Kapitel 54

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Samu

Ein kräftiger Ruck riss mich aus dem Schlaf, wir waren gelandet. Nur langsam schaffte ich es die Augen aufzumachen, denn ich fühlte mich noch so unglaublich müde, obwohl ich eben erst geschlafen hatte. Leider konnte ich hier auch nicht sitzen bleiben und weiterhin schlafen, sondern musste aussteigen und auch noch nach Hause kommen.

Wider erwartend fuhren meine Gedanken nicht gleich wieder Achterbahn. Nein, das blieb tatsächlich eine ganze Weile aus, ich hatte ja auch erst mal noch andere Sorgen.

So überstürzt wie ich zum Flughafen gefahren war, hatte ich völlig vergessen, dass in Finnland ein etwas anderes Klima herrschte. Während es in Spanien noch angenehm warm war, lag hier schon der erste Schnee und natürlich war ein T-Shirt da nicht die beste Kleiderwahl.
Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Körper und beschloss doch lieber wieder in die Flughafenhalle zu gehen, wo es wärmer war. So nahm ich mein Gepäck und ging wieder rein, wo ich mein Gepäck abstellte und erst einmal nach meinem Handy kramte, um mir ein Taxi zu rufen. Enttäuscht musste ich aber feststellen, dass der Akku leer war und das somit ins Wasser fiel.

Super, zum Laufen ist es zu kalt und ich kann hier doch jetzt nicht meinen Koffer aufmachen, um meine Jacke rauszuholen?! Aber an ein Taxi komme ich auch nicht, so lange mein Handy keinen Akku hat und das kann ich hier schlecht aufladen, zumal, auch wenn ich eine Steckdose hätte, das Ladekabel ebenfalls im Koffer wäre. Wow, das ist mal wieder ganz große Klasse... Ich habe die Wahl zwischen erfrieren und vor der ganzen Welt meinen Koffer aufzumachen.

Letzten Endes entschied ich mich doch dazu, die Jacke aus meinem Koffer zu holen. Allerdings nicht hier mittendrin, sondern auf dem Klo. Es sah zwar sicher genauso bescheuert aus, wenn ich da voll bepackt und in einem T-shirt rein ging und zwar noch voll bepackt, aber mit einer dicken Jacke rauskam. Das war mir aber so ziemlich egal. Dann sah es halt seltsam aus, aber immerhin schaute nicht die ganze Welt zu, wenn Samu Haber mitten in der Flughafenhalle seinen Koffer aufmachte. "Zufälligerweise" brauchte ich diese Schlagzeile nicht noch zusätzlich zu meinen aktuellen, privaten Problemen. Tja, und genau hier ging es wieder los. Alle Fragen tauchten wieder auf und natürlich waren sie noch genauso unbeantwortet wie bevor ich im Flugzeug endlich den Weg ins Traumland fand. Das konnte ja etwas werden, sobald ich zu Hause war... Ich hoffte nur, dass wir noch Bier da hatten, denn irgendwie brauchte ich das jetzt wirklich dringend!

*

Auf dem Weg nach Hause ließen mich meine Gedanken auch ganz und gar nicht in Ruhe. Ich hätte glatt das Atmen vergessen, wenn es nicht von selbst und ohne Nachdenken funktioniert hätte. Keine Sekunde ohne beim Nachdenken zu sein, lief ich also durch die verschneiten Straßen von Helsinki und hatte auch noch alle Mühe meinen Koffer hinter mir her zu ziehen. Meine Hände und mein Gesicht waren eiskalt und auch von meinem Füßen konnte ich nicht gerade behaupten, dass sie warm gewesen wären. Zu allem Übel hatte ich auch noch ungefähr eine viertel Stunde Fußweg vor mir... Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie es ausgesehen hätte, wenn ich hier nur in einem T-shirt herumspaziert wäre. Naja, ich musste jetzt ja nur machen, dass ich nach Hause kam und dann war alles gut, was die Kälte anging.

Blöderweise war das nur einfacher gesagt als getan. Denn als ich nur noch zwei Straßen von meinem Zuhause entfernt war, kam mir plötzlich eine Gruppe von fünf Mädels entgegen. Auf den ersten Blick sah ich, dass sie mich wohl erkannt haben mussten. Wenn man schon so lange in der Öffentlichkeit stand wie ich, bekam man langsam ein Gespür dafür, wann die Leute wussten, wer man war und wann nicht. Die Fünf hatten mich aber eindeutig mehr als erkannt.

Ich musste weder verstehen, was sie tuschelten, noch was das überhaupt für eine Sprache war. Die Tatsache, dass sie überhaupt begannen zu tuscheln reichte vollkommen aus und am Liebsten wäre ich weg gerannt, als sie damit anfingen. Fans konnte ich jetzt nämlich überhaupt nicht gebrauchen, so sehr ich sie eigentlich auch liebte. Nur jetzt war eben der völlig falsche Zeitpunkt für Fotos, Autogramme und eine Kuschelrunde. Auch wenn ich das hätte über mich ergehen lassen, konnte ich danach noch immer nicht direkt nach Hause, aus Angst, dass ich den Weg nicht alleine ging. Eigentlich sollte es nämlich so bleiben, dass niemand wusste, wo ich wohnte und ich somit meine Ruhe und Privatsphäre hatte.

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