Kapitel 219

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Wincent

Heute bin ich mit den Kindern fast schon den ganzen Tag alleine zu Hause. Nachdem Sophia angekommen ist, sind die beiden gleich aufgebrochen. Keine Ahnung was sie noch alles anstellen. Ich weiß nur, dass Elli in einer halben Stunde eine Friseurtermin hat. Sie wollen die Frisur für die Hochzeit ausprobieren. Da die Kids gerade beschäftigt sind, sage ich kurz bescheid und gehe nach unten in mein Musikzimmer. Etwas wichtiges für die Hochzeit fehlt noch von meiner Seite und ich bin mir sicher, Elli hat es schon fertig. Die Rede ist von meinem Ehegelübte. Ich mache mir erstmal ein paar Gedanken, was ich ungefähr sagen möchte. Ich möchte das es ein bisschen emotional ist, aber es soll auch einen gewissen Witz haben. Nach einer halben Stunde lese ich mir mein geschriebenes durch und bin sehr zufrieden. Da ich sehr undeutlich geschrieben habe, schreibe ich es nochmal sauber auf und verstaue es sorgfältig, sodass Elli es nicht finden kann. Da ich gerade schon dabei bin, gehe ich hoch in mein Büro und drucke die Unterlagen aus, die ich für Ellis Überraschung benötige. Auch das verstaue ich sorgfältig und werde es bei der nächsten Gelegenheit Marco anvertrauen. Sicher ist sicher. Nachdem ich damit fertig bin, gehe ich wieder rüber zu den Kinder. Leo sitzt in ihrem Zimmer und malt. Mila sitzt in ihrer Kuschelecke und hört ein Hörbuch. Da störe ich lieber mal nicht und gehe runter um noch ein bisschen aufzuräumen. Zwei Stunden später kommen Elli und Sophia auch endlich mal wieder nach Hause. Als ich die Haustür aufgehen höre, trete ich erwartungsvoll in den Flur. Aber sofort werde ich enttäuscht.

,,Hey, warum schaust du denn so bedröppelt?", fragt Elli leise als sie ihren Mantel auszieht. ,,Ich dachte, ich sehe deine Frisur", murmle ich. ,,Ach Schatz, das wird doch alles eine Überraschung", kichert sie und küsst mich kurz. ,,Da kann es wohl keiner abwarten mmh?", lacht Sophia. Worauf Elli auch anfangen muss zu lachen. ,,Ja lacht ihr nur", gebe ich von mir, muss im nächsten Augenblick aber auch grinsen. ,,Wince, Sophia und ich haben uns überlegt später mal einen Plan zu machen, wie die nächsten Tage aussehen. Wärst du dabei?", fragt mich Elli als sie sich aufs Sofa setzt. ,,Klar, lass uns später wenn die Kinder schlafen dransetzen", antworte ich und wie aufs Stichwort kommen die Kleinen von oben gerannt. ,,Ich hab doch gesagt, ihr sollt nicht auf der Treppe rennen", rufe ich als Leo fast ausrutscht. ,,Tschuldigung", murmeln sie und renne weiter zu Elli. Da wir merken, dass der Tag für Elli ganz schön anstrengend ist war, da sie die ganze zeit gelaufen ist, lassen wir sie ein bisschen ausruhen und währenddessen bereite ich mit Sophia und den Kindern das gemeinsame Abendessen vor. Gerade als es ein bisschen lauter wird, unterbricht uns Tommy mit einem ,,Shh." Verwirrt schauen wir ihn an und folgen seinem Blick. ,,Ist sie jetzt wirklich eingeschlafen?", schmunzelt Sophia neben mir. ,,Wie es scheint", kichere ich und schneide weiter. ,,Glaub das Gehen ist ganz schön anstrengend. Sie musste oft kleine Pausen machen", erzählt sie. ,,Ja, sie muss einfach noch ein bisschen langsam machen", gebe ich von mir und schaue kurz besorgt zur schlafenden Elli.

Nach dem gemeinsamen Abendessen bringen wir zusammen die Kinder ins Bett. Heute Abend hat es ein bisschen länger gedauert und ich musste drei Kapitel lesen. Als ich wieder nach unten komme, sitzen die zwei Frauen schon am Esstisch und warten auf mich. ,,Habt ihr Lust auf ein Gläschen Wein?", frage ich und gehe in die Küche. ,,Das klingt gut, kannst du was zum Knabbern mitbringen?", ruft Elli leise. Also schnappe ich mir drei Weingläser, Wein, Chips, Kekse und Gummibärchen und gehe damit zum Esstisch. ,,Womit wollen wir denn anfangen?", fragt Sophia und schnappt sich Zettel und Stift. ,,Also morgen haben wir mal nichts vor. Übermorgen fahren wir ja in die Location um die letzten Dinge zu besprechen", überlegt Elli und knabbert an einem Keks. ,,Wo hast du eigentlich deinen Anzug?", wendet sich Elli an mich. ,,Ehm oben im Schrank", verarsche ich sie. ,,Wie oben im Schrank?", gibt sie verwirrt von sich. ,,Ich hab doch gestern deine Klamotten einsortiert", ergänzt sie. ,,Ja und? Der Blaue hängt doch im Schrank", gebe ich locker von mir und trinke einen Schluck Wein. ,,Du willst mir jetzt nicht sagen, du ziehst den Anzug an, den du schon so oft anhattest", sagt sie skeptisch. ,,Doch", spiele ich mein Spiel weiter. ,,Also, ja keine Ahnung wie ich das jetzt finde", murmelt sie und klingt ein bisschen enttäuscht. ,,Ach Schatz, das war doch ein Scherz. Mein Anzug ist bei Marco", lache ich und knuffe ihr in die Seite.

Wir planen wirklich die nächsten Tage im Detail, bis wir zu dem Tag vor der Hochzeit kommen. ,,Wir fahren ja gegen 16:00 Uhr in die Location und Abends gehen wir ja schon mit den angereisten Gästen Essen", sagt Elli und Sophia schreibt auf. ,,Gut, du kommst ja dann mit zu mir oder? Weil die Hochzeitssuite bekommt ihr ja erst in der Hochzeitsnacht", kichert Sophia. ,,Ja, ich schlafe dann bei dir und wo schläfst du? Marco hat doch bestimmt seine Familie dabei", wendet sie sich an mich. ,,Ich penn dann bei Mats. Haben wir schon ausgemacht", antworte ich und schnappe mir ein paar Chips. ,,Gut, dann haben wir ja alles geplant", seufzt Elli und klappt ihr Notizbuch zu. ,,Und jetzt entspann dich Schatz. Es wird schon alles nach Plan laufen und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Das wird unser Tag", sage ich leise und lege einen Arm um sie. ,,Ich weiß", lächelt sie und küsst mich kurz. ,,Dieser Tag wird so schön werden", schwärmt Sophia und trinkt einen Schluck Wein. So bleiben wir noch bis spät in die Nacht unten sitzen und reden über Gott und die Welt.

Mittlerweile sind schon wieder zwei Tage vergangen und im Moment befinden wir uns auf den Weg zur Location. Elli ist seit gestern ein bisschen zu ruhig und ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass sie krank wird. ,,Ist alles okay?", frage ich leise und lege meine Hand auf ihr Bein. ,,Ja, mach dir keine Sorgen", lächelt sie mich leicht an und greift nach meiner Hand. Ich konzentriere mich wieder auf die Straße. Nach weiteren 30 Minuten kommen wir an unserer Location an. ,,Wince, du hast doch den Rollstuhl ins Auto geladen oder?", fragt Elli leise als ich aussteigen will. ,,Ja, willst du nicht laufen?" ,,Nein, ich fahr lieber", murmelt sie. Als wir das Grundstück betreten, kommt schon Frau Weber entgegen, die für die Planung zuständig ist. Nachdem wir noch kleinere Details besprochen haben, dürfen wir uns noch ein bisschen umschauen. ,,Das ist so schön", schwärmt Elli als wir den Saal betreten. Die Feier findet in einem alten Herrenhaus statt. Das Gebäude wurde umgebaut, der hintere Teil besteht nur aus Fenster, sodass man nach draußen in den angelegten Park mit See schauen kann. Aber der Charme des Gebäudes ist immer noch vorhanden. Im Saal stehen Rundtische verteilt mit richtig schönen Stühlen. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie es hier mit der ganzen Dekoration ausschauen wir. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir hier mit unseren über 150 Gästen eine Menge Platz haben werden.

,,Schatz, können wir vielleicht gleich nach Hause fahren?", fragt Elli leise als wir draußen stehen. ,,Willst du nicht mit zu Mum?" ,,Ich bekomme total die Kopfschmerzen", murmelt sie und massiert sich die Schläfe. ,,Du wirst jetzt nicht krank oder?", frage ich besorgt und knie mich vor sie. ,,Ich hoffe nicht, in fünf Tagen ist die Hochzeit", sagt sie und verzieht das Gesicht. ,,Dann lass uns nach Hause fahren und dich ein bisschen aufpäppeln", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Du kannst ruhig zu deiner Mum fahren. Ich komme schon allein klar", lächelt sie. ,,Kommt nicht in Frage. Ich ruf kurz mal Mum an", sage ich und hole mein Handy aus der Hosentasche. Ich gehe ein Stück zur Seite und wähle ihre Nummer. ,,Hey Schatz, was gibt es?", fragt sie direkt als sie abnimmt. ,,Moin Mum, ich weiß wir wollten ein bisschen vorbeikommen, aber Elli geht es nicht gut. Könntest du eventuell die Kleinen behalten, dann kann ich sie ein bisschen aufpäppeln, sodass sie am Samstag fit ist." ,,Na klar, hab ja diese Woche extra Urlaub genommen. Soll ich euch eine Hühnersuppe kochen und vorbeibringen?" ,,Das musst du nicht", winke ich ab. ,,Das mach ich aber Schätzchen. Ich fahr schnell einkaufen und mach sie euch. Die wird ihr guttun. Wir bekommen sie schon wieder fit, sind ja noch fünf Tage." ,,Dann musst du extra herfahren. Ich kann sie auch holen." ,,Nein, du bleibst daheim. Ich bring sie euch und Schluss mit der Diskussion", lacht sie am Ende. ,,Okay, danke", schmunzle ich und verabschiede mich.

Zu Hause scheuche ich Elli sofort ins Bett und bereite ihr erstmal einen Tee zu. Zusammen mit etwas Schokolade bringe ich es ihr nach oben. ,,Hier bitte", lächle ich und reiche ihr die Tasse. ,,Kannst du mir eine Tablette holen?" ,,Schmerztablette?", frage ich nach. Als sie nickt, gehe ich wieder runter und hole ihr eine. Oben ziehe ich mir auch etwas bequemes an und kuschle mich zu ihr ins Bett. ,,Was schaust du denn?", frage ich als sie sich auf meine Brust kuschelt und weiter Fern schaut. ,,Shopping Queen", grinst sie mich an. ,,Müssen wir das schauen?", seufze ich und streichle ihren Rücken. ,,Ja", kichert sie und kuschelt sich enger an mich. ,,Okay", murmle ich. Immer wieder gibt Elli ihren Senf dazu, darüber muss ich öfters mal schmunzeln. Eine Stunde später freue ich mich schon, das die Sendung vorbei ist, aber schon beginnt die nächste Sendung. ,,Was kommt jetzt?", gähne ich. ,,Hochzeitssendung", kichert sie und streichelt gedankenverloren meinen Bauch. ,,Das sind wirklich deine Sendungen", schmunzle ich und ziehe die Decke höher über uns.

Wie tief muss man tauchen, bis man die Tränen nicht mehr siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt