The Whole Story

Kapitel 97

Riku

"Ich weiß, Mama... Aber was soll ich denn machen? Auf allen Vieren zu ihm zurück zu kriechen ist doch auch keine Option?"
"Nein nein! Du gehst zu ihm, sagst ihm, dass du reden willst und dann sagst du ihm, dass es dir leid tut und dass du überreagiert hast. Was du aber nicht machen solltest, ist ihm zu sagen, dass deine Reaktion, wegen was auch auch immer, berechtigt war. Das wird den Streit nämlich auf keinen Fall beenden, sondern eher noch vertiefen!"
"Und was soll ich machen, wenn ich genau das schon getan habe?"
"Wenn du was schon getan hast?"
"Ihm beim Entschuldigen zu sagen, dass ich zurecht so reagiert habe..."
"Auch zu ihm gehen und dich dafür entschuldigen, dass du so reagiert hast und die erste Entschuldigung verbockt hast, weil du unbedingt deine Ansicht durchbringen wolltest"
"Bist du sicher, dass nicht er..."
"Wenn du so denkst, werdet ihr beide aufeinander warten! Also hopp jetzt!"
"Jetzt?!"
"Ich schmeiß' dich auch gerne raus, wenn du nicht freiwillig gehst!"

"Mama!"
"Ich kann dich auch zu Samu fahren und dich bis vor seine Füße zerren", sie zuckte mit den Schultern.
"Wieso ist es dir denn so wichtig, dass ich mich wieder mit ihm vertrage? Willst du mich nicht hier haben?"
"Ich habe nichts dagegen, wenn du hier bist, Riku! Das weißt du eigentlich auch. Aber du bist glücklicher, wenn du diesen Streit aus der Welt geräumt hast und ich will nun mal, dass du glücklich bist!"
"Muss ich unbedingt heute glücklich sein?"
"Ich habe dir gesagt, dass ich dich auch raus schmeiße, wenn's sein muss!"
"Ist ja gut... Meinen Kaffee darf ich aber noch trinken, oder?"
"Nein!"
"Mama!"
"War nur Spaß. Natürlich darfst du deinen Kaffee noch trinken", sie grinste mich an, während ich nur gespielt die Augen verdrehte.

"Ich geb' kurz den Blumen Wasser ja? Sag Bescheid, wenn du gehst!"
"Jaa! Du weißt, dass ich nicht gehe, ohne mich verabschiedet zu haben"
"Ich wollte nur nochmal sicher gehen, dass mein Sohn mich auch nicht vergisst"
"Tut er schon nicht, da bin ich mir sicher!"

Meine Mutter drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie kurz darauf in der Küche verschwand. Im nächsten Moment hörte ich die Haustür und den Ruf meines Vaters, dass er wieder da wäre. Anstatt wie sonst immer, wenn er von den Nachbarn kam, direkt ins Schlafzimmer zu gehen, um sich umzuziehen, redete er dieses Mal noch mit jemandem. Was sie redeten verstand ich nicht und auch die zweite Stimme konnte ich nicht identifizieren, dazu war sie zu leise. Obwohl ich aber unbedingt wissen wollte, wer jetzt dabei war, blieb ich am Tisch sitzen und trank meinen Kaffee zu Ende. So neugierig ich auch war, ich stand tatsächlich nicht auf.

Als ich die Schritte meines Vaters auf der Treppe hörte, wusste ich, dass der Gast sowieso gleich hier auftauchte - und so war es auch.

"Hallo Riku...", sagte er leise.

Langsam drehte ich mich um und erblickte Samu, der mitten im Raum stehen geblieben war.

"Was machst du denn hier?", zögerlich ging ich auf ihn zu.
"Darf ich nicht hier sein?", fragte er zurück, statt mir eine Antwort zu geben.
"Doch, es überrascht mich nur, dich hier zu sehen..."
"Ist ja auch nicht ganz grundlos..."
"Sagst du mir den Grund?"

Samu nickte.

"Ich wollte dir sagen, dass das so mit uns nicht funktioniert, wenn wir uns schon wegen so einer Kleinigkeit streiten. Deshalb habe ich alle deine Sachen gepackt und dir her gebracht! Es ist besser, wenn wir kein Paar mehr sind..."

"Warte was?!", entsetzt sah ich ihn an.
"Was ist daran nicht zu verstehen?", verwirrt sah er mich an.
"Kannst du es bitte einfach wiederholen?"
"Bitte nicht... Es war gerade schwer genug, das zu sagen...", er sah auf seine Hände.

Es konnte doch nicht sein, dass er das gerade wirklich gesagt hatte, oder?