The Whole Story

Kapitel 72

Samu

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Erste, worauf mein Blick fiel, Vivis Kopf, der auf meiner nackten Brust lag. So ruhig wie sich ihr Oberkörper hob und senkte, schien sie noch tief und fest zu schlafen. Sie schien sich also wohlzufühlen. Naja, ich eher weniger und Riku wäre mir wirklich lieber gewesen.

"Ach du heilige Scheiße!", rief ich und fuhr hoch.

Erschrocken zuckte Vivi zusammen und versuchte sich aus Reflex irgendwo an mir festzuhalten.

"Meine Güte, Samu, was schreist du so?", fragte sie verschlafen und rieb sich dabei die Augen.
"Ich weiß es jetzt!", voller Enthusiasmus sprang ich aus dem Bett und riss den Vorhang auf.
"Boar, mach das wieder zu, es ist viel zu hell!", jammerte sie und zog sich die Decke über den Kopf.

Diese Aussage von ihr ignorierte ich jedoch und verschwand im Badezimmer um mich im Eiltempo fertig zu machen. Dann raste ich wieder ins Schlafzimmer, um mir auch noch mehr anzuziehen. Nur in einer Boxershorts konnte ich nämlich sicher nicht vor die Tür. Nicht nur, weil ich sonst morgen überall auf der Titelseite gewesen wäre, sondern auch weil es einfach viel zu kalt dafür war. Aber doch hauptsächlich wegen ersterem.

"Wo willst du bitte so früh am Morgen hin?", fragte sie, während ich meine Hose hochzog.
"Weg! Ich weiß es nämlich jetzt!"
"Wohin weg und was weißt du jetzt?"
"Sag' ich dir nachher... Wobei willst du es jetzt wissen?"
"Ja, eigentlich schon"
"Ich mach' Schluss mit dir", sagte ich ohne weiter zu zögern.
"Du machst was?", sie sah mich geschockt an.
"Schluss", sagte ich langsam, "Soll ich es dir buchstabieren?"
"Ich habe dich schon verstanden... Ich will wissen, was dieser plötzliche Grund dafür ist... Vor ein paar Stunden hast du noch behauptet mich zu lieben...", die ersten Tränen kullerten über ihre Wangen.
"Nachher, ja? Ich muss jetzt echt los!"
"Wohin...?"
"Brötchen holen", meinte ich sarkastisch und verschwand schon durch die Tür.

Wenig später fiel auch die Haustür hinter mir ins Schloss und ich stieg in meinen heiß geliebten BMW. Ich wusste so sehr wie nie zuvor, dass das eine so was von richtige Entscheidung gewesen war. Es fühlte sich einfach so verdammt gut an jetzt ein freier Mann zu sein und sie fehlte mir tatsächlich kein Stück.

*

Knapp eine viertel Stunde später stieg ich aus meinem BMW und ging auf die andere Straßenseite. Hier stand ich nun und zögerte.

Soll ich wirklich? Was ist wenn...? Quatsch, mach jetzt! Es wird schon alles gut gehen!

Ich schloss die Augen und streckte meine Hand nach vorne. Genau jetzt gab es kein zurück mehr. Naja, ich hätte wegrennen können, aber das wäre schon ziemlich feige gewesen. Ich wollte das jetzt durchziehen!

"Samu, das ist aber eine Überraschung! Was machst du denn hier?", rief Riita überrascht und zog mich in die warme Wohnung.
"Schön dich mal wieder zu sehen!", meinte sie und umarmte mich kurz.

"Ist auch schön dich wiederzusehen!"
"Hat es einen Grund, dass du uns mal wieder besuchen kommst?"
"Ja, ich..."
"Willst du einen Kaffee?"
"Ja, danke. Ich wollte..."
"Frühstückst du auch mit uns?"
"Wenn es recht ist, gerne! Ist..."
"Mit Milch oder Zucker der Kaffee?"
"Schwarz bitte! Mal eine Frage..."
"Wir müssen noch kurz auf die Brötchen warten", meinte sie und setzte sich mit zwei Tassen Kaffee an den Küchentisch.
"Ich wollte wissen..."
"Setz dich doch!"

Sie hat sich wirklich kein Stück verändert! Ich mochte sie zwar schon immer, aber sie hat mich auch schon immer unterbrochen, wenn ich mal zu Besuch da war. Wieso auch immer aber nur, wenn ich allein gekommen bin und nicht wenn Vivianne dabei war. Ich sehe zwar keinen Grund aufgeregt zu sein, wenn ich alleine hier zu Besuch bin, aber gut. Das wird wohl etwas sein, was ich nie erfahren werde.

"Darf ich dich etwas fragen?"
"Klar, schieß los!"
"Ich wollte wissen, ob..."
"Das war die Haustür, mein Mann und Riku sind wieder vom Einkaufen da! Oh, tut mir leid, was war deine Frage?"
"Egal, hat sich erledigt"

Jetzt weiß ich ja, wo Riku war. Schon irgendwie lustig, dass er wiedergekommen ist, bevor ich seine Mutter überhaupt fragen konnte, wo er war. Immerhin weiß ich es jetzt!