Kapitel 139

245 15 6
                                    




Elli

Die Feiertage sind nun vorbei und mir geht es auch endlich besser. ,,Was sind denn jetzt deine Pläne für Silvester?", nerve ich Wincent heute schon zum gefühlt hundertsten Mal. Wir haben heute den 27. Dezember und er möchte mir einfach nicht sagen, was seine Pläne sind. ,,Och Schatz", seufzt er grinsend und setzt sich auf seinem Stuhl zurück. Er sitzt schon seit zwei Stunden am Esstisch und beantwortet Fanpost. ,,Bitte", versuche ich es nochmal und setze meinen besten Hundeblick auf. Grinsend greift er nach seinem Stift und wirft mich ab. ,,Sag mal, geht es dir gut?", lache ich und werfe ihn ebenfalls mit einem Stift ab. ,,Okay, ich sag es dir", grinst er. ,,Sehr gut", lächle ich und stütze meine Arme auf dem Tisch ab. ,,Wir werden mit den Jungs in München feiern", erklärt er mir. ,,Ach schön. Im Studio?" ,,So viel ich weiß, feiern wir bei Kevin zu Hause. Ich glaube sie bringen den kleinen zu seinen Schwiegereltern", überlegt er. ,,Ah okay, ich freu mich", lächle ich und widme mich meinem Handy. ,,Schatz?", fragt er plötzlich leise. ,,Mmh", murmle ich und schaue ihn an. ,,Hast du gerade etwas zu tun?", lächelt er mich an. ,,Ne, beantworte nur ein paar Nachrichten", antworte ich und schalte mein Handy aus. ,,Hast du Lust bisschen ans Meer zu fahren?", fragt er und schaut mich liebevoll an. ,,Dazu sage ich nie in meinem Leben nein", lache ich leise. ,,Dann machen wir uns mal fertig", verkündet er und legt die Post wieder zurück in die Kisten.

,,Mist, jetzt ist meine Mütze noch nass vom Schnee gestern", fluche ich und lege sie zurück auf die Garderobe. ,,Hier, nimm meine", sagt Wincent und hält mir seine hin. ,,Dann hast du doch keine", sage ich unsicher. ,,Ich brauch nicht unbedingt eine", versichert er mir und zieht mir sie einfach auf. ,,Wer hat vorhin gejammert das er heute nicht ohne Mütze rausgeht, weil er ja so einen schlimmen Bad-Hair-Day hat", lache ich und binde mir meinen Schal um. ,,So geht's auch", zwinkert er und zieht sie eine Cap auf. Och man, der Kerl weiß doch, dass ich das einfach liebe. ,,Du willst mich doch nur schwach machen", seufze ich und kann mir ein Grinsen nicht verbergen. Wincent kichert nur und hält mir die Haustür auf. ,,Irgendwie hab ich gerade richtig Lust auf Eis", murmelt als er aus der Einfahrt fährt. ,,Bock auf einen Abstecher bei McDonalds?", fragt er mich grinsend. ,,Auf jeden Fall", kichere ich. So sitzen wir eine halbe Stunde später in Scharbeutz auf dem Parkplatz und lassen uns unser Eis schmecken. ,,Ich freu mich so sehr, wenn wir einfach immer hierher kommen können", seufze ich und schaue aufs Meer, welches Mann von hier schon sehen kann. ,,Ich auch", erwidert Wincent und schaut mich verträumt an.

Nachdem wir zu Ende gegessen haben, steigt Wincent aus, legt sich eine Decke über die Schultern und hilft mir auszusteigen. ,,Willst du es mal versuchen auf meinen Rücken zu kommen. Ich glaube das ist auch bisschen bequemer für dich", fragt er und hält mich fest. ,,Können es ja mal versuchen", antworte ich. Ich lehne mich ans Auto um nicht umzukippen, in der Zeit dreht er sich um und geht so tief es geht in die Hocke. Als ich es wirklich geschafft habe, steht er langsam wieder auf und läuft los. ,,Es wäre hilfreich wenn du mir nicht den Hals zerdrücken würdest", lacht Wincent als er die Treppe runter läuft. ,,Sorry", sage ich leise und versuche mich zu entspannen. Unten am Strand angekommen läuft er zu einem Strandkorb und lässt mich runter. Er setzt sich neben mich und legt die Decke um uns. ,,Das müssen wir dann öfters machen", seufzt er zufrieden und zieht mich näher an sich. ,,Da hast du recht", flüstere ich und kuschle mich an seine starke Schulter. ,,Weißt du was mein größter Wunsch gerade wäre", sage ich irgendwann leise und schaue zu ihm hoch. ,,Welcher wäre es denn?", fragt er und lächelt mich liebevoll an. ,,Den Sand unter meinen Füßen zu spüren", flüstere ich sehnsüchtig. Plötzlich löst er denn Arm um mich und steht auf. Verwirrt beobachte ich ihn wie er die Decke von mir löst.

,,Herkommen", flüstert er und zieht mich an meinen Hüften hoch. Vorsichtig hebt er mich auf seinen Arm und läuft näher zum Wasser. ,,Vorsichtig", sagt er leise und stellt mich langsam auf meine Beine. Weiterhin hält er mich an der Hüfte fest und tritt einen kleinen Schritt zurück. Langsam nimmt er meine Hände in seine und hält mich so fest. Als er den Abstand zwischen uns noch mehr verringert, habe ich das Gefühl als wäre alles normal. Ich stehe einfach hier händchenhaltend mit meinem Freund und genieße den Sand unter meinen Füßen. Ich weiß gar nicht ob er weiß, was mir diese Geste gerade bedeutet. Als er merkt, das meine Beine drohen nachzugeben, kommt er wieder näher und zieht mich an seine Brust. Ich kann gar nicht verhindern, dass ich anfange zu weinen. ,,Shh, es ist alles gut", flüstert Wincent und grault meinen Kopf. ,,Es tut weh, ich will doch einfach mein altes Leben zurück", flüstere ich. ,,Ich weiß. Aber ich möchte dir zeigen, dass du trotzdem glücklich sein kannst. Wir werden trotz allem viel schönes erleben. Ich werde dir zeigen, wie schön das Leben auch mit Rollstuhl sein kann", spricht Wincent und zwingt mich anzuschauen. ,,Ich liebe dich so sehr", flüstere ich einfach nur und küsse ihn. Als es uns zu kalt wird, fahren wir zurück nach Hause. Da wir den Rollstuhl zu Hause gelassen haben, trägt Wincent mich rein und setzt mich auf der Treppen ab.

,,Wir haben Sturmfrei", grinst Wincent als ich meine Schuhe ausziehe. Fragend schaue ich ihn an. ,,Mum ist bei einer Freundin und Shay ist am Stall", sagt er und hält einen Zettel in die Höhe. ,,Und was machen wir jetzt", schmunzelt er und holt sich erstmal einen Kuss ab. ,,Keine Ahnung? Was schlägst du vor?", grinse ich und ziehe ihn nochmal zu mir um ihn zu küssen. ,,Was hältst du von einem heißen Bad und anschließend Pizza?", fragt er als wir uns wieder gelöst haben. ,,Das wäre traumhaft", erwidere ich und schon rennt er nach oben. Ich bleibe einfach hier sitzen und genieße kurz die Stille. ,,Darf ich bitten", steht er kurz darauf wieder vor mir. ,,Nur all zu gern", grinse ich und lasse mich hochheben. ,,Dank dir muss ich im Gym keine Arme mehr trainieren", lacht er als er dir Treppe hochgeht. ,,Ach damit kann ich leben", schmunzle ich. Im Badezimmer setzt er mich auf einem Hocker ab und schaltet das Wasser aus. Nachdem wir uns ausgezogen haben, hilft er mir langsam in die Wanne. ,,Tut das gut", seufzt er als er sich hinter mich nieder lässt. Sofort lehne ich mich an seine Brust und schließe genießerisch die Augen. Nach einer halben Stunde verlassen wir wieder die Wanne und ich ziehe mir etwas kuschliges an. Gerade als ich mir meine Haare föhne, klingelt es an der Haustür. ,,Komm gleich wieder", sagt Wincent und verlässt das Badezimmer. Ein paar Minuten später kommt er wieder hoch und trägt mich nach unten.

,,Du bist süß", strahle ich als ich sehe, dass er im Wohnzimmer Kerzen angezündet hat und eine Flasche Wein aus dem Keller geholt hat. ,,Ich sagte doch, für dich nur das Beste", lächelt er und reicht mir eine Kuscheldecke. Wir lassen uns unsere Pizza und Wein schmecken und kuscheln anschließend einfach ein bisschen. Nachdem auch Angela und Shayenne nach Hause kommen und sich fertig gemacht haben, kuscheln sie sich zu uns und gemeinsam schauen wir einfach ein bisschen fern, bis wir gegen 23:00 Uhr ins Bett fallen.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt