Kapitel 38

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Riku

Inzwischen war schon der Abend gekommen und ich saß mit Laura im zum Hotel gehörenden Restaurant. Das Essen hier war ebenfalls richtig gut und ich fragte mich so langsam wie viele Sterne es hatte. Ich hatte bei der Buchung überhaupt nicht darauf geachtet. Es wäre mir auch egal gewesen, wenn es nur einen Stern gehabt hätte. Ich wollte nämlich einfach nur in das Hotel in dem Samu auch mit Vivi war. Ich war auch nach diesem, sich dem Ende zuneigenden, Tag noch fest dazu entschlossen Samu zu sagen, dass Vivi fremdgegangen war. Ich schadete zwar auch Osmo mit der Sache, weil er mit Samu ebenso gut befreundet war wie mit mir, aber ich wollte nicht, dass es Samu Vivianne heiratete. Mit dieser Nachricht war es ziemlich wahrscheinlich, dass er das dann nicht mehr wollte. Es gab zwar auch die Möglichkeit, dass er ihr eine zweite Chance gab, weil er sie so liebte, aber das hielt ich persönlich für ziemlich unrealistisch. So war Samu einfach nicht. Er gab Leuten nur eine zweite Chance, wenn wirklich nichts zu Krasses vorgefallen war.

"Riku?", Laura schnippte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum.
"Hm?", machte ich immer noch halb in Gedanken versunken.
"Wie wär's mit zahlen? Der Kellner wartet bestimmt schon drei Minuten auf dich..."
"Oh..."

Schnell kramte ich meinen Geldbeutel heraus.

"Wie viel macht das?", fragte ich auf Spanisch.
"82,50€"
"85€ Stimmt so!"
"Danke"

"Ich wusste gar nicht, dass du noch so gut Spanisch kannst", bemerkte Laura lobend, als wir das Restaurant verließen.
"Naja, "gut"... "
"Er hat dich verstanden und das reicht doch, oder?"
"Ja, da hast du Recht"
"Hast du Lust noch am Strand spazieren zu gehen?"
"Wenn ich mir vorher noch etwas Anderes anziehen kann. So will ich nicht unbedingt an den Strand"
"Klar, ich warte hier unten. Ist ja unnötig, wenn ich jetzt auch nochmal mit hoch renne"
"Ok, bis gleich!"
"Riku?"
"Hm?"
"Bringst du mir noch meine Sonnenbrille mit?"
"Wo hast du sie?"
"Müsste im Bad auf der Ablage liegen, wenn nicht liegt sie in meinem Koffer"
"Ich schau mal!"
"Danke!"

Auf direktem Weg ging ich zum Aufzug und fuhr nach oben in den fünften Stock. Vor unserem Zimmer kramte ich umständlich den Zimmerschlüssel und ging dann hinein und zog mir erst etwas strandtaugliches an. Dann begab ich mich auf die Suche nach Lauras Sonnenbrille. Im Bad war sie nicht, wie Laura vermutet hatte, also ging ich zu ihrem, "etwas übertrieben großem", Koffer.

Wieso müssen Frauen immer so viel zum Anziehen dabei haben? Wir sind doch kein Jahr hier...

Tatsächlich fand ich ihre Sonnenbrille unter dem ersten T-shirt, das ich aus dem Koffer nahm. Ordentlich legte ich es zurück und schloss den Koffer. Auch ich schnappte noch meine Sonnenbrille und ging dann wieder runter zu Laura, die noch genauso auf dem Sofa in der Eingangshalle saß wie zuvor.

"Können wir?", fragte ich.
"Jap! Hast du sie gefunden?"
"Ja", ich gab ihr ihre Sonnenbrille.
"Laufen wir zum Strand, oder nehmen wir den Bus? Ich habe eben mal geschaut, wie weit es noch ist und es ist echt noch ein ziemliches Stück"
"Wir können ja durch die Stadt hinspazieren und sie uns ein Bisschen anschauen, dann am Strand weiter spazieren und dann zurück fahren, wenn uns die Füße weh tun", schlug ich vor.
"Klingt nach einem Plan!"

Gemeinsam liefen wir los durch die Stadt. Ceuta war wirklich schön und ich hätte mir auch vorstellen können hier Urlaub zu machen, ohne den Grund, dass Samu hier war.
Schneller als erwartet kamen wir am Strand an. Es war wirklich ein gutes Stück gewesen, aber ich hatte gedacht, dass es noch weiter gewesen wäre.

Am Strand war nicht so viel los. Auf jeden Fall lag man nicht mit seinem Handtuch direkt neben dem von seinem Nachbarn.

Während wir am Strand entlang liefen vereinzelten sich die Badegäste immer mehr. Stattdessen hatten mehr Personen die gleiche Idee wie wir im Sonnenuntergang einen Spaziergang zu machen.
Plötzlich blieb Laura stehen und stoppte auch mich.

"Ist das nicht romantisch?", murmelte sie und machte einen Schritt auf mich zu.

Ohne ihr zu antworten machte ich einen Schritt zurück.

"Riku?", fragte sie.

Doch ich beachtete sie nicht. Meine Aufmerksamkeit galt etwas ganz anderem. Am Ende dieses Strandes sah ich etwas, das ich nicht sehen wollte und als ich mir ganz sicher war, dass ich es mir nicht einbildete, rannte ich los.

The Whole StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt