WincentGestern Abend fiel ich in eine Art Koma. Die 16 Stunden waren doch anstrengender als ich dachte. Gerade bin ich noch auf der Automesse und gebe noch ein paar Interviews und kann es auch nicht lassen, ein paar Autos anzuschauen. Elli habe ich zu Hause gelassen, denn ich habe das Gefühl das ihr ein bisschen Ruhe gut tut. Sie schlief auch noch heute Morgen als ich das Haus verlassen habe und bis jetzt hat sie sich auch noch nicht gemeldet. Eine weitere Stunde später verabschiede ich mich bei den Verantwortlichen von VW und fahre nach Hause. Um kurz nach 12:00 Uhr betrete ich die Wohnung und finde Noah arbeitend am Esstisch vor. ,,Ah, da bist du ja wieder", sagt er und schaut mich kurz an. ,,Ja wurden doch drei Stunden draus", grinse ich und kratze mich am Hinterkopf. Kurz schaue ich mich um und stelle fest, dass es recht still ist. Man hört nur Noahs Tippen auf dem Laptop. ,,Sag mal, ist Elli noch nicht wach?", frage ich verwirrt und schenke mir ein Glas Wasser ein. ,,Also gesehen habe ich sie noch nicht. Oben war es auch noch still", antwortet Noah und schaut mich kurz an. ,,Ich schau mal", erwidere ich und stelle das Glas auf die Arbeitsplatte. Schnell gehe ich hoch und öffne leise die Tür zum Schlafzimmer. Im Zimmer ist es immer noch dunkel und ich nehme ein leises Seufzen vom Bett wahr. Als allererstes öffne ich die Jalousien und gehe zum Bett. Schmunzelnd setze ich mich neben sie und streichle ihre Wange. Sofort bekomme ich ein zufriedenes Lächeln geschenkt. Vorsichtig öffnet sie ihre Augen und streckt ihre Arme aus. ,,Kuscheln", murmelt sie und macht einen Schmollmund. ,,Erstmal guten Morgen", lache ich leise und lasse mich von ihr ins Bett ziehen. ,,Wann musst du weg?", murmelt sie plötzlich an meine Brust. ,,Meinst du die Messe?", frage ich verwirrt. Langsam nickt sie und kuschelt sich wieder enger an mich. ,,Ich war doch schon. Es ist schon halb 1", lache ich.
,,Oh", gibt sie erstaunt von sich und schaut mich ganz verdattert an. ,,So gut geschlafen?", frage ich sie lächelnd und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Sehr, dass tat mal gut", grinst sie und legt endlich ihre Lippen auf meine. ,,Bereit fürs nächste Abenteuer?", frage ich und löse mich wieder mehr von ihr. ,,Wann geht es los?", antwortet sie und setzt sich ebenfalls auf. ,,Ich wollte in einer Stunde los." ,,Okay, dann mach ich mich fertig", erwidert sie und setzt sich in ihren Rollstuhl. Während Elli ins Badezimmer geht, lege ich mich kurz ins Bett und scrolle ein bisschen durch Instagram. ,,Ehm Winnie?, höre ich Elli plötzlich sagen und drehe mich zu ihr um. Sie steht in der Tür zum Badezimmer und hat ihre Klamotten auf ihrem Schoß liegen. ,,Ja Schatz?", schmunzle ich und setze mich auf. ,,Ich wollte das Kleid mit der Strumpfhose anziehen, bekomme es aber nicht hin. Könntest du mir vielleicht helfen?" Endlich sind wir soweit, dass sie von alleine um Hilfe bittet. ,,Klar", antworte ich und nehme ihr die Klamotten aus der Hand. ,,Also ausziehen gefällt mir deutlich besser", grinse ich und ziehe ihr die Strumpfhosen über die Füße. ,,Du bist so ein Spinner", lacht Elli und haut mir spielerisch auf den Kopf. ,,Das sind Tatsachen", erwidere ich auch lachend und stelle sie vorsichtig auf. ,,Trotzdem bist du ein Spinner", kichert sie und hält sich an meiner Taille fest. Gerade als ich ihr die Strumpfhose hochziehe, nehme ich ein Fluchen wahr. ,,Sorry, hab nichts gesehen", ruft Noah und dreht sich schnell um. ,,Wirklich, hab nichts gesehen. Wollte nur fragen wann wir losfahren", stottert er. ,,Alles gut Noah. Wir hätten ja auch die Tür zu machen können. Wir fahren gleich", lache ich und setze Elli wieder zurück in den Rollstuhl. ,,Okay", murmelt er und zischt davon.
Schnell schließe ich die Schlafzimmertür und drehe mich amüsiert zu Elli um. ,,Gott wie peinlich", murmelt sie, kann sich ein leichtes Grinsen aber nicht verkneifen. Nachdem sie sich noch das Kleid übergezogen hat, gehen wir runter. Im Flur hole ich unsere Schuhe, ziehe ihr erst ihre an und schlüpfe dann in meine. Kaum sind wir fertig, kommt schon Noah runter. ,,Dann mal los. Reisegruppe Weiss bitte in Richtung Tiefgarage", rufe ich und schultere meinen Rucksack. ,,Warum hast du so gute Laune", stöhnt Noah und schnappt sich sein Gepäck. ,,Darf man heutzutage nicht einmal mehr gute Laune haben?", flöte ich und schließe die Haustür hinter mir. Als wir alles verstaut haben, setze ich mich hinters Steuer und so machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Berlin. Unterwegs halten wir noch am Hotel, in dem Anna schlief und holen sie ab. Nach ungefähr zwei Stunden merke ich wie die Müdigkeit hochkommt. Gähnend greife ich fester ums Lenkrad und konzentriere mich weiter auf die Straße. ,,Wincent, sollen wir vielleicht mal wechseln? Ich kann ja auch noch ein Stückchen fahren", spricht Anna von hinten. Besorgt schaut mich Elli von der Seite an. ,,Das wäre glaub eine gute Idee", seufze ich und fahre bei der nächsten Gelegenheit runter. Nachdem jeder nochmal auf der Toilette war, setze ich mich nach hinten zu Noah und kaum sind wir wieder auf der Autobahn, bin ich schon weggeflogen. Irgendwann werde ich durch ein zartes Streicheln an meiner Wange und einen Luftzug wach. Müde reibe ich mir die Augen und muss ein paar mal blinzeln. Verwirrt suche ich nach der Quelle des Streichelns und stelle fest, dass Elli schon im Rollstuhl neben mir steht. ,,Sind wir schon da?", murmle ich ganz verschlafen. ,,Ja, du hast die ganze restliche Fahrt verschlafen. Du hast nicht mal mitbekommen, dass wir eine Stunde im Stau gestanden haben", kichert sie leise und rollt langsam zurück. Langsam steige ich aus dem Auto aus und strecke mich erstmal genüsslich.
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Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr sieht
FanfictionFortsetzung von ,,Müsste da nicht Musik sein. Elli liegt nach einem schweren Unfall im Koma, und die Welt von Wincent droht zusammenzubrechen. Während er an ihrem Bett sitzt und ihre Hand hält, versucht er verzweifelt, mit der Ungewissheit und dem...