The Whole Story

Kapitel 18

Riku

Von Laura wurde ich dann auch nicht ins Bett geschickt, sondern von Samu. Genau jetzt, wenn ich auf "geheimer Mission" war, musste er natürlich ebenfalls hier entlang laufen. Das war eindeutig mein Glück, oder eher mein Pech. Wirklich viel Glück hatte ich im Moment ja nicht wirklich im Leben. Das Einzige, das wirklich so positiv war, dass es mir jederzeit spontan eingefallen wäre, war, dass ich in einer wirklich tollen Band spielen durfte und unvergessliche Momente mit meinen Freunden auf der Bühne verbringen durfte. Das Gefühl mit tausenden Menschen zu singen war einfach immer schon total atemberaubend und berauschend. Es war schon immer ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn alle den Text singen konnten, der von dir kam und somit irgendwie ein Teil von dir war. Aber jetzt war ich eben gerade nicht auf der Bühne, sondern im Hotel unterwegs, obwohl ich ja im Bett sein musste, weil ich so "krank" war. Seit ich mich etwas bewegt hatte, ging es mir ehrlich schon wieder besser. Leider wusste ich, dass mich alle hier wieder ins Bett gesteckt hätten, wenn sie mich jetzt getroffen hätten und das auch, wenn ich ihnen erklärt hätte, dass es schon wieder besser wäre.

"Riku, was machst du denn hier?", mit einem fragenden Gesicht kam Samu auf mich zu.
"Ich muss nur ganz kurz etwas nachschauen!", versicherte ich und sah ihn dabei bettelnd an.
"Was willst du denn wissen?"
"Ob alle noch am Tisch sitzen!"
"Ja, alle sind noch da. Du hast sicher schlecht geträumt! Soll ich dich wieder nach oben bringen?"

Ich wusste es ja schon von Anfang an... Natürlich lässt mich niemand selber nachschauen, ich bin ja krank, oder so etwas in der Art...

"Riku, wieso bist du hier unten?", fragte plötzlich auch Laura.

Na ganz toll... Jetzt muss ich die Notlüge bringen...

"Ich bin doch runter gegangen zum Nachschauen. Wieso..."
"Weil ich wissen wollte, ob bei dir alles ok ist! Du hast ziemlich lange gebraucht...", unterbrach ich sie.
"Stimmt, du warst echt lange bei uns! Sorgen darf er sich hoffentlich noch machen, oder?", half mir Samu.
"Tut mir leid, Schatz! Gehen wir wieder nach oben?", ein leichter Kuss traf meine Lippen in einer Redepause.

*

Am nächsten Morgen ging es mir dann doch wieder scheiße. Blöderweise war heute unser Abreisetag und ich glaubte nicht, dass ich in diesem Zustand den Flug überleben zu können. Übel war mir nicht, aber ich hatte die Kopfschmerzen meines Lebens. Die zwei letzten Tabletten, die wir noch hatten, brachten leider so gut wie gar nichts und so lag ich bis viertel vor 11 mit geschlossenen Augen auf dem Bett und spannte bei jedem kleinen Geräusch meinen gesamten Körper an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es die Geräusche etwas erträglicher machte, aber vielleicht war es auch nur Einbildung.

Kurz vor 11 half Sami mir aus dem Zimmer zu kommen. Blöderweise war jetzt nämlich auch noch Schwindel dazu gekommen, weshalb ich unten in der Lobby gleich wieder auf einem der Sessel hing, um nicht stehen zu müssen. Irgendwie war es mir sogar zu anstrengend die Augen offen zu halten, doch zum Glück quatschte mich nicht die ganze Zeit jemand an, der meinte, fragen zu müssen, wie es mir ging. Erst als wir das Hotel verließen kamen wirklich alle, um sich um mich zu sorgen. Eigentlich hätten mir auch eine oder zwei Personen gereicht, aber es war mir eben auch zu anstrengend, das jetzt zu sagen.

Als wir aus dem Hotel kamen, kam mir ein angenehm kalter Windstoß entgegen. Im Vergleich zu gestern war es an diesem Tag relativ kalt, was ich, im Gegensatz zu den Anderen, aber angenehm fand. Gemeinsam gingen wir alle zusammen vor zur Straße, um mit Taxis zum Flughafen zu fahren. Die ganze Zeit hoffte ich, dass die Tabletten endlich anschlugen, doch das wurde dann leider nichts. So stand ich also mit extrem starken Kopfschmerzen am Flughafen und überlegte schon nach einer Idee, wie ich nicht hätte mitfliegen müssen.