Kapitel 68

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Samu

Genervt kletterte ich von Vivi runter und nahm mein Handy vom Couchtisch. Rangehen tat ich nicht sofort. Ich zögerte etwas, weil ich wirklich nicht einschätzen konnte, ob ein Anruf von Laura jetzt so wichtig war. Eigentlich hätte ich mir lieber wieder Vivi geschnappt und die ganze Welt um mich herum vergessen. Leider musste mein verdammt bescheuertes Handy diesen Moment zerstören, in dem es wirklich nur uns gab. Naja, ich konnte es nicht ändern und Laura konnte es schließlich nicht riechen, ob sie gerade in einem passenden Moment anrief. So entschied ich mich dann doch ranzugehen. Vor allem wusste ich ja auch nicht, ob sie es dann später nochmal versuchte und wir erneut gestört worden wären...

"Ja?", meldete ich mich.
"Moi Samu, ich bin's!"
"Was gibt's?"
"Ich wollte fragen, ob du weißt, wo Vivi steckt. Ich versuche schon ewig sie zu erreichen, aber sie geht einfach nicht ran"
"Ähm ja, die ist hier"
"Kannst du sie mir kurz geben?"
"Was ist kurz bei euch Frauen?"
"Ich will ihr nur schnell etwas sagen"
"Aber wirklich schnell, ok?"
"Oh, störe ich gerade?"
"Geht so... Besser jetzt wie zehn Minuten später"
"Tut mir leid... Naja, wenn das so ist, kannst du es ihr auch einfach schnell ausrichten. Ich will euch ja eigentlich nicht stören, bei was auch immer ihr vorhabt"
"Schieß los!"
"Also, ich wollte Bescheid geben, dass ich, und auch Riku, die nächste Zeit nicht zu Hause sind, sondern beide bei unseren Eltern"
"Ist etwas passiert?"
"Ja, die..."
"Geht's Riku gut?", fragte ich leicht panisch und bemerkte erst im Nachhinein, wie das für die Zwei wohl geklungen haben musste.
"Ja, ihm geht's gut. Bei uns ist nur die Heizung ausgefallen"
"Ach so. Er hätte übrigens auch hier wohnen können, wenn er nicht hätte nach Vantaa fahren wollen"

Bitte, lass mich das jetzt nicht laut gesagt haben! Was rede ich da? Ich kann ihn doch hier im Moment gar nicht gebrauchen. Er würde vor Eifersucht die Krise bekommen... Und außerdem will ich ihn auch sonst gerade nicht wirklich hier haben. Verziehen habe ich ihm nämlich immer noch nicht wirklich... Einfach so meinen betrunkenen Zustand ausnutzen und das auch noch als bester Freund. Er tickte ja wohl nicht mehr ganz richtig!

"Er wollte seine Eltern sowieso schon lange mal wieder besuchen. Ich denke das passt schon für ihn!"
"Ok gut..."
"Sonst noch etwas?"
"Nein das war's schon wieder. Siehste, war ganz kurz!"
"Jaaa, bei euch Frauen weiß man eben nie!"
"Ich stör euch dann mal nicht mehr länger", lachte Laura, "Ciao!"
"Tschüß!"

"War das Laura?", wollte Vivi wissen, als ich mein Handy wieder weglegte.
"Jap", meinte ich knapp und zog sie auf meinen Schoß.
"Was wollte sie von mir?"
"Dir Bescheid sagen, dass sie die nächste Zeit bei ihren Eltern und nicht zu Hause ist, weil die Heizung kaputt ist.
"Ach so, ich dachte es wäre etwas passiert, nachdem du so gefragt hast, ob etwas mit Riku ist"
"Hat sich bei ihr so angehört..."
"Denk mal nach. Würde sie mit mir reden wollen, wenn Riku etwas passiert wäre? Sicher nicht! Dann würde sie dich anrufen, um mit dir zu reden!", Vivi lachte und setzte sich anders herum auf meinen Schoß, um mir einen kurzen Kuss zu geben.
"Was weiß ich...", murmelte ich.

Inzwischen bemerkte ich selbst, wie wenig Logik das hatte. Aber ich wusste ja selbst nicht, warum ich das eben gesagt hatte. Die Worte kamen einfach so aus meinem Mund, ohne dass sie zuvor in meinem Kopf waren... Wie das funktionieren sollte war mir allerdings ein Rätsel.

"Mach mal dein Handy aus, damit wir ungestört sind!", flüsterte Vivi in mein Ohr, während sie sich neben mich kniete.
"Ach, willst du mir jetzt doch den Gefallen machen?"
"Nicht ganz. Immer werde ich sicher nicht, ohne Kleidung rumlaufen... Aber jetzt gerade bin ich bereit für einen anderen Gefallen!"
"Bist du sicher, dass mir der auch gefällt? Es wäre nämlich schon ziemlich heiß, wenn nie etwas deinen perfekten Körper bedecken würde, sodass ich ihn immer bewundern könnte!"
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir das auch gefällt", sie biss sich leicht auf die Lippe.

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