Kapitel 96

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Riku

"Dir ist klar, dass du jetzt erst recht nichts mehr von mir zu wollen brauchst?!", mit diesen Worten stürmte ich aus dem Raum.

Sollte er doch sehen wie er allein fertig wurde. Von mir aus konnte er in seiner Unordnung ersticken! Aber wenn er so am überreagieren war, musste er sich mir gar nicht nähern und ich wollte jetzt sicher auch nicht nachgeben, nur damit der Streit aufhörte... Vielleicht war das ziemlich dumm - in diesem Moment jedoch war ich viel zu stolz dazu, genau wie Samu.

Genervt sammelte ich die nötigsten meiner Sachen zusammen und stopfte sie in eine - wie ich erst später bemerkte - viel zu kleine Tasche. Doch den Nerv, nach einer größeren zu suchen, hatte wirklich nicht, weshalb ich mich einfach damit abfand, dass der Reißverschluss nicht zu gehen wollte.
Schnellen Schrittes verließ ich die Wohnung und schlug die Haustür mit einem lauten Knall zu. Genauso schnell ging ich zu meinen Auto, schmiss die Tasche auf den Beifahrersitz und fuhr aus der Einfahrt. Dann brauste ich zu meinen Eltern davon. Ich musste ihnen sicherlich erklären, was mich dazu brachte, eine Weile bei ihnen wohnen zu wollen, aber das war mir mehr als nur egal, da sie mich auf jeden Fall nicht vor die Tür setzten und falls dieser äußerst unwahrscheinliche Fall doch eingetreten wäre, hätte es noch immer mein Haus ohne funktionierende Heizung gegeben. Naja, darüber, ob es wirklich eine Alternative war, ließ sich streiten... Aufs Erfrieren war ich dann doch nicht so scharf.

*

Ungeduldig drückte ich nun zum zweiten Mal auf die Klingel. Sonst brauchten meine Eltern nämlich nie so lange, bis jemand die Tür aufmachte. Als ich allerdings das dritte Mal klingeln wollte, kam gerade meine Mutter an die Tür und machte mir mit großen Augen auf.

"Hallo Riku! Was eine Überraschung!"
"Hallo Mama!", ich begrüßte sie mit einer Umarmung.
"Komm doch rein! Willst du etwas trinken?"
"Ein Kaffee wäre nicht schlecht"
"Dann mach' ich dir schnell einen! Setz dich schon mal hin!"
"Danke, Mama! Ich bring' nur noch schnell meine Sachen nach oben, ja?"
"Hast du vor länger zu bleiben? Ist etwas passiert?"
"Ich erzähl's dir gleich..."
"Ist gut. Willst du auch ein Stück Kuchen, oder Weihnachtsplätzchen? Ist beides ganz frisch gebacken!"
"Lieber Kuchen"

Wenig später saßen wir zusammen bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen am Tisch und schwiegen uns erst einmal an. Ich glaubte, dass sie schon wieder fühlte, wie es mir ging und dass sie sich deshalb nicht traute, nachzufragen.

"Wo ist eigentlich Papa?", brach ich das Schweigen, wenn auch mit dem falschen Thema.
"Der ist bei den Nachbarn zum Eishockey anschauen"
"Ach so"
"Und wieso bist du jetzt eigentlich hier?"
"Ich habe mich mit Samu gestritten"
"Wieso denn das?"
"Wegen einem dummen Stück Papier"
"Aber man streitet sich doch nicht einfach so wegen einem Stück Papier?! Das musst du mir jetzt erklären"
"Ich habe aufgeräumt, weil Samu das eben nie macht... Und auf der Couch lagen hundert Blätter, die voll gekritzelt und zerknittert waren, weshalb ich die eben weggeworfen habe. Blöderweise war da aber eine Liste, die Samu geschrieben hat dabei und dann ist er sauer geworden, weil er nicht mehr alles davon wusste und sie neu schreiben musste. Meiner Meinung nach hat er aber völlig überreagiert..."
"Sicher, dass du nicht auch überreagiert hast?"
"Naja... Wahrscheinlich schon... Aber ich habe schon versucht mich zu entschuldigen und Samu hat daraufhin nur weiter gejammert. Also muss er sich jetzt entschuldigen!"
"Ich will mich wirklich nicht einmischen, aber ich würde sagen, dass es nichts bringt, wenn ihr beide sauer seid und erwartet, dass sich der jeweils Andere entschuldigt!"

Ich stützte meinen Kopf auf meinen Händen auf und sah in meine Kaffeetasse. Ich wusste, dass sie recht hatte. Trotzdem wollte ich, dass Samu sich entschuldigte!

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