Laura
"Riku, mach bitte die Tür auf!", rief ich erneut.
Seit einer gefühlten Ewigkeit klopfte und rief ich nach ihm, bekam aber keine Antwort. Langsam machte ich mir echt Sorgen um ihn. Was war, wenn er sich etwas getan hatte? Er wollte ja keine Kinder und jetzt hatte ich ihn, mehr oder weniger, dazu gezwungen mit mir zu schlafen. Ich war so dumm! Ich hätte es gut sein lassen sollen, nachdem er gesagt hatte, dass er nicht bereit dazu war. Wenn es ganz blöd lief, stand ich vielleicht bald sogar mit einem Kind und ohne Mann da. Ich wusste aber schon genau, dass ich das ohne ihn nicht schaffen konnte! Ich wusste doch selbst nicht, wie man Kinder groß zog.
"Bitte Schatz, mach die Tür auf!"
Doch wieder bekam ich keine Antwort. Auch alles klopfen half nichts. Es blieb still im Bad und ich überlegte schon mit irgendetwas die Tür einzuschlagen. In diesem Moment aber wurde die Tür aufgerissen und Riku stürmte heraus. Hastig zog er sich seine Hose an und verschwand aus dem Zimmer. Wenig später hörte ich die Haustür zu knallen und dann war es wieder totenstill. Er hatte sich zwar eben im Bad nicht umgebracht, aber wenn er jetzt nicht mehr zu Hause war, hatte er noch viel mehr Möglichkeiten, die ich mir gar nicht ausmalen wollte. Ich musste ihn finden, bevor er etwas Dummes anstellte.
So schnell wie noch nie zog ich mich an und machte meine Haare etwas zurecht und schon fiel auch hinter mir die Tür zu.
Wo ist er jetzt am ehesten hingegangen? Vielleicht in seine Lieblingskneipe, um sich zu betrinken... Naja, kann nicht schaden dort mal vorbei zu schauen.
Zügig ging ich den Weg zu der kleinen Kneipe in der Innenstadt. Dennoch nahm ich mir die Zeit, um in jede Straße, jede Gasse, zu sehen, da Riku ja dort sein konnte. Allerdings hatte ich dieses Glück nicht und auch in der Kneipe sah ich ihn nicht. Um sicher zu gehen, dass er auch wirklich nicht dort war, fragte ich sogar an der Theke und bei einigen Gästen nach ihm. Doch leider hatte ihn wirklich niemand gesehen.
Schon etwas niedergeschlagen ging ich wieder auf die Straße und überlegte, wo er noch sein konnte. Allerdings wollte mir absolut nichts einfallen. Bei Samu war er sicher nicht. Auch wenn er sein bester Freund war, über Sex schienen die beiden nicht sonderlich viel zu reden, was man ja vorher gemerkt hatte. Das hatte aber eindeutig mit Sex zu tun, also konnte ich ausschließen, dass er damit jetzt zu Samu gerannt war.
Wo kann er sonst noch sein? Vielleicht bei seinen Eltern... Die wohnen zwar weiter weg, aber ich könnte mir vorstellen, dass er da irgendwie hinkommt... Mit dem Bus vielleicht, oder er läuft tatsächlich. Am Besten gehe ich auch mal dahin. Ich kann ja das Auto nehmen.
So machte ich mich auf den Nach Hause weg, um das Auto zu holen. Doch der Schock kam schnell, denn das Auto war gar nicht da! Es stand weder in der Garage, noch in der Einfahrt. Riku hatte es also genommen...
Ganz toll, jetzt kann er wirklich überall sein! Aber ich muss ihn finden, bevor er zumindest versucht sich umzubringen. Mann, wieso war ich so dumm! Wieso musste ich ihm auch diesen Wunsch aufzwingen? Er wollte es doch gar nicht wirklich... Ich bin so dumm!
Und wie soll ich jetzt nach Vantaa kommen? Das sind fünfzehn Kilometer und ich will nicht an der Straße entlang laufen, vor allem nicht nachts. Und ob öffentliche Verkehrsmittel fahren weiß ich nicht... Aber ein Taxi könnte ich nehmen! Gut, dann brauche ich jetzt nur noch Geld und dann kann es losgehen!Hektisch schloss ich die Tür wieder auf und raste nach oben, um Geld zu holen. 200 Euro sollten ja wohl reichen, oder? Ich war noch nie Taxi gefahren und konnte so auch überhaupt nicht einschätzen, was es kosten konnte. Alles was ich wusste war, dass es teuer war und 200 Euro sollten hoffentlich reichen für 15 Kilometer. Da hätte ein Kilometer ja schon ungefähr 13 Euro müssen und das kam mir etwas teuer vor. Naja, also sollte es reichen.
Ich stellte mich vor die Haustür und suchte die Nummer raus, um mir ein Taxi zu rufen. Wenig später war es bestellt und ich stand nervös da und musste warten. Das war auch so ziemlich das Schlimmste, was es in dieser Situation gab: Warten bis man handeln konnte...
Riku
Ich stand schon am Fenster und wollte es öffnen. Dann wurde mir aber zum Glück noch klar, dass ich mein Leben nicht so leichtsinnig wegschmeißen wollte. Es reichte eigentlich für eine Weile abzuhauen.So stürmte ich an Laura vorbei, zog mir nur schnell eine Hose an, dann vor der Tür eine Jacke und dann war ich auch schon weg. Allerdings nicht weit. Ich wartete nur darauf, dass sie mich suchen ging, damit ich mir noch ein Oberteil anziehen konnte. Ich stand in der Dunkelheit hinter dem Baum neben unserer Einfahrt und wartete auf Laura.
Tatsächlich machte sie sich wenig später schon auf den Weg in Richtung Innenstadt. Ich vermutete, dass sie mich in meiner Lieblingskneipe suchen wollte, aber da ging ich jetzt sicher nicht hin. Ich fuhr mit dem Auto davon. Ohne ein Ziel. Einfach weg. Aus der Stadt raus. Auf die Autobahn und dann auf einen Parkplatz. Hier würde sie sicher nicht nach mir suchen! Hier hatte ich meine Ruhe! Hier wollte ich zumindest für diese Nacht bleiben. Was dann morgen war, sah ich ja noch früh genug.
Also stand ich da auf diesem Parkplatz an der Autobahn. Ich öffnete das Fenster etwas und klappte Rückbank um, damit ich mich hinlegen konnte. Das Erste, das ich jetzt machte, war mein Handy auszuschalten. Niemand sollte mich jetzt erreichen, oder orten können! Das Zweite, das ich machte, war meine Jacke auszuziehen, um mich damit zuzudecken.
Da ich das Fenster einen klitzekleinen Spalt weit geöffnet hatte, kam natürlich ständig kalte Luft rein. Aber das war besser, wie hier im Auto zu ersticken. Die Lüftung und die Heizung liefen natürlich nur, wenn auch das Auto lief. Da das aber die ganze Batterie aufbrauchte, ließ ich es lieber. Ich wollte hier schließlich auch noch wegfahren können. Allerdings nicht heute Nacht. Jetzt wollte ich erst mal schlafen, sofern meine Gedanken es zu ließen. Mein ganzer Kopf war voller Fragen, wie es jetzt weiter gehen sollte. Ewig konnte ich nicht abhauen. Alles was ich hatte waren mein Auto, mein Handy und etwas Geld. Aber das alles half mir nur eine begrenzte Zeit. Das Auto brauchte Benzin, das Handy Akku und das Geld war irgendwann ausgegeben. Am Besten musste ich zurück, bevor ersteres eintraf. Sonst hatte ich ein kleines Problem...
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The Whole Story
Hayran KurguWas passiert, wenn ein Bandmitglied schon lange in den Frontman der Band verliebt ist. Was passiert, wenn er aber schon eine Beziehung führt, die auf den ersten Blick aussieht, als wäre sie perfekt und das für immer? Was passiert, wenn der Verlieb...