Kapitel 155

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Wincent

Mittlerweile sind schon ein paar Wochen vergangen. Im März hingen Elli und ich in den Seilen. Wir lagen beide eine Woche flach, aber der restliche Monat war echt gut. Während ich ein paar Termine wahrgenommen habe, ist Elli die meiste Zeit in München geblieben und war fleißig in der Therapie. Sie war auch oft bei Kevin und den Jungs im Studio. Leider möchte sie mir noch nichts konkretes zeigen, aber ich bin ja auch nicht anders. Im Allgemeinen geht es ihr, aber auch mir recht gut. Apropos nochmal zurück zur Therapie, Elli hat in den letzten Woche echt große Fortschritte gemacht. Ihre Beine werden immer beweglicher. Am Anfang war sie sehr traurig weil sie sich mehr erhofft hat, aber ich bin total stolz, wie weit sie in den letzten Wochen gekommen ist. Ihre Ärzte und Therapeuten werden auch immer zuversichtlicher. ,,Och ich weiß einfach nicht was ich mitnehmen soll", reißt mich Ellis verzweifelte Stimme aus meinen Gedanken. Elli sitzt vor dem Kleiderschrank und hat ihre ganzen Sommerkleider vor sich ausgebreitet. Da wir schon den 12. April haben, geht es morgen für uns alle nach Bali. Zwei Wochen Sonne, Songs schreiben und einfach eine tolle Zeit mit unseren Freunden verbringen. ,,Nimm doch einfach was mit", seufze ich. ,,Danke für deine Hilfe Wincent", brummt sie und wirft ein Kleid in den Koffer. ,,Du Schatz? Ich fahr schnell an den Bahnhof Kai abholen", sage ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr. ,,Ist gut", gibt sie von sich. Ich stehe auf und knie mich neben sie. ,,Kuss?" Augenverdrehend, aber grinsend dreht sie sich zu mir um und legt ihre Lippen auf meine. ,,Bis gleich", flüstere ich und löse mich wieder von ihr.

Nach 15 Minuten parke ich vor dem Hauptbahnhof und schreibe Kai schnell eine Nachricht, wo ich parke. Kai wird morgen auch mitkommen und hoffentlich ein paar gute Songs mitschreiben. ,,Moin", begrüße ich ihn als er ins Auto einsteigt. ,,Moin Diggi, alles klar", schlägt er bei mir ein. ,,Ja und bei dir?" ,,Bei mir auch. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich auf diese zwei Wochen freue", strahlt er und schnallt sich an. ,,Wir uns auch", antworte ich und starte den Motor. ,,Wie geht es Elli?" ,,Ach der geht's gut. Verzweifelt nur beim Koffer packen", lache. Zu Hause angekommen schnappt sich Kai sein Gepäck und ich schließe schonmal die Tür auf. Oben angekommen sitzt Mats am Esstisch und schaut uns gequält an. ,,Was ist denn bei dir passiert?", frage ich lachend. ,,Deine Verlobte ist passiert", brummt er. ,,Was hat sie denn gemacht?", frage ich verwirrt weiter. ,,Die flucht da oben rum. Bin aus deinem Büro geflüchtet." ,,Ich geh mal die Lage abchecken", schmunzle ich und mach mich schon auf den Weg nach oben. ,,Kleine was ist denn bei dir los?", lache ich als ich das Schlafzimmer betrete. Mittlerweile sitzt sie wieder im Rollstuhl und hat ihr ganzes Badezimmerartikel auf dem Bett verteilt. ,,Brauch deine Hilfe", seufzt sie und schaut mich mit ihrem Hundeblick an. ,,Wobei denn", grinse ich. ,,Der geht nicht zu", murmelt sie und deutet auf den Koffer. Ach du Kacke, dass ist das erste was ich denke als ich den Koffer sehe. ,,Elli, wir bleiben da zwei Wochen. Wir ziehen nicht da hin", lache ich und gehe auf den Koffer zu, der fast explodiert. ,,Ich brauch doch aber Auswahl", seufzt sie und schmeißt ihre restlichen Sachen in ihr Rucksack. ,,Frauen", murmle ich und versuche mit aller Gewalt den Koffer zuzubekommen, dass zu meiner Überraschung auch funktioniert.

Wieder unten begüßen sich erstmal Kai und Elli, bevor wir in die Küche gehen und uns eine Kleinigkeit zu essen kochen. ,,Wince, kann ich dich mal was fragen?", wendet sich Elli plötzlich an mich. ,,Ja klar", lächle ich. ,,Ich habe bisschen Angst bezüglich meinen ganzen Medikamenten. Was passiert wenn ich meinen Koffer verliere? Könnte ich einen Teil in deinen machen?", fragt sie und schaut mich fragend an. ,,Ja das ist eine gute Idee. Ich würde den größten Teil ins Handgepäck machen. Da kannst du in meinen Rucksack auch noch was reinschmeißen", überlege ich. Denn das wäre nämlich wirklich der Worstcase wenn ihre Medikamente verloren gehen. Nachdem wir zu Abend gegessen haben, haben wir noch zusammen einen Film geschaut, bis Elli und ich nach oben gegangen sind. ,,Ah ich bin so aufgeregt", strahlt Elli als ich aus dem Badezimmer komme. ,,Meine kleine Strahlemaus", lächle ich und lege mich neben sie ins Bett. ,,Wie hast du mich eben genannt?", fragt Elli immer noch strahlend. ,,Meine kleine Strahlemaus", flüstere ich und lege meine Hand an ihre Wange und streichle diese. ,,Sag das nochmal", flüstert sie ebenfalls und ich habe das Gefühl als hätte sie Tränen in den Augen. ,,Meine kleine Strahlemaus", schmunzle ich und schon spüre ich die Träne an meinem Daumen. ,,Da brauchst du doch nicht zu weinen", sage ich leise. ,,So hast du mich ewig nicht mehr genannt." ,,Ich weiß, aber so langsam bekomme ich sie immer mehr zurück", flüstere ich gerührt und hauche ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen, der sich schnell zu mehr entwickelt.

,,Schatz aufstehen, es ist schon voll spät", nehme ich irgendwann eine Stimme wahr. Aber gerade träume ich so schön. ,,Wince, wir haben verschlafen", die Stimme wird immer lauter. Aber Elli kommt gerade in ihrem Hochzeitskleid auf mich zugelaufen, auf gar keinen Fall werde ich jetzt wach. ,,WINCENT", schreit Elli mir schon fast ins Ohr. ,,Was ist denn?", murmle ich verschlafen und blinzle gegen die Sonne. ,,Wir sind schon voll spät dran. Wir treffen uns in einer Stunde schon mit dem Jungs beim Frühstück", sagt sie hastig und hievt sich in den Rollstuhl. ,,Oh ich hab so schön geträumt", seufze ich und lasse mich wieder ins Kissen fallen. ,,Was hast du denn so schönes geträumt?", fragt sie nun lächelnd und kommt auf meine Seite gerollt. ,,Ich bin in dem Moment wach geworden, als du mit deinem Brautkleid in die Kirche kamst", lächle ich und streichle ihre Wange. ,,Das wird bald passieren", flüstert sie und küsst mich liebevoll. ,,Erstmal guten Morgen", schmunzelt sie. ,,Komm, jetzt müssen wir uns aber wirklich fertig machen", sagt sie und schlägt mir die Decke zurück. ,,Komm ja schon", brumme ich und setze mich auf. Wir haben es wirklich geschafft, dass wir alle eine halbe Stunde später abfahrtbereit im Flur stehen. ,,Reisetruppe Weiss bitte in Bewegung setzen", rufe ich und schon öffnet Mats die Tür. ,,Bereit?", frage ich Elli als ich die Haustür abschließe. ,,Mehr als das. Aber den Flug bräuchte ich jetzt nicht", lacht sie. ,,Keine Angst, dass wird schon alles gut gehen." ,,Erinnere dich mal an den Flug nach Amerika und diesmal ist es noch länger. Dazu muss ich noch mal aussteigen und wieder rein", stammelt sie. ,,Elli, keine Panik", lache ich und schnappe mir unsere Koffer.

Da wir uns in einem Cafe in der Nähe treffen, stellen wir das Gepäck im Auto ab und gehen zu Fuß. Nach einer ausgiebigen Begrüßungsrunde setzen wir uns hin und bestellen uns etwas zum Frühstück. Während wir essen wird wild durcheinandergeredet. Die einzige die still ist und in ihrem Essen herumstochert ist Elli. ,,Och Schatz, du brauchst doch nicht so nervös zu sein", lächle ich und lege einen Arm um sie. ,,Ist alles okay?", fragt Kai, der uns gegenübersitzt. ,,Flug", murmelt Elli bloß. ,,Oh hast du Flugangst?", fragt er leise. ,,Bisschen", grummelt sie und stochert weiter in ihrem Joghurt herum. Nachdem wir bezahlt haben, brechen wir auf zum Flughafen. Zu Hause holen wir noch unser Gepäck und werden dann mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Die Wartezeit geht schnell vorüber und auch die Sicherheitskontrolle geht gut voran, auch wenn diese mit Elli ein wenig länger dauert als sonst. Draußen am Flughafen werden wir schon von dem Personal in Empfang genommen. Als wir Ellis Rollstuhl abgeben müssen, klettert sie auf meinen Rücken und ich trag sie einfach ins Flugzeug. Drinnen bekommen wir unsere Plätze zugewiesen und ich setze sie erstmal ab. ,,Hier kann man es aushalten", lacht Kai der vor mir sitzt. ,,Da kann man ja gar nicht richtig nebeneinander sitzen", murmelt Elli. ,,Ich sitze doch gleich hier neben dir. Händchenhalten können wir auch so", zwinkere ich ihr zu.

Als wir uns anschnallen müssen und sich das Flugzeug so langsam in Bewegung setzt, greife ich rüber zu Elli und halte ihr meine Hand hin. ,,Shh, alles gut", sage ich und streichle ihren Handrücken als ich sehe wie sie ihr Gesicht verkrampft. Sie krallt sich so sehr in meine Hand, dass ich aufpassen muss nicht aufzuschreien, aber Hauptsache für sie ist es erträglich. ,,Geht es?", frage ich als sie sich oben ein bisschen entspannt. ,,Ja, jetzt geht es. Das schlimmste ist der Aufstieg", lächelt sie mich an. Nachdem wir uns alle abgeschnallt haben, richten wir uns ein bisschen für die ersten sechs Stunden ein. Zu meinem Erstaunen gehen diese Stunden relativ schnell rum und schon sitzen wir für unserem Zwischenstopp in Dubai. Die Wartezeit vertreiben wir mit essen und ein bisschen durch den Flughafen bummeln. ,,Ich bin echt müde", seufzt Kai als wir aufs Boarding warten. ,,Mmh ich auch", stimmt ihm Elli gähnend zu. ,,Glaub wir schlafen erstmal alle eine Runde", lache ich und Kevin stimmt mir zu. Diesmal ist der Abflug auch für Elli erträglicher und somit machen wir es uns für weitere neun Stunden gemütlich. Nach einem kurzen Abstecher auf dem Klo gehe ich zurück zu meinem Platz. Elli sitzt eingekuschelt auf ihrem Sitz und hat sich eine Serie angemacht. ,,Na müde?", flüstere ich und gehe neben ihrem Sitz in die Hocke. ,,Mmh, würde jetzt echt gern kuscheln", kichert sie leise, denn die anderen schlafen schon fast alle. ,,Morgen", schmunzle ich und fahre ihr durch die Haare.

,,Hast du deine Medikamente genommen?", frage ich, denn mit dem Zeitunterschied ist das immer richtig blöd. ,,Ja, hab mir auch einen Wecker gestellt." ,,Okay gut, dann versuch mal bisschen zu schlafen", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. ,,Mmh, du auch. Liebe dich", haucht sie und küsst mich kurz. ,,Ich dich auch", antworte ich und setze mich auf meinen Platz. Als ich es mir auch bequem gemacht habe und einen Film angeschaltet habe, schaue ich nochmal rüber uns stelle schmunzelt fest, dass sie schon eingeschlafen ist. Während wir irgendwo über dem Indischen Ozean sind, schlafe ich auch ein und träume mal wieder, wie die letzten Tagen von unserer Hochzeit.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt