The Whole Story

Kapitel 28

Laura

Inzwischen war ich in Vantaa angekommen und stand auch vor dem Haus von Rikus Eltern. Doch ob ich klingeln sollte, wusste ich nicht. Im ganzen Haus brannte kein Licht, weshalb ich vermutete, dass Riita und Joona schliefen. Jetzt stand ich vor der Entscheidung sie zu wecken, mit dem Risiko, dass es umsonst war, weil Riku gar nicht hier war, oder zu klingeln und vielleicht Riku zu finden. Hin und her gerissen stand ich auf der ersten Stufe der Treppe, die zur Haustür hoch führte.

Was soll ich denn jetzt machen? Wenn Riku gar nicht hier ist und ich sie jetzt wecke, muss ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Ich glaube nämlich nicht, dass es so eine gute Idee wäre ihnen den wahren Grund zu erzählen. Ich will glaube ich auch gar nicht wissen, was sie dann sagen. Ich wette sie hassen mich dann mindestens genauso sehr dafür wie Riku selbst. Ich war auch wirklich so verdammt blöd!

Mit Tränen in den Augen sank ich auf der Treppe nieder. Ich hatte es komplett zerstört. Alles, was wir noch hatten, war vermutlich durch diese eine falsche Handlung vorbei. Es hätte mich wirklich nicht gewundert, wenn er sich jetzt von mir getrennt hätte...

Vielleicht hat er ja eine andere und aus diesem Grund lief es auch nicht so gut bei uns... Ja, genau das wird es sein! Er betrügt mich! Super, dann bin ich jetzt so oder so alleine, wenn ich schwanger bin... Arschloch! Mann,was mache ich denn jetzt? Ich liebe diesen Typ, verdammt! Ich muss mit irgendjemandem darüber reden, sonst werde ich noch völlig verrückt! Hoffentlich hat Vivi eine Idee, was ich jetzt machen kann... Sie werde ich jetzt nämlich anrufen und hoffen, dass sie ran geht... Ist ja nicht selbstverständlich, dass man um viertel vor eins noch wach ist...

Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Tasche und brauchte erst einmal vier Versuche, um den Code richtig einzugeben. Zum Einen zitterte ich viel zu sehr, zum Anderen nahmen mir die ganzen Tränen in meinen Augen fast die komplette Sicht. Alles nahm ich nur noch leicht verschwommen war, aber wie sehr ich es auch versuchte, es war unmöglich die Tränen weg zublinzeln. Dafür kamen einfach zu viele nach.

Enttäuscht stellte ich fest, dass ich auch keinen verpassten Anruf, oder eine Nachricht von Riku hatte. Insgeheim wusste ich schon, dass er nicht getan hatte, um Kontakt zu mir aufzunehmen, aber die Hoffnung war natürlich da. Ihn anrufen wollte ich aber nicht.Viel zu groß war meine Angst davor, wie er reagieren würde, falls er überhaupt den Anruf annahm und nicht ablehnte. Naja, jetzt wollte ich erst einmal mit Vivi darüber reden...

 „Bitte Vivi, geh ran!“, schluchzte ich, als ich auf den grünen Hörer drückte.

Doch mehr als das monotone Tuten und die Stimme ihres Anrufbeantworters bekam ich nicht zu hören. Aufgelöst ließ ich mein Handy sinken. Wem, wenn nicht ihr, sollte ich denn sonst bei so was vertrauen können? Zu niemandem sonst hatte ich so viel Vertrauen zu ihr und das aus dem Grund, dass auch sie mir extrem vertraute. Sie hatte mir erzählt, dass sie Samu mit Osmo betrogen hatte und es inzwischen total bereute. Nicht weil Osmo schlecht im Bett war oder so, sondern weil sie Schuldgefühle hatte. Wenn sie mir so etwas anvertraute, konnte ich ihr ja wohl auch vertrauen und ihr von eben erzählen. Dafür musste sie aber ran gehen.... Erneut wählte ich ihre Nummer und wartete ab. Doch erneut kam nur der Anrufbeantworter, weshalb ich enttäuscht wieder auflegte und mein Gesicht schluchzend in meinen Händen vergrub.

Was sollte ich denn jetzt machen? Ich saß hier heulend in Vantaa vor dem Haus, der Eltern meines Freundes, und Vivi, die Einzige, von der ich jetzt Rat wollte ging nicht an ihr Handy. Ich versuchte es noch einige Male, doch nie klappte es und bei jedem gescheiterten Versuch wurde mein Schluchzen lauter und verzweifelter und dann war es soweit, dass ich mein Handy auf die Straße schmiss, wo es in seine Einzelteile zersprang. Plötzlich wurde es hell hinter mir.

„Wer ist da?“, fragte ein mir bekannte Stimme, doch antworten konnte ich vor lauter heulen nicht.