Kapitel 17

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"Miss Johnson!" erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu Mr. Roberts. "Konzentrieren Sie sich auf den Unterricht." ermahnte er mich und drehte sich wieder zur Tafel, nachdem ich genickt hatte. "Was ist los?" flüsterte Sofie neben mir. Ich sah sie kurz an, doch schüttelte bloss meinen Kopf und sah wieder auf mein Erdkundebuch vor mir.

Den Tag gestern hatte ich wirklich genossen und konnte meine Gedanken völlig verdrängen. Das hatte ich jedoch nur Cameron und James zu verdanken, die mich den ganzen Tag abgelenkt hatten. Einen Film nach dem anderen hatten wir uns angesehen und gekocht hatten wir auch noch. Wobei ich nicht erwähnen musste, dass ich es war die kochte und die Jungs alles wie Tiere verschlangen. Cameron konnte noch nie kochen und von James erwartete ich eigentlich auch nichts anderes, somit blieb es wohl oder übel an mir hängen.

So toll der Tag auch war und ich meine Gedanken verdrängen konnte, kamen sie jetzt wieder mit einem Schlag zurück. Erdkunde war noch nie mein Fach und so schweiften meine Gedanken zu Dylan. Auch wenn ich ihn nicht liebte, sondern nur verliebt war, verletzte mich sein Verhalten trotzdem. Er hatte mein Herz gebrochen. Ich hatte ihm blind vertraut und er nützte es einfach schamlos aus. Ich musste es mir einfach eingestehen, ich war ihm die ganze Zeit völlig egal. Er hatte mit mir gespielt und gedacht das ich es nicht herausfinden würde. Irgendwie konnte ich ihm aber auch dankbar sein, denn er zeigte mir nur, dass ich keinem Mann vertrauen konnte. Das beste Beispiel war doch der Exfreund von Mum. Das war jetzt ein Fehler!

Kaum dachte ich an ihn, kamen alle Erinnerungen an ihm wieder hoch. Alles was ich in den letzten zwei Jahren verdrängt hatte, kam mit einem Schlag wieder zurück. Ohne das ich es wollte schoss mein Puls in die Höhe. Nervös fuhr ich mit meinen Händen über meine Beine und probierte mich zu beruhigen. "Chloe? Was ist los?" flüsterte Sofie neben mir. Wie vorhin schon schüttelte ich nur meinen Kopf und schloss meine Augen. "Rede mit mir Chloe!" ich musste hier jetzt einfach raus. Mit einem Satz sprang ich auf und ging zur Tür. "Miss Johnson! Setzten Sie sich!" Mr. Roberts ignorierend öffnete ich die Tür und betrat den leeren Flur. Auch Sofie die mir nachrief ignorierte ich und rannte aus der Schule.

Weit kam ich aber nicht, denn kaum betrat ich den Schulhof, knallte ich in etwas hartes. Erschrocken wollte ich nach hinten ausweichen, wurde aber an den Schultern festgehalten. "Nicht so stürmisch Chloe." dieses Lachen kannte ich nur zu gut. Irritiert sah ich hoch und in die grauen Augen von James. Sein Lachen erstarb als er mich ansah und sein Blick änderte sich in Sorge. "Was ist passiert?" kopfschüttelnd probierte ich mich aus seinem Griff zu befreien, aber er liess es nicht zu und verstärkte seinen Griff.

Ein Teil in mir wusste das er es nur gut meinte, aber ein anderer Teil in mir erinnerte sich immer weiter an die Vergangenheit. Die Vergangenheit, in der dieser widerliche Typ mich genauso festgehalten hatte. Völlig ausser mir probierte ich mich aus seinem Griff zu befreien, aber es schien aussichtslos. "Was ist denn los? Beruhig dich Chloe." "Chloe!" ich hörte wie die Tür hinter mir aufgeschlagen wurde und drehte meinen Kopf zur Seite. Erleichterung durchflutete mich als ich Sofie sah, die mit Cameron zu uns kam. Endlich liess mich James los, was ich ausnützte und zu Cameron rannte. Wortlos nahm er mich in die Arme und strich beruhigend über meinen Rücken. "Es ist alles in Ordnung Kleines." flüsterte er. "Sagt mir jetzt sofort was hier los ist!" ich merkte wie Cameron sich anspannte und mich näher zu sich zog.

"Das frage ich mich auch. Chloe kam völlig aufgelöst aus der Schule gerannt. Ich habe sie gefragt was los ist und sie festgehalten, aber kaum habe ich sie berührt, ist sie völlig ausgetickt." hörte ich James sagen. "Es hat vorhin im Unterricht angefangen. Sie wurde plötzlich nervös und rannte dann gleich aus dem Klassenzimmer." fügte Sofie hinzu. Vorsichtig legte Cameron seine Hände auf meine Schultern und schob mich etwas von sich. "Sieh mich an Chloe." langsam hob ich meinen Kopf und sah zu ihm hoch. "Was ist los?"

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt