Kapitel 194

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Wincent

,,Ehm", sage ich als ich Mum und die Kids vor der Tür stehen sehe. ,,Es kommt ungelegen oder?", fragt Mum. ,,Kommt mal rein", sage ich und öffne die Tür ganz. Freudig begrüßen die Kids Noah und Mats. ,,Schatz, was ist hier bitte passiert. Ich war eben ganz baff als die Polizei vor meiner Tür stand", sagt Mum und hält mich zurück. ,,Ich erkläre es dir. Aber nicht vor den Kindern", murmle ich und fahre mir durchs Gesicht. ,,Noah, warum ist hier Blut?", höre ich plötzlich Leo fragen. ,,Shit", fluche ich und laufe in die Küche. Ich spüre Mamas alarmierten Blick in meinem Rücken. ,,Ich hatte vorhin Nasenbluten", sagt Mats und wischt das Blut vom Boden auf. ,,Und warum?", bohrt Mila weiter. ,,Hab mich gestoßen", grinst Mats und kratzt sich am Hinterkopf. Dankend schaue ich ihn an. ,,Ehm habt ihr vielleicht Lust bisschen raus zu gehen?", fragt Noah nach einer kurzen Stille. ,,Au ja, Wincent da um die Ecke ist doch ein Spielplatz oder?", fragt Leo mit leuchtenden Augen. Als ich nicke, rennen sie schon in den Flur um sich wieder ihre Schuhe anzuziehen. ,,Danke", lächelt Mama die zwei dankbar an. ,,Nichts zu danken. Wir müssen eh mal an die frische Luft", lächelt Mats und folgt Noah nach draußen. ,,Willst du auch?", frage ich Mum und deute auf die Kaffeemaschine. ,,Gerne", lächelt sie leicht. Besorgt beobachtet sie mich wie ich zwei Tassen aus dem Schrank hole. ,,Wince, setz dich bitte nach draußen. Ich mach das", sagt sie sanft als sie meine zittrigen Hände bemerkt. Dankbar schaue ich sie an und trete nach draußen auf den Balkon.

Ich kann nicht verhindern das ich anfange lauthals los zu schluchzen. ,,Shh Wincent, es ist alles gut", sagt Mama sanft und zieht mich in ihre Arme. ,,Ich habe solche Angst", wimmere ich an ihre Schulter. ,,Wovor genau?", flüstert sie und fährt durch meine Haare. ,,Wegen Elli, wie soll ich sie bitte wieder auf die Beine bekommen?", sage ich leise und schaue sie aus verweinten Augen an. ,,Wincent, du musst das nicht alleine schaffen. Und Elli schafft das auch nicht ohne professionelle Hilfe. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich, was du alles für sie meisterst, aber du darfst dich dabei nicht vergessen. Hörst du?" ,,Ich versuch es", sage ich und setze mich hin. ,,Und jetzt erklärst du mir mal, was passiert ist", lächelt sie sanft und greift aufmunternd nach meiner Hand. Also erzähle ich ihr alles, was in den letzten zwei Stunden passiert ist. ,,Und bei dir war die Polizei auch?", frage ich am Ende. ,,Ja und das Jugendamt. Da Dina in Gewahrsam genommen wurde, muss ja geklärt werden was mit den Kindern passiert", seufzt sie und fährt sich durchs Gesicht. ,,Und?", frage ich unsicher und habe ein bisschen Angst vor der Antwort. ,,Wir haben jetzt erstmal ausgemacht das ich sie aufnehme. Sie haben ja jetzt erstmal Ferien und in den nächsten Wochen werden wir mal schauen. Aber erstmal sind sie bei uns", lächelt sie.

Erleichtert lehne ich mich zurück und komme erstmal ein bisschen runter, bis ich Ellis Schreie höre. Sofort springe ich auf und renne nach oben. Sie muss einen Alptraum haben, denn sie schläft noch als ich ins Schlafzimmer komme. ,,Süße aufwachen. Du träumst", sage ich so sanft wie möglich und streichle ihr durchs Haar. Als sie mich bemerkt lässt sie sich einfach gegen mich fallen. ,,Shhh", sage ich sanft und streichle ihr über den Rücken, was ich aber gleich lasse als sie schmerzerfüllt zusammenzuckt. ,,Hey Elli", sagt Mama leise und kommt ins Schlafzimmer. Als Als Elli hochschaut, höre ich Mama leise zischend einatmen. ,,Ich hab dir einen Tee gemacht", lächelt sie und setzt sich mit einer Tasse neben uns. ,,Danke", flüstert Elli kaum hörbar und versucht die Tasse abzunehmen. ,,Warte, ich helfe dir", sage ich sanft und helfe ihr beim Trinken, denn vor lauter zittern schafft sie es nicht die Tasse zu halten. ,,Wo sind die Kinder?", fragt Elli mit brüchiger Stimme. ,,Mach dir darum mal keine Sorgen. Sie bleiben erstmal bei uns", lächelt Mama. ,,Warum hast du denn nichts gesagt?", frage ich leise. ,,Ich hatte solche Angst. Sie haben mir gedroht den Kleinen etwas zu tun, falls ich meinen Mund aufmache", wimmert sie und setzt sich langsam auf.

,,Was haben sie dir nur angetan?", hauche ich und streiche ihr eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Sie sagten immer, ich wäre ihr größter Fehler im Leben gewesen", flüstert sie und spielt am Saum meines Shirts herum. ,,Und wenn ich gesagt habe, dass es mir nicht gut geht, haben sie mich ausgelacht und meinen ich wolle nur die Aufmerksamkeit. Das schlimmste was sie mir je angetan haben war, dass sie einmal meine Notfallmedikamente versteckt haben", schluchzt sie auf. Ich muss mich beherrschen nicht laut los zu fluchen. ,,Haben sie dich nur geschlagen?", fragt Mama vorsichtig. Langsam schüttelt sie mit dem Kopf und greift nach meiner Hand. ,,Ich bin hier", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. ,,Ich durfte manchmal nichts essen und wenn ich angeblich wieder was falsch gemacht habe, durfte ich nicht aus meinem Zimmer. Deswegen war ich ja auch immer so oft bei euch", flüstert sie kaum hörbar. ,,Ach Mäuschen, es tut mir so leid für dich. Du bist ja durch die Hölle gegangen und wir haben nichts gemerkt", flüstert Mama und ich kann sehen, wie sehr sie gegen die Tränen ankämpft. ,,Und trotzdem bist du so eine Kämpferin", murmle ich und vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar.

So sitzen wir eine Ewigkeit zusammen und geben Elli den nötigen Halt, bis wir unten die Haustür aufgehen hören. Plötzlich hören wir Noah nach den Kids schreien, aber sie stehen schon bei uns im Schlafzimmer. Erschrocken schauen wir sie an und sie erwidern den Blick genauso. ,,Elli", haucht Leo. ,,Was ist mit dir passiert?", fragt Tommy besorgt. ,,I..ich", stammelt Elli und schaut hilfesuchend zu Mum. ,,Kommt mal her Kinder", lächelt diese. ,,Macht euch keine Sorgen, die Elli ist leide bei der Treppe ein paar Stufen runtergefallen. Deswegen braucht sie ein bisschen Ruhe." ,,Och man, ich bin letztens auch runtergerutscht", schmunzelt Leo. ,,Darf ich dich trotzdem kurz drücken?", fragt sie leise. Elli nickt und setzt sich auf. Besorgt schaue ich sie an. ,,Aber ganz ganz vorsichtig", sage ich als die zwei Mädels aufs Bett krabbeln. Tommy sitzt ganz nachdenklich auf der Bettkante und sieht sehr gedankenversunken aus. ,,Soll ich heute etwas zu Abend kochen oder wollt ihr lieber eure Ruhe haben?", fragt Mama an uns gewandt. Unsicher schaue ich zu Elli. ,,Ihr könnt gerne noch etwas hier bleiben. Glaube die Ruhe schadet mir nur", sagt sie leise. ,,Okay, Kinder, wir fahren mal schnell etwas einkaufen", sagt sie und klatscht in die Hände.

Als alle weg sind, gehe ich kurz ins Badezimmer und als ich wieder zurückkomme, sitzt Elli mit geschlossenen Augen auf dem Bett. ,,Kleine, ist alles gut?", frage ich leise. Sachte schüttelt sie mit dem Kopf und schluchzt wieder auf. ,,Okay dumme Frage", murmle ich und setze mich neben sie. ,,Kann ich bisschen mit runter kommen?", fragt sie leise. ,,Klar, wie du möchtest", sage ich sanft. ,,Wince?", flüstert sie und schaut mich aus verweinten Augen an. ,,Ich schaffe das nicht allein. Können wir bitte wieder den Arzt anrufen?" Erleichtert atme ich aus. ,,Das ist eine gute Idee. Lass uns gleich morgen anrufen", lächle ich und hebe sie behutsam hoch. ,,Und ich bin auch immer für dich da", flüstere ich und hauche ihr vorsichtig einen Kuss auf die geschwollene Wange. Unten setze ich sie neben den Jungs auf dem Sofa ab und gehe zur Kühltruhe. ,,Halte das mal bisschen ins Gesicht", sage ich und halte ihr eine Kühlbeutel hin. Dankend nimmt sie mir diesen ab und hält ihn sich an die Wange. Kurz darauf kommen auch die anderen wieder und fangen direkt an zu kochen. Auch wenn es eine unschöne Ursache ist, warum die kleinen da sind, beobachte ich schmunzelnd wie sie Mum und Noah in der Küche helfen, nur Tommy schaut ein bisschen bedrückt aus.

Nachdem Abendessen toben die Kleinen noch ein bisschen im Garten herum und ich helfe Mum beim Abwasch. Elli habe ich eben hochgetragen, da sie sich lieber ins Bett legen wollte. Gerade als ich den letzten Teller in die Spülmaschine räume, stellt sich Tommy neben mich. ,,Wince, kann ich kurz mit dir reden?", fragt er vorsichtig. ,,Klar", lächle ich und schließe die Maschine. ,,Ihr habt das einfach nur gesagt oder?", fragt er unsicher. ,,Was genau meinst du?", frage ich verwirrt. ,,Elli ist nicht die Treppen runtergefallen, stimmt's?"

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt