Kapitel 87

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Vivi

Noch ein letztes Mal atmete ich tief die kalte Nachtluft ein, bevor ich das Fenster leise wieder schloss. Ich ignorierte die Schneeflocken, die mein Spiegelbild genau wie ich in den Haaren hatte und ging wieder ins viel wärmere Schlafzimmer.

Wie lange ich wohl da stand...?

Osmo lag noch in der selben Position da wie vorher. Jetzt kam es mir vor, als wäre die Zeit still gestanden...

Leise huschte ich wieder auf die andere Seite des Bettes und kletterte so vorsichtig wie möglich in es. Aufwecken wollte ich ihn nämlich noch immer nicht. Dennoch ging ich das Risiko ein, als ich näher zu ihm rutschte, weil mir so kalt war. Wie vorhin drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und gerade als ich die Augen schließen wollte, legte er seinen Arm um meinen Bauch.

Ist er doch wach?

Ich presste meine Lippen aufeinander und hielt die Luft an.

Sieht zumindest nicht so aus... Vielleicht war das eben noch im Halbschlaf, so wie Samu es immer gemacht hat, wenn ich nachts zu ihm gerutscht bin. Gott, wieso kann ich eigentlich nicht aufhören an Samu zu denken? Ich will das nicht! Genau wie ich ihn nicht mehr lieben will! Es bringt doch sowieso nichts... Also wieso kann mein Herz das nicht akzeptieren? Ich will deswegen nicht ständig Osmo mit ihm vergleichen...

*

Mein erster Blick am nächsten Morgen fiel auf den Wecker. Es war tatsächlich schon halb eins, wie mir die leuchtenden Zahlen verrieten. Anschließend sah ich hinter mich, um zu sehen, ob Osmo auch noch im Bett lag. Doch das war nicht der Fall.

Gähnend streckte ich mich, ehe ich mich langsam aufsetzte. Wegen des dämmrigen Lichts konnte ich nicht besonders viel im Zimmer erkennen. Doch was ich zu erkennen glaubte, war, dass irgendetwas aus meiner Handtasche raus schaute, was ich da ziemlich sicher nicht rein getan hatte. Neugierig stand ich auf und öffnete erst einmal den Rollladen und das Fenster. Dann sah ich zu meiner Handtasche, die auf der Kommode stand und konnte es wirklich nicht glauben. Es war ein Strauß Rosen, an dem ein Brief befestigt war.

Aww, das ist jetzt wirklich süß von ihm!

Mit einem Lächeln auf den Lippen nahm ich die Rosen aus meiner Tasche und beschloss sie erst ein Mal in eine Vase zu stellen, bevor ich den Brief las. Gesagt getan: Die Blumen bekamen Wasser und ich danach den Brief.

"Guten Morgen, Hübsche", las ich und musste schon grinsen.

Osmo kann schon ein Süßer sein, wenn er will. Aber eben auch nur, wenn er will.

"Ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich musste leider schon weg, da ich etwas Wichtiges erledigen muss. Heute Abend gegen neun bin ich aber wieder zurück. Wenn du in dieser Zeit nicht alleine hier sein möchtest, darfst du dir gerne jemanden einladen und auch in der Küche darfst du dich natürlich bedienen.
Bis heute Abend, Osmo"

Das ist wirklich eine gute Idee: Ich lade Laura ein und dann kochen wir zusammen. Oder wir nehmen Fertigpizza... Naja, aber auf jeden Fall lade ich Laura ein. Sie hat ja auch ihren Freund verloren und ist jetzt sicher froh, wenn sie jemand ablenkt.

Doch bevor ich mich mit Laura traf, wollte ich auf jeden Fall noch duschen und etwas Anderes anziehen. Sie war zwar meine beste Freundin, aber dennoch musste ich nicht riechen wie ein Bauernhof, wenn ich ihr die Tür aufmachte. So rief ich sie also an und klärte alles mit ihr ab.
In etwa einer Stunde wollte sie hier sein, was mir ja wohl zum schnell Duschen reichen sollte. Ein Beauty-Programm musste ich ja nicht machen. Wenn dann, machten wir das schon zusammen!

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