Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr sieht

Kapitel 201

Elli

Am nächsten Morgen werde ich wach und schrecke hoch, verdammt mein Wecker hat nicht geklingelt. Wincent neben mir liegt nicht mehr im Bett. ,,Gottseidank", seufzte ich und lasse mich nochmal ins Kissen fallen. Aber ich bleibe nicht liegen, sondern stehe gleich auf. Da ich Stimmen aus dem Badezimmer höre, rolle ich dahin. Und das Bild, welches ich vorfinde ist einfach nur ultra süß. Leo steht auf dem Tritt vor dem Waschbecken und putzt sich die Zähne und Mila sitzt daneben auf der Ablage. Wincent steht hinter ihr und flechtet ihre zwei Zöpfe. Aber was mich am meisten schmunzeln lässt, ist das alle drei zusammen ,,Feuerwerk" singen. Ich sauge das Bild noch ein bisschen in mir auf und bekomme dabei ganz komische Gefühle in meiner Bauchgegend, aber positive. ,,Guten Morgen", mache ich irgendwann auf mich aufmerksam. ,,Morgen Schatz", lächelt Wincent und die zwei Mädels winken mir grinsend zu. ,,Braucht ihr meine Hilfe? Wenn nicht würde ich runter gehen die Brotdosen machen", sage ich. ,,Kannst ruhig gehen, wir sind hier gleich fertig und dann müssen sich die zwei Damen nur noch anziehen", lächelt Wincent und nimmt Leo das Haargummi aus der Hand. ,,Ich sehe, ihr bekommt das gut hin", schmunzle ich und Wincent fängt an auch Leos Haare zu machen. Unten in der Küche mache ich den Kids erstmal Müsli und Orangensaft und stelle es ihnen auf den Esstisch. Dann mache ich mich an die Brotdosen und das kann bei drei Kindern schon ein bisschen länger dauern. ,,Morgen", kommt ein lächelnder Tommy runter und drückt mir einen Kuss auf die Wange. ,,Guten Morgen, hast du gut geschlafen?" ,,Ja", antwortet er und setzt sich an den Tisch.

Zwischenzeitlich kommen auch Wincent und die Mädels runter. ,,Na, kleiner Friseur", grinse ich und halte ihm einen Kaffee hin. ,,Ich hab doch gesagt, ich mach die Kids morgens. Dann hättest du noch ein bisschen schlafen können", sage ich leise. ,,Ach, du hast sie jetzt zwei Tage allein gemacht. Und ich finde das frühe aufstehen gut", sagt er und setzt sich zu den Kids. Als diese zu Ende gegessen haben, ziehen sie sich ihre Schuhe und Westen an. ,,Habt einen schönen Tag, hab euch lieb", lächle ich als sie mit Wincent das Haus verlassen. ,,Bis gleich", lächelt Wincent. Drinnen setze ich mich erstmal wieder in den Rollstuhl und räume den Tisch ab und die Küche auf. Danach setze ich mich bisschen aufs Sofa und lese ein bisschen in meinem Buch weiter. Um halb 9 kommt Wincent wieder nach Hause. ,,Bin wieder da", ruft er und schlüpft im Flur aus seinen Schuhen. ,,Hey", lächle ich. ,,Mila hat mich jetzt jedem vorgestellt", stöhnt er und lässt sich neben mich fallen. ,,Sie liebt dich", kichere ich und lege das Buch zur Seite. ,,Ich mach eine Runde Sport", sagt er kurz darauf und geht nach oben. ,,Denkst du dran, dass wir heute Nachmittag ein Video-Call mit allen von The Voice Kids haben?", frage ich ihn als er wieder nach unten kommt. ,,Stimmt, kommt Emilia?" ,,Ja, sie sammelt unterwegs Mila ein und kommt dann her", informiere ich mich.

Während Wincent trainieren ist, setze ich mich an den Laptop und arbeite ein bisschen. Zwischendurch ist Wincent auch wieder fertig, geht duschen und setzt sich auch zu mir an seinen Laptop. ,,Oh, ist es schon wieder so spät", sage ich irgendwann als ich auf die Uhr schaue. Es ist schon kurz vor 12:30 Uhr. ,,Ich muss ja gleich schon los", sagt Wincent überrascht. ,,Ja, ich glaube ich mach den Kindern heute einfach nur Brot zu Mittag", seufze ich und lehne mich zurück. ,,Reicht doch", lächelt Wincent. ,,Und geübt habe ich die letzten Tagen auch nicht", murmle ich und deute auf meine Krücken. ,,Mach dir keinen Stress. Vielleicht kommen wir ja heute noch dazu", lächelt er und küsst mich kurz. ,,Bis gleich", ruft er und schnappt sich seinen Autoschüssel. Als ich aufstehe, spüre ich plötzlich ein schmerzhaftes Zwicken in meinem Rücken und Beinen. ,,Verdammt", stöhne ich und setze mich in den Rollstuhl. Aber auch nach ein paar weiteren Minuten ist der Schmerz noch nicht weg. Seufzend setze ich mich auf den Treppenlift und fahre nach oben. Ich rolle ins Schlafzimmer und lege mich kurz ins Bett. Aber ich habe das Gefühl, als würden die Schmerzen immer schlimmer werden. ,,Okay Elli, du fängst jetzt nicht an zu weinen", flüstere ich und kämpfe gegen die Tränen an. Ich versuche mich ein bisschen bequemer hinzulegen, aber es wird einfach nicht besser. Unten höre ich die Haustür aufgehen und Tommy meinen Namen rufen.