Samu
Total fertig ließ ich mich auf einer der Bänke hinter unserem Hotel nieder. Ich war gerannt. Ich wollte einfach nur weg. Jetzt war ich hier. Völlig außer Atem und den Kopf voller Gedanken, die sich einfach nicht ordnen ließen.
Ich wusste nicht, ob ich jetzt sauer auf Riku war, oder ob ich ihm dankbar war. Ich wusste nicht, ob ich Vivi am Liebsten geschlagen, oder in den Arm genommen hätte, weil ich sie ja eigentlich noch liebte. Ich wusste nicht, ob Laura vielleicht der Einzige Grund war, dass Vivi mich nicht mehr betrog. Vielleicht hatte sie ihr eingeredet, wie falsch das war. Vielleicht war Laura aber auch überhaupt nicht in die Sache verwickelt. Und dann war da noch Osmo. Bei ihm wusste ich als Einziges, was ich tun wollte: Ihm voll eine in die Fresse schlagen!
Ansonsten wusste ich nicht mehr wo oben und unten war. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, meine Gedanken zu sortieren. Wenn ich es an der einen Stelle versuchte, drängte sich wieder etwas Anderes in den Vordergrund, sodass ich nie zum Ende kam. Es war auch echt zu viel für einen allein. Aber wenn ich diese Entscheidungen jetzt nicht wirklich traf, ohne dass mir jemand reinredete, wusste ich, dass ich es sofort bereut hätte. Alleine bekam ich es irgendwie aber auch nicht hin. Ich war verzweifelt und das nicht nur ein Bisschen...
Tief durchatmend lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Inzwischen war es schon wieder angenehm und nicht mehr so unerträglich warm wie am Mittag. Genießen konnte ich es aber natürlich nicht, wegen dem Chaos in meinem Kopf.
Plötzlich spürte ich wie sich die Bank ein kleines Stück weiter nach unten bog. Es hatte sich jemand zu mir gesetzt. Ich vermutete schon, dass es Vivi war und machte mich bereit aufzustehen. Allerdings sah ich eine Frau mit Kinderwagen, als ich etwas blinzelte und blieb dann doch sitzen. Wie gerne hätte ich eigentlich Kinder gehabt. Aber konnte ich mir dann bei Vivi überhaupt sicher sein, ob sie von mir waren? Ich wollte meine Kinder und nicht die, eines anderen Mannes, der Vivi ebenfalls glücklich machte.
Wieso hat sie sich überhaupt auf einen Anderen eingelassen? War ich ihr zu langweilig? Habe ich irgendetwas unbeabsichtigt verändert, dass es ihr nicht mehr gefallen hat? Falls ja, wieso hat sie es mir nicht einfach gesagt? Sie weiß doch, dass sie mir alles sagen kann... Mann, Frauen sind so kompliziert! Vielleicht sollte ich einfach schwul werden und mir einen Typ suchen, der auch genug von Frauen hat...
Das kleine Kind fing an zu weinen. Zuerst versuchte die Mutter es zu beruhigen, indem sie den Kinderwagen schaukelte und beruhigend mit ihm redete. Als das aber nichts brachte, hob sie es heraus und nahm es auf den Arm. Bald hatte sie es geschafft es zum schweigen zu bringen. Gestern hätte ich mich noch zu gerne in ein paar Jahren hier mit Vivi auf der Bank gesehen mit unserem kleinen Sohn. Antti hätte ich ihn genannt. Ob ich das allerdings heute noch wollte, wusste ich nicht...
Die Bank bog sich wieder etwas nach oben und die Frau ging. Kurz darauf setzte sich wieder jemand neben mich und ich fragte mich schon, ob entweder ich, oder die Bank, eine Anziehung hatten. Es waren nämlich eigentlich noch genug freie Bänke hier. Als ich dieses Mal blinzelte wusste ich aber, warum wieder jemand genau neben mir saß: Dieses Mal war es Vivi!
Vivi
Ich hatte Samu tatsächlich schneller gefunden als erwartet. Er saß einfach auf einer Bank hinter dem Hotel. Er hatte die Augen geschlossen. Als ich mich neben ihn setzte blinzelte er nur leicht. Sagen tat er nichts. Er schaute mich nur an und ich schaute zurück. Ich wusste absolut nicht, was ich jetzt sagen sollte. Klar, am Besten hätte ich ihn gefragt, was er hier machte, aber wie hätte ich das fragen sollen. Ich hatte hundert Wörter im Kopf, die sich einfach nicht zusammen setzen ließen zu einem sinnvollen Satz, der auch noch das rüber brachte, was ich rüberbringen wollte. Also schwieg auch ich.
"Wieso...?", flüsterte Samu nach einer Ewigkeit und sah nach unten.
"Was wieso?", fragte ich zaghaft.
"Wieso hast du das getan... Ich dachte du liebst mich..."
"Samu, ich liebe dich! Mehr als alles Andere auf dieser Welt! Schau mich bitte an und sag mir was los ist!"Langsam sah er auf. Zu meiner Verwunderung glitzerten Tränen in seinen Augen. Es schien etwas Schlimmeres zu sein wie ich gedacht hatte.
"Samu...", langsam rutschte ich etwas zu ihm und streckte meine Hand nach ihm aus und wollte ihm über die Wange streicheln.
Doch er schlug sie weg und rutschte ein Stück nach hinten. Völlig verunsichert rutschte auch ich ein Stück von ihm weg. Samu sah wieder nach unten und flüsterte erneut: "Wieso...?"
"Was ist denn los?"
"Wieso hast du mich betrogen...?"
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The Whole Story
FanfictionWas passiert, wenn ein Bandmitglied schon lange in den Frontman der Band verliebt ist. Was passiert, wenn er aber schon eine Beziehung führt, die auf den ersten Blick aussieht, als wäre sie perfekt und das für immer? Was passiert, wenn der Verlieb...