Kapitel 53

813 46 11
                                    

Samu

Jetzt musste ich erst recht hier weg! Vielleicht hatte ich Angst mit mehreren Problemen gleichzeitig konfrontiert zu werden, ohne zu hundert Prozent zu wissen, was genau ich jetzt wollte. Falls es so gewesen sein sollte, hätte ich es natürlich nie zugeben. Irgendwie passte "Samu Haber" und "gibt zu, dass er Angst hat" nicht in einen Satz, es sei denn, man fügte auch noch ein "nicht" hinzu...

Naja, wie dem auch sei, ich wollte hier einfach weg. Egal, wie schön er hier eigentlich war, ich konnte es jetzt sowieso nicht mehr richtig genießen. Auch, wenn in Finnland wirklich ekelhaftes Wetter war, wollte ich jetzt lieber dort sein.
Ich hoffte wirklich, dass mir niemand folgte, denn dort konnte ich in aller Ruhe nachdenken und klare Gedanken fassen, bevor ich Vivi, Riku, oder auch Laura, die ja ganz klar auf Vivis Seite stand, wieder unter die Augen treten musste.

Bei Vivi war ich mir schon ziemlich sicher, wie es weitergehen sollte. Riku war mir dafür aber ein umso größeres Rätsel. Die große Frage, die sich mir stellte war, wie lange er wirklich schon Gefühle hatte.

Ich hätte es doch sicher mitbekommen, wenn es schon sehr viel länger gewesen wäre, oder bin ich so blind, was die Gefühle von anderen angeht? Vermutlich schon... Wieso sonst hätte er mir sagen sollen, dass er schon länger verliebt ist? Gott, wieso ist mir das bloß nie aufgefallen? So im Nachhinein ist es so einleuchtend... Ständig war er in meiner Gegenwart total in Gedanken versunken und immer mal wieder war er mir gegenüber auch so abweisend, obwohl er sonst wirklich offen zu mir war...
Ich bin so verdammt dumm! Jetzt gibt das alles auch einen Sinn und... huuuiiii er muss ja wirklich schon sehr lange in mich verliebt sein. Wieso ist er dann noch so lange bei Laura geblieben?! Naja, das werde ich wahrscheinlich nicht verstehen... genauso wie ich vermutlich nicht verstehen werde, wie schlimm sein Liebeskummer gewesen sein muss... Ich habe ja schon Liebeskummer gehabt, aber wenn man es so lange in sich hinein frisst und dann auch noch einen Korb bekommt, wenn man sich endlich traut seine Gefühle zu gestehen...
Scheiße, muss das weh tun! Es tut mir ja leid, dass ich ihn jetzt so verletzt habe, aber ich fühle eben nicht das Gleiche für ihn und ich kann ihn ja wohl schlecht anlügen... Erstens würde das nicht gut gehen und zweitens würde ich damit auch unglücklich sein. Ich habe ihn gern, ja, aber nur als besten Freund, nicht mehr und auf keinen Fall weniger. Vielleicht sollte ich ihm das genau so nochmal sagen?!

Inzwischen saß ich am Flughafen und wartete auf das Boarding für meinen Flug. Meine Gedanken fuhren Achterbahn in Dauerschleife, was mir nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete. Ich hoffte im Flugzeug zumindest ein bisschen schlafen zu können. Immerhin hatte ich fast sechs Stunden Zeit dazu.

*

Schon etwa eine Stunde waren wir in der Luft. Ich hatte Kopfhörer auf, die Musik ganz laut und die Augen geschlossen. Ich konnte wetten, dass alle hier dachten, dass ich schlief. Doch das tat ich nicht. Ich bekam zwar genauso viel mit, wie wenn ich geschlafen hätte, aber mein Kopf arbeitete noch immer auf Hochtouren und ließ mich absolut nicht zur Ruhe kommen.

Ständig kreisten meine Gedanken um Riku und darum, wie es ihm wohl gerade ging.
Ich fragte mich, ob wir wohl jemals wieder normal befreundet sein konnten, ohne, dass uns genau das im Weg stand.
Ich wollte wissen, ob er sauer auf mich war, wenn ich mich dann wieder bei ihm meldete. Ich glaubte sogar, dass es mich dann verletzt hätte, egal wie ich mich jetzt entschied.
Natürlich musste ich mich zuerst einmal entscheiden und dazu brauchte ich einen klareren Kopf, den ich aber ohne Schlaf unmöglich bekommen konnte. Also versuchte ich erneut einzuschlafen und tatsächlich klappte es dieses Mal.

The Whole StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt