The Whole Story

Kapitel 19

Riku

Wider Erwartend war der Flug dann doch nicht der blanke Horror. Die meiste Zeit schlief ich einfach. Nur an den Start und die Landung kann ich wirklich erinnern. Der Start war schon schlimm, aber erträglich. Die Landung war eigentlich voll entspannt und ich glaube, der Schlaf über den Wolken hat mir echt gut getan. Am Flughafen war mir auf jeden Fall nicht mehr schwindelig oder sonst auf irgendeine Weise übel. Ich hoffte nur, dass dieser Zustand jetzt länger hielt als am Tag zuvor.

Gemeinsam mit Laura nahm ich mir ein Taxi, mit dem wir nach Hause fuhren. Meine Güte war ich hier lange nicht mehr gewesen. Jedes Mal war das Gefühl durch diese Tür zu kommen wieder irgendwie auf eine Weise seltsam. Alles war vertraut, aber doch wieder irgendwie fremd, weil man für eine Zeit in einem Bus gelebt hatte. Ich lebte mich zwar immer schnell wieder ein, aber der ersten Moment war eben immer etwas komisch.

"Hast du Hunger, Schatz?", wollte Laura wissen, nachdem wir uns gerade aufs Sofa geworfen hatten.

Ich nickte leicht.

"Irgendwelche besonderen Wünsche?"
"Eigentlich nicht..."
"Gut, dann schau' ich einfach mal, was ich schnell machen kann!"

Wieder nickte ich.
Mein Plan war es, erst zu essen und dann nochmal zu schlafen, weil es mir eben einfach so gut getan hatte.

"Kommst du morgen mit? Ich wollte Vivi und Samu besuchen", rief mir Laura aus der Küche zu.
"Ich weiß nicht, ob die schon im Urlaub sind...", gab ich zurück.
"Von Urlaub hat sie aber gar nichts gesagt"
"Samu will sie überraschen"
"Aber nicht, dass er ihr jetzt einen Heiratsantrag macht!"
"Wieso, was ist denn?"
"Nichts, nichts, alles gut..."

Da Laura mich sowieso nicht sehen konnte, zog ich einfach eine Augenbraue nach oben. Jetzt wurde mir klar, warum die Beiden die ganze Zeit so viel zu tuscheln hatten. Sicher wusste sie davon! Klar, es war nur eine Vermutung, aber schon ziemlich logisch. Was hätten sie sonst zu reden haben können und warum hätte Laura sonst so reagieren sollen? Es passte einfach perfekt zusammen.

"Willst du Samu mal anrufen, dass wir wissen, wann sie im Urlaub sind?"
"Ja, kann ich machen..."

So begann die Suche nach meinem Handy. Weder in meinen Hosentaschen, noch auf der Couch war es. Auch auf dem kleinen Wohnzimmertisch lag es nicht.

"Laura, wo ist mein Handy?"
"Ich habe es vorher in meine Handtasche getan, glaube ich..."
"Und wo ist die?"
"Sollte im Flur stehen"

Soll ich jetzt wirklich aufstehen? Soll ich ihn wirklich anrufen, um zu erfahren, wann meine Chance für immer endgültig vorbei ist? Soll ich jetzt wirklich riskieren schlechte Laune zu bekommen? Soll ich mir wirklich seine schöne Stimme anhören und dabei traurig werden, weil ich weiß, dass ich sie jetzt lange nicht mehr in einem Gespräch hören werde. Soll ich riskieren, dass ich erneut damit abschließen muss, ihn eine Zeit nicht mehr zu sehen?

Fragen über Fragen, die in meinem Kopf herumschwirrten. Ich machte mir sogar so lange Gedanken, dass Laura mich ein zweites Mal auffordern musste, jetzt zu telefonieren. Etwas gegen meinen Willen stand ich dann auf und ging in den Flur. Doch Lauras Handtasche war dort nicht.

"Laura, hier ist keine Handtasche!"
"Dann steht sie schon oben!"

Also ging ich die Treppe hoch und von dort direkt ins Schlafzimmer. Leider stand sie dort tatsächlich. Irgendwie hatte ich mir gewünscht, dass sie auch hier nicht war und irgendjemand sie aus Versehen mitgenommen hatte, dass ich mein Handy erst irgendwann später wiederbekam. Und da auch Lauras Handy sicher in der Tasche war, hätten wir beide keine Nummer gehabt.

Tja, aber so musste ich leider anrufen. Sonst hätte Laura gefragt, ob wir Streit gehabt hätten und dann hätte ich ihr das erklären müssen und das wäre mir dann doch zu anstrengend gewesen. Mit ihr zu diskutieren war aber auch ziemlich nervtötend,  weshalb ich ihr manchmal lieber recht gab, anstatt weiter zu diskutieren.

Mit dem Handy in der Hand setzte ich mich wieder nach unten und drückte langsam auf den grünen Hörer neben Samus Bild.