft es an der Tür und die Friseurin kommt herein. Nach einer kurzen Begrüßung fangen wir auch schon direkt an. Während wir gerade dabei sind, die Haare zu locken, klopft es wieder an der Tür. Im Hintergrund höre ich Mats mit Lisa reden. Kurz darauf steht sie vor mir und reicht mir lächelnd einen Briefumschlag. ,,Oh Gott", hauche ich und nehme ihn ihr ab. ,,Was ist denn jetzt?", kichert Amelie. ,,Ich glaube ich bin nicht bereit dafür", schmunzle ich und öffne den Briefumschlag und sofort schießen mir die Tränen in die Augen. ,,Hey mein Schatz, ich bin so unfassbar aufgeregt vor diesem Tag. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und bin Mats ein bisschen auf die Nerven gegangen. Ich war hundertmal wach und immer wieder musste ich an diesen Moment denken, indem du nach vorne läufst. Du wirst so toll aussehen, ich weiß es. Schon gestern sahst du umwerfend aus. Ich kann es kaum erwarten, mit dir meine Zukunft zu verbringen und noch ganz viel Abenteuer zu erleben. Du bist das Beste was mir je passiert ist. Ich liebe dich, dein Wincent."

,,Ich liebe dich auch", flüstere ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Och Mäuschen", lächelt Angela, nimmt mich vorsichtig in den Arm und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. ,,Ich werde immer gut auf ihn aufpassen", flüstere ich und erwidere ihre Umarmung. ,,Das weiß ich. Da mache ich mir keine Sorgen", antwortet sie und lächelt mich an. ,,Und jetzt ist Schluss mit weinen", schmunzelt sie und reicht mir ein Taschentuch. ,,Elli, wo hast du denn deinen Brief? Dann werde ich mal die Lage bei deinem Schätzchen abchecken gehen", kichert Amelie. ,,Der liegt auf dem Nachttisch", antworte ich und deute auf den Briefumschlag. ,,Gut, dann bis gleich", ruft sie und lässt uns zurück. ,,Wie gern würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen", seufze ich und wische mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. ,,Das kannst du heute noch genug tun", kichert Lisa neben mir und reicht mir etwas zu trinken.

Wincent

Nervös fahre ich mir zum gefühlt hundertsten Mal durch die Haare. ,,Wincent, jetzt lass mal gut sein. Wie oft willst du deine Haare noch machen", ruft Marco aus dem Badezimmer. ,,Ich bin so verdammt nervös", seufze ich und setze mich aufs Bett. ,,Jetzt komm mal runter. Es wird schon alles gut gehen", lacht Mats und geht zur Tür, da es eben geklopft hat. ,,Wie geht es ihm?", höre ich Amelie fragen. ,,Der geht gleich ein", erwidert Mats lachend. ,,Wie siehst du denn aus?", lacht Amelie als sie ins Zimmer kommt. ,,Man Amelie, ich hab das Gefühl als musste ich mich übergeben." ,,Wince, es ist alles gut", lächelt sie. ,,Wie geht es Elli?" ,,Ach der geht es gut, hat schon ein bisschen geweint. Ach hier bitte", antwortet sie und reicht mir einen Briefumschlag. ,,Danke", lächle ich und nehme ihn. ,,Ich bin dann mal wieder weg. Seid bloß pünktlich", ruft sie und verlässt das Hotelzimmer. ,,Jetzt mach schon auf", lacht Marco und deutet auf den Brief in meiner Hand. Langsam falte ich den Brief auseinander und fange an zu lesen. ,,Mein Schatz, ich sitze hier und schaue nach draußen. Sehe wie die Vorbereitungen im volle Gange sind. Ich sehe wie sich so viele Menschen bemühen, um aus unserem Tag der allerschönste wird. Ich war noch nie so aufgeregt in meinem Leben und ich kann es kaum erwarten, dir gleich in die Augen zu schauen.

Wir hatten so viele tolle Momente, haben so viel erlebt, wir haben so viel gelacht, auch in schwierigen Zeiten waren wir füreinander da. Du bist meine starke Schulter. Danke dafür, danke das ich jede Sekunde auf dich zählen kann. Du bist mein bester Freund und die liebe meines Lebens. Ich freue mich auf dieses Abenteuer. Ich liebe dich, deine Elli." Mit tränen in den Augen halte ich mir den Brief an meine Brust und mich tief ein-und ausatmen. Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug und nun ist es schon Zeit mich fertig zu machen. Als ich mir mein Hemd zuknöpfe und mir meine Fliege umbinde, werde ich augenblicklich noch nervöser. ,,Das ist jetzt doch nochmal was anderes als die Standesamtliche", sage ich und richte mir mein Jacket. ,,Warte erstmal ab, wenn du Elli siehst", lacht Mats. ,,Jetzt hör schon auf ihn noch nervöser zu machen", lacht Marco, der gerade wieder ins Zimmer kommt. ,,So, der letzte Feinschliff", lächelt er und steckt mir die Blume an. ,,Wo hast du die denn jetzt her?", frage ich verwirrt. ,,Von Sophia, die ist passend zu Ellis Blumenstrauß." ,,Oh Gott", murmele ich. ,,Wince, das ist nur eine Blume", lacht er und klopft mir aufmunternd auf die Schulter.

Pünktlich verlassen wir das Hotel und fahren zur Kirche. Dort angekommen sind schon einige Gäste da. Nach und nach begrüße ich noch einige Gäste, bevor ich mit Marco die Kirche betrete. Als ich nach vorne laufe, sehe ich unzählige Freunde, Bekannte und Kollegen in den Bänken sitzen. Vorne begrüße ich den Pfarrer und unterhalte mich kurz mit ihm. In der sechsten Reihe zwinkern mir Alvaro und Nico zu und halten den Daumen nach oben. Kichernd winke ich ihnen kurz zu. Schon geht die Tür auf und Mum kommt herein. Sie kommt auf mich zu und jetzt schon sehe ich die Tränen in ihren Augen. ,,Ach mein Schatz, du schaust wundervoll aus", flüstert sie und zieht mich in ihre Arme. ,,Danke, du auch", sage ich und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. ,,Hast du Elli gesehen?", frage ich mit großen Augen. Schmunzelnd schaut sie mich an und legt eine Hand an meine Wange. ,,Sie sieht so bezaubernd aus. Wie eine Prinzessin", lächelt sie. ,,Gott, ich heul jetzt schon", lache ich und wische mir durchs Gesicht. ,,Elli auch", kichert sie und reicht mir eine Taschentuch. Während wir warten, baut Johannes noch seine Sachen fertig auf uns setzt sich mit seiner Gitarre hin. ,,Das war doch gar nicht abgemacht", sage ich und stelle mich kurz zu ihm. ,,Doch, mit Marco. Überraschung", grinst er. ,,Was weiß ich noch alles nicht?" ,,Vieles", kichert er.

Elli

Als ich mich im Spiegel anschaue, könnte ich schon wieder anfangen zu weinen. ,,So jetzt noch der letzte Part", lächelt Sabrina meine Friseurin und steckt mir den langen Schleier in die Haare. ,,Okay, jetzt ist es vorbei", schluchze ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Och Elli", lächelt Amelie und legt einen Arm um mich. Mein Kleid ist einfach ein Traum. Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können. Das Oberteil, welches aus Spitze besteht glitzert in der Sonne und die leichten Träger runden alles nochmal ab. ,,Es ist richtig schönes Wetter für Dezember", sagt Lisa, die am Fenster steht. ,,Perfekt für heute", schmunzelt Sophia und legt mir ein leichtes Bolero Jäckchen über die Schultern. ,,Oh mein Gott", hören wir plötzlich eine tiefe Stimme hinter uns. Lächelnd drehe ich mich um und sehe Hans mit Tränen in den Augen in der Tür stehen. Mit Amelies Hilfe laufe ich auf ihn zu. ,,Du siehst so umwerfend aus. Wincent wird umfallen", sagt er leise und hält mir seine Hand hin, die ich dankend annehme. Unten brauchen wir eine kleine Ewigkeit bis wir endlich ins Auto passen. Mein Kleid hat nicht so ganz mitgemacht. Die Minuten bis zur Kirche, fühlen sich an wie Stunden, obwohl es in Wahrheit nur 10 Minuten sind. Dort angekommen steigen wir aus und richten erstmal mein Kleid. Kurz darauf kommt der Pfarrer aus der Kirche und begrüßt uns herzlich. Auch die Kleinen, die mich staunden anschauen stellen sich auf. Pünktlich betreten wir unter den Klanen von ,,Magneten" von Johannes die Kirche. Nachdem die Brautjungfern, bestehend aus Amelie, Shay, Lisa sich hinsetzen, laufen wir ebenfalls los. Vor uns laufen die Kleinen mit ihren zuckersüßen Kleidchen. Als ich mit Hans um die Ecke laufe und nach oben blicke, sehe ich ihn endlich und bleibe für einen Moment atemlos stehen.