Silent girl

Kapitel 5

'Wer sind eigentlich die zwei Blonden?' schrieb ich auf einen Haftnotizzettel und gab ihm Sofie. Nach der Schule kam Sofie mit zu mir, damit wir uns besser kennenlernen konnten und da ich ja jetzt direkt am Strand wohnte, hatte ich mich kurzerhand dazu entschlossen das wir uns sonnen und unterhalten konnten. So sassen wir hier am Strand auf unseren Tüchern und redeten. Wobei ich schrieb und sie redete.

"Der mit den blauen Augen ist Andy, er ist der ruhigste von allen und der mit den grünen Augen ist Collin, der mit der grossen Klappe." sagte sie und sah auf das Meer hinaus. 'typische Badboys?' Sofie las den Zettel und nickte grinsend. "Möchtegern Badboys trifft es eher. Sie haben immer eine Neue an ihrer Seite, naja, sie nutzen sie aus. Sie sind die gefürchtesten Typen an der Schule und auch in der Stadt." ich sah sie verwirrt an worauf sie weiter redete. "Es wird gesagt, dass sie krumme Dinger drehen. Ich habe Jeff schon ein paar Mal darauf angesprochen, aber er hat mir nie eine Antwort gegeben." ich nickte nur und sah auf das Meer. Sie drehten also irgendwelche krummen Dinger, irgendwie auch logisch. So angsteinflössend wie die aussehen und vor allem Nachts sahen sie verdammt bedrohlich aus.

"Hey, sie haben wieder einen Artikel über Rose herausgebracht." riss Sofie mich aus meinen Gedanken. 'Wer ist Rose?' "Stimmt, ich seid ja erst seit drei Tage hier. Rose Adkins wurde vor zwei Wochen als vermisst gemeldet. Sie ist nach einer Party nicht mehr nach Hause gekommen. Alle Polizisten suchen sie, aber bis jetzt gab es nicht das geringste Zeichen von ihr. Hier steht, dass sie die Suche jetzt einstellen. Wahrscheinlich wäre sie von Zuhause einfach abgehauen, da sie vor der Party streit hatten." sagte Sofie während sie auf ihr Handy starrte.

Ach die ist eh nur abgehauen. Woher willst du das wissen? Weil sie wahrscheinlich keinen Bock mehr auf ihre Eltern hatte. Aha. Soll ich dir was sagen? Was denn? Konversation beendet.

"Kann ich dich was fragen? Aber du musst nicht antworten wenn es zu persönlich ist." ich nickte nur und sah sie abwartend an. "Wieso bist du stumm? Also ich meine, bist du schon immer stumm oder ist das eine Krankheit?" fragte sie und sah mich interessiert an. Ich überlegte einen Moment. Ich hätte es ihr sagen können, aber so nett sie auch war, ich kannte sie gerade mal seit zwei Tagen und vertraute ihr noch nicht wirklich. 'Ich bin seit 6 Jahren stumm' ich reichte ihr den Zettel und schrieb gleich weiter. 'aber den Grund erzähle ich dir irgendwann mal.' auch den Zettel überreichte ich ihr.

Früher redete ich ununterbrochen, selbst als ich einigermassen den Tod von Dad verarbeitet hatte. Aber vor sechs Jahren hatte Mum einen Freund der auch bei uns wohnte und von Anfang an konnte er mich nicht leiden. Ich wusste nicht wieso, aber ich war in einer Phase in der es mich einfach nicht interessierte. Naja, bis das Ganze anfing. Immer wenn Mum und Cameron nicht Zuhause waren schrie er mich an. "Es interessiert niemanden was du sagst." "Du bist nichts wert." hatte er immer gesagt. "Dein Gelaber interessiert hier niemanden." das ging solange weiter, bis ich an einem Tag aufhörte zu reden. Je öfter er es sagte, desto mehr glaubte ich ihm. Wieso sollte ich noch reden, wenn es sowieso niemanden interessierte? Seit sechs Jahren schwieg ich ohne das jemand den wahren Grund wusste. Anfangs hatte Mum mich noch zu einem Psychologen geschickt, aber als das alles nichts brachte akzeptierte sie es einfach. Nicht einmal Cameron sagte ich die Wahrheit.

"Das ist in Ordnung Chloe. Du musst es mir nicht sagen." sagte sie und lächelte mich an. Ich nickte dankend und stand auf. Als sie mich verwirrt ansah zeigte ich den Strand entlang. "Spazieren? Klar, wieso auch nicht." sagte sie und sprang auf.

Wir liefen schon eine halbe Stunde, bis ich abrupt stehen blieb und Sofie an der Hand zurück zog. "Was ist los?" fragte sie mich verwirrt. Ich zeigte auf ein paar Typen die neben ihren Surfboards am Strand standen. "Ja das sind Surfer, dass sehe ich auch. Sie sind die Besten der Stadt." ich nickte langsam und sah sie mir etwas genauer an. Sie sahen wie typische Sunnyboys die man aus dem Fernsehen kannte. Nur in Badeshorts standen sie neben ihren Surfboards und unterhielten sich, ab und zu zeigten sie auch auf die Surfer die auf dem Meer waren. Als jedoch einer mit seinem Board aus dem Wasser kam konnte ich meinen Augen nicht trauen.