Kapitel 226

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Wincent

Als ich am nächsten Morgen wach werde, schläft Elli neben mir noch tief und fest. Nachdem ich noch ein paar Nachrichten beantwortet habe, stehe ich auf und gehe erstmal in Ruhe duschen. Elli schläft immer noch als ich angezogen aus dem Badezimmer komme. Da wir gleich im Büro verabredet sind, bleibt mir nichts anderes übrig als sie zu wecken. Vorsichtig streichle ich ihr durchs Haar und hauche ihr ein paar Küsse auf die Wange. ,,Elli, Schätzchen, aufwachen. Wir müssen gleich los", grinse ich und schaue sie an. Bloß kommt keine Reaktion von meiner Frau. ,,Schatz, du musst wirklich aufwachen", kichere ich und küsse sie weiter. ,,Wince", murmelt sie verschlafen und dreht sich zu mir um. ,,Ja, hier bin ich", schmunzle ich, werde aber augenblicklich ernster als sie sich in meinen Arm krallt. ,,Hey, ist alles okay?", frage ich besorgt und lege meine Hand an ihre Wange und streichle diese. ,,Mein Rücken", wimmert sie und vergräbt ihr Gesicht im Kissen. ,,Was ist damit?", frage ich alarmiert und schaue sie an. ,,Er tut so weh", flüstert sie und schaut mich endlich an. Sie hat ganz nasse Augen, als hätte sie die ganze Nacht geweint. ,,Wo genau?", frage ich weiter nach. ,,Unten", haucht sie. ,,Darf ich mal schauen?" Sachte nickt sie und dreht sich vorsichtig auf die Seite. Ich gehe um das Bett herum und knie mich auf meine Bettseite. ,,Aua", wimmert sie als ich das Shirt hochziehen möchte. Vorsichtig ziehe ich das Shirt nach oben und taste ihren Rücken ab. ,,Das tut so weh", schluchzt sie als ich am unteren Rücken angekommen bin. ,,Willst du hier bleiben?", frage ich leise und stehe wieder auf.

Als sie den Kopf schüttelt, schaue ich sie besorgt an. ,,Willst du nicht ein bisschen liegen bleiben?" ,,Nein, ich will nicht alleine bleiben", flüstert sie und schaut mich ängstlich an. ,,Ich habe so Angst." ,,Wovor hast du denn Angst?", frage ich verwirrt und setze mich neben sie. ,,Das es was schlimmeres ist." ,,Mach dich jetzt nicht verrückt. Vielleicht hast du dich nur überangestrengt oder verlegen", überlege ich und streichle ihr über den Unterarm. ,,Ich will dich ja nicht hetzten, aber wir müssten bald los", sage ich nach einer kurzen Stille. ,,Hilfst du mir?", fragt sie leise und schaut mich aus verweinten Augen an. ,,Natürlich", lächle ich und wische ihr die Tränen aus dem Gesicht. Vorsichtig helfe ich ihr in den Rollstuhl und während sie im Badezimmer ist, hole ich ihr ein paar Klamotten aus dem Koffer. ,,Passt das?", frage ich und halte eine Leggins und einen Hoodie von mir hoch?" Lächelnd nickt sie und versucht sich aufs Bett zu setzen. ,,Warte, ich helfe dir", lächle ich und stütze sie. Mit ein wenig Hilfe zieht sie sich an und ich helfe ihr auch gleich in ihre Jacke. ,,Wenn es nicht besser wird, gehen wir zum Arzt", sage ich als sie während der Autofahrt ihr Gesicht verzieht. Leicht nickt sie und legt ihre Hand auf mein Bein. ,,Tut es so weh?", frage ich und greife nach ihrer Hand, da wir gerade eh an einer Ampel stehen. ,,Es geht", seufzt sie und schaut mich kurz an. Natürlich überspielt sie es, ich sehe es ihr ja an.

Im Büro angekommen, setze ich Elli auf einem Stuhl ab. ,,Am besten ich hole dir deinen Rollstuhl hoch oder?" ,,Okay, ich komme gleich wieder", sage ich nachdem sie genickt hat. ,,Du schaust aber nicht so erholt aus", höre ich Anna sagen als ich wieder nach oben komme. ,,Hab auch nicht gut geschlafen. Hab so Schmerzen im Rücken", seufzt Elli und setzt sich in den Rollstuhl. ,,Warum hast du mich denn nicht geweckt?" ,,Du hast so tief und fest geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken", antwortet sie leise. ,,Das Thema hatten wir doch schonmal", seufze ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. Nach einem kurzen Frühstück setzen wir uns direkt wieder an die Pakete und machen sie so gut wie fertig. ,,So, das war das letzte", seufze ich und gebe das Paket an Anna weiter. ,,Wollen wir uns jetzt noch an die Planung fürs nächste Jahr setzen?", fragt Anna als sie wieder zurückkommt. ,,Ja, ich hole mir noch schnell einen Kaffee", sage ich und stehe auf, bleibe aber augenblicklich stehen. Elli sitzt mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl und atmet angestrengt ein und aus. ,,Schatz?" ,,Geht schon wieder", lächelt sie und schaut mich an. Skeptisch gehe ich in die Küche und mache mir einen Kaffee.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt