The Whole Story

Kapitel 57

Riku

Kurz nachdem die Tür sich schloss, öffnete sie sich schon bald wieder und Laura und Vivianne kamen herein.
Unsicher blieb Laura am Fußende meines Bettes stehen, während Vivi zu mir ans Bett kam und mich zur Begrüßung kurz umarmte.

"Was ist passiert, Riku?", fragte Vivi.
"Ich hatte Scherben in der Hand", meinte ich einfach kurz.
"Und wie ist das passiert?", wollte sie weiter wissen.
"Ich weiß es nicht...", log ich und hoffte, dass sie es nicht merkten.

Eigentlich bemerkte Laura es nämlich immer, wenn ich log. Doch entweder sagte sie dieses Mal einfach nichts, oder sie merkte es tatsächlich nicht. Hierbei hielt ich das Erste für viel realistischer als das Zweite.
Sie wusste, dass ich nicht die Wahrheit sagte, genauso wie ich wieder wusste, dass ich eine Flasche zerschlagen hatte, mich dann achtlos hingesetzt hatte und jetzt deshalb Scherben in der Hand hatte.

"Weißt du etwas von Samu?"
"Er ist zurück nach Helsinki geflogen, um über alles nachzudenken"
"Genau das Gleiche würde ich jetzt für uns vorschlagen. Urlaub ist das hier sowieso nicht mehr, also können wir auch zurück fliegen!"
"Ich weiß nur nicht, wann ich hier weg darf..."
"Laura, geh mal fragen, wann Riku entlassen werden kann!"

Stumm nickte sie und verließ schnellen Schrittes das Zimmer.

"Du hast sie wirklich verletzt, Riku!"
"Was soll ich machen, wenn ich sie nicht mehr liebe? Mich selbst kaputt machen, indem ich ihr vorspiele, dass ich sie noch lieben würde?"
"Riku, wenn das alles nur war, weil sie dich "vergewaltigt" hat, wie sie es nennt, dann..."
"Nein, es ist nicht deswegen!", unterbrach ich sie, "Ich habe das schon davor bemerkt. Sie wollte das Kind ja, damit wir uns wieder näher stehen!"
"Und warum hast du dann nicht schon vorher Schluss gemacht?"
"Weißt du eigentlich wie verdammt schwer das ist?"
"Scheint ja sehr schwer zu sein, wenn man einfach den nächsten Streit abwartet und das dann als Vorwand für die Trennung nimmt!"
"Vivi..."
"Gott, ihr Männer seid doch alle gleich!"
"Vivi..."
"Wieso gibt es nur Arschlöcher auf dieser Welt?"
"Vivi..."
"Wieso keine tollen Männer und nur Schwuchtel wie dich?"

"VIVI!", empört sah Laura, die eben wieder ins Zimmer gekommen war, sie an.
"Ist doch so! Es sind alle Männer gleich beschissen, wie öffentliche Toiletten!"
"Du weißt doch noch gar nicht, ob Samu dir nicht doch verzeiht!", versuchte Laura Vivi zu beruhigen.
"Ich brauche dieses Arschloch nicht mehr und er will mich auch sowieso nicht mehr! Wieso auch? Ich war ja nur ein Zeitvertreib für ihn, der nicht einen Fehler machen darf!"
"Vivi, du warst nicht nur ein Zeitvertreib für ihn!"
"Sagt wer? Du sagst das, aber Samu sicher nicht!"
"Doch, Samu würde auch sagen, dass du nicht nur ein Zeitvertreib für ihn warst! Momentan ist er einfach verletzt, aber ich könnte wetten, dass er dir verzeiht! Er liebt dich!"
"Als ob! Niemand liebt mich! Ich bin immer nur das gutaussehnde Püppchen, das man umher schubsen kann! Das bin ich im Job, das bin ich in meiner Familie und das bin ich anscheinend auch für Samu gewesen!"
"VIVI, das stimmt doch nicht!"
"Doch, ich glaube sogar, dass Osmo mich nicht wirklich liebt, wie er behauptet hat, sondern nur geil auf Sex ist!"
"Sag doch so etwas nicht!"
"Doch ich sage das, weil es stimmt!", langsam bildeten sich Tränen in ihren Augen, ehe sie aus dem Zimmer stürmte.

Laura sah mich entschuldigend an, dann rannte sie Vivi hinterher und ließ mich alleine zurück und eine Antwort darauf, wann ich aus dem Krankenhaus durfte, hatte ich erst nicht bekommen. Das hieß also auch, dass ich entweder auf den nächsten Arzt warten musste, oder warten musste, bis die zwei Damen wieder zurück kamen, was, meiner Meinung nach, beides ziemlich lange dauern konnte. Wie sollte es anders sein? Mein Glück war mal wieder da!