Kapitel 44

88 3 0
                                    

Flatternd öffnete ich meine Augen. Sofort erkannte ich, dass ich in meinem Zimmer auf dem Bett lag. Mein Blick wanderte zur Seite, wo James schlafend neben mir lag. So leise wie ich konnte, stieg ich aus dem Bett und ging in mein Badezimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, atmete ich aus und schloss einen Moment meine Augen.

Anthony hatte mir klar zu verstehen gegeben, dass er nicht locker lassen würde, bis er mich zu sich geholt hatte. Ich verstand es einfach nicht. Was hatte er davon und wieso ausgerechnet ich? Ich kannte Anthony doch überhaupt nicht, geschweige denn, dass ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Kopfschüttelnd landete ich wieder im Hier und Jetzt und erledigte meine Morgenroutine. Ich wollte James nicht wecken und schlich daher leise in mein Ankleidezimmer, wo ich mir Hotpants und ein Top, welches Rückenfrei war, anzog. Ich wusste nicht wieso ich mich gerade wie eine Tussi anzog, aber irgendwie war mir gerade danach. Wieder in meinem Zimmer setzte ich mich auf meine Fensterbank und sah zu James.

Er hatte mich gestern von einer Seite gesehen, die ich nie wollte das er sie sah. Ach, wem machte ich eigentlich etwas vor? Er hatte mich schon so gesehen, als ich Bayley am Strand fast umgebracht hätte. Ich wollte so nicht sein, aber irgendwie konnte ich nichts dagegen machen. Es kam wirklich nur selten vor das ich mich nicht unter Kontrolle hatte und ausrastete, aber wenn es denn so war, fand es für gewöhnlich kein gutes Ende. Das mit Mum gestern war doch das beste Beispiel dafür. Hätten mich die Anderen nicht aufgehalten, hätte ich ihr das angetan, was ich letztes Jahr getan hatte und wie sehr ich Mum im Moment auch hasste, ich wollte sie nicht wieder so verletzen.

Seufzend wendete ich meinen Blick von James ab und sah aus dem Fenster. Verwirrt kniff ich meine Augen zusammen um die zwei Personen am Strand besser zu sehen. Sie unterhielten sich über keine Ahnung was, aber es war wohl nichts gutes, denn sie sahen sich immer wieder unauffällig am Strand um. "Das darf doch wohl nicht wahr sein." murmelte ich, als ich Cameron erkannte. Kopfschüttelnd sah ich, wie er etwas von dem Typen annahm und in seine Hosentasche stecke. Sofort war mir klar was das sollte. Wut machte sich in mir breit. Ich hatte gedacht, dass Cameron mit den Drogen aufgehört hatte. Er sagte, dass er sich darum gekümmert hätte und es nicht mehr machen müsste. Er hatte mich verdammt nochmal die ganze Zeit angelogen.

Wütend sprang ich von der Fensterbank und lief zur Tür. "Chloe?" ich stoppte in der Bewegung als ich James hörte, drehte mich aber nicht zu ihm um. "Schlaf weiter, ich muss etwas klären." sagte ich tonlos und schloss die Tür hinter mir. Schnell lief ich die Treppen nach unten, durch das Wohnzimmer und raus auf die Terrasse. Cameron stand nun alleine am Strand und sah gedankenverloren auf das Meer hinaus.

Ich ignorierte jede Sicherheitsmassnahme von John und Jim und das ich überhaupt nicht das Haus verlassen dürfte. Im Moment war mir alles egal. Ich wollte Cameron jetzt zur Rede stellen. Immer noch auf 180 lief ich die Terrasse nach unten und ging zu ihm. Wie als ob er meine Präsenz spüren würde, drehte er sich um als ich bei ihm ankam. Einen Moment brauchte er, bis er verstand das ich es war und wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor. "Bist du verdammt nochmal bescheuert?" zischte ich und stiess ihn an der Brust nach hinten. "Ich wei-" "Sag jetzt nicht, dass du nicht weisst wovon ich rede Cameron! Ich habe euch gesehen!" resigniert nickte er. "Es tut mir leid." "Willst du mich verarschen?" ich hatte gerade wirklich mühe nicht zu schreien. "Du hast gesagt du hättest damit aufgehört. Wieso lügst du mich an?"

Cameron wollte nach meiner Hand greifen, aber sofort wich ich einen Schritt nach hinten. "Wag es nicht mich anzufassen." knurrte ich, worauf er beschwichtigend seine Hände hob. "Es tut mir leid, ich habe dich nur angelogen, weil ich genau das hier vermeiden wollte. Du hast im Moment schon genug um die Ohren und ich wollte dich nicht noch mehr belasten." kopfschüttelnd wich ich wieder einen Schritt nach hinten. "Sag mir jetzt wieso du es immer noch machst, oder ich raste hier gleich richtig aus!" "Weil ich immer noch Schulden bei ihnen habe." gab er kleinlaut zu. "Von wie viel sprechen wir?" "7'000$" wollte er mich jetzt verarschen? "Du bist wirklich ein Idiot." sagte ich, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. "Wieso grinst du jetzt?" fragte er mich verwirrt. "Weil ich offensichtlich klüger bin als du. Los, komm." sagte ich, nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt