Mein Blick lag auf James der gedankenverloren aus dem Fenster sah. Wir sassen schon eine halbe Stunde vor unserem Haus in James Wagen ohne etwas zu sagen oder auszusteigen. Ich konnte noch immer nicht fassen was wir gehört hatten. Anthony war durch und durch ein Psychopath. Es war ja schon schlimm genug das er Jeremys Freundin umgebracht hatte, aber das er alles so durchdacht hatte, konnte ich nicht fassen. Ein Jahr hatte er gebraucht, um sich die identischen Tattoos stechen zu lassen wie James. Ein Jahr, in dem er James ununterbrochen ausspioniert hatte. Anthony war durch und durch ein Psychopath den man aufhalten musste, bevor es zu spät war.
Je mehr ich über Anthony nachdachte, desto deutlicher wurde mir, was mich an ihm bis jetzt gestört hatte. "James?" langsam drehte er seinen Kopf zu mir und sah mich fragend an. "Ich weiss jetzt wie ihr euch unterscheidet." "Ich glaube das wird ja wohl klar sein." sagte er aufgebracht. Kopfschüttelnd nahm ich seine Hand in meine. "Ich meine, wie ich euch optisch unterscheiden kann. Er hat sich vielleicht gut vorbereitet, aber nicht gut genug. Deine Tattoos James, er hat nicht dieselben. Anthony hat sich einfach irgendetwas stechen lassen und das hat mich die ganze Zeit gestört." einen Moment sah mich James an, bis er grinste. "Ich wusste doch, dass du mich unwiderstehlich findest. Wieso solltest du mich sonst so genau ansehen." "Idiot." sagte ich nur, verdrehte meine Augen und stieg aus dem Wagen. Lachend stieg James aus und folgte mir. Bevor ich die Tür öffnete, hielt ich inne und sah ihn an. "Bist du sicher das du es machen möchtest?" "Ja, ich brauche antworten." sagte er entschlossen und öffnete die Tür. "Ich bleibe bei dir, egal was passiert."
"Dad!" "Im Wohnzimmer." rief Markus. "Na dann." murmelte ich und folgte James in das Wohnzimmer. Markus sass mit Tracie auf der Couch und sah lächelnd zu uns als wir uns auf die andere Couch setzten. "Wenn ich dich jetzt etwas frage, möchte ich, dass du mir die Wahrheit sagst, okay?" verwirrt über James' Worte nickte Markus. "Wurde ich adoptiert?" "Nein, natürlich nicht. Wie kommst du darauf?" fragte Markus sofort. Man sah ihm an, dass er überhaupt nicht verstand was hier vor sich ging. "Okay, gut. Kannst du mir dann sagen, wieso du verdammt nochmal zwei Kinder weg gegeben hast und uns die ganze Zeit im glauben gelassen hast, dass du keine Ahnung hast wer dieser Anthony ist?" mit jedem Wort das James sprach, wurde er lauter. "Ich verstehe nicht. Wovon sprichst du?" bevor James noch etwas sagen konnte, nahm ich seine Hand in meine und drückte sie leicht. "Wir waren auf dem Revier Markus und haben Jeremy kennengelernt. Er wurde, genau wie Anthony, nach der Geburt adoptiert und weil du ja gerade gesagt hast, dass James nicht adoptiert wurde, steht es nahe, dass du sie weggegeben hast. Also: wieso hast du deine eigenen Kinder zur Adoption freigegeben?" ich hatte wirklich grosse Mühe ruhig zu bleiben. Markus hatte uns über Wochen angelogen. Er hätte doch wenigstens sagen können, dass Anthony sein Bruder war und nicht irgendeiner, der in einer Face-off-Maschine war.
"Ihr habt recht, aber bevor du etwas sagst James, lass mich bitte ausreden." sagte Markus. James griff an meiner Hand wurde etwas fester als er sich bei Markus Worten anspannte. "Deine Mutter und ich wollten nie das du es so erfährst." sagte er und holte tief Luft. "Wir wussten das wir Drillinge bekommen würden. Noch nie in meinem Leben fühlte ich so eine Freude in meinem Leben. Als ihr dann auf der Welt wart, wart ihr das beste was mir je passiert ist. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben James, aber wir waren einfach überfordert. Wir konnten nicht drei Kinder gleichzeitig grossziehen und kamen zum Entschluss, dass wir zwei zur Adoption freigeben. Ich weiss James, es war das schlimmste was ich in meinem Leben machen musste, aber es ging einfach nicht anders. Wir haben die Beiden aber nicht an irgendwelche Personen abgegeben, nein. Wir wollten dass es ihnen gut geht und haben uns die ausgesucht, die Geld hatten. Es sollte ihnen an nichts fehlen." das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wie billig war denn bitte diese Ausrede. Kopfschüttelnd sah ich ihn an. "Das habt ihr ja mal gar nicht hinbekommen." sagte ich. "Ich muss hier weg." "James, warte!" rief Markus und folgte ihm nach oben.
Seufzend lehnte ich mich in die Couch zurück. Irgendwie konnte ich Markus schon verstehen. Sie waren jung und mit drei Babys überfordert, dennoch hätten sie es James sagen sollen. Vielleicht hätte das ja alles geändert und niemand wäre zu Schaden gekommen. "Chloe?" nicht das auch noch. "Was ist?" fragte ich schroff und sah Tracie an. "Es tut mir leid." "Was hat mich das zu interessieren? Von deiner billigen Ausrede kann ich mir auch nichts kaufen." kopfschüttelnd wollte ich aufstehen, aber Tracie hinderte mich daran indem sie sich vor mich stellte. "Das was ich gesagt habe, ist nicht wahr. Ich wollte dich in dem Moment einfach verletzen. Du bist meine Tochter und ich liebe dich über alles." tonlos lachte ich auf und schob sie zur Seite. "Erzähl das jemanden der dir glaubt Tracie. Du hast schon einmal so einen Scheiss gesagt und jetzt soll ich dir wieder glauben? Vergiss es!" "Bitte Chloe! Du bist und bleibst meine Tochter und ich liebe dich!" rief sie mir hinterher als ich das Wohnzimmer verliess. Sie konnte sagen was sie sollte, wieder glauben würde ich ihr nicht.
Seufzend blieb ich an der Treppe stehen als es klingelte und öffnete die Tür, als James mit Markus die Treppe runter kam. "Wow, wo willst du hin?" Lou die in der Tür stand ignorierend, hielt ich James an seinem Arm fest. Ich wusste nicht was Markus ihm gesagt hatte, aber es musste nichts gutes sein, denn James war mehr als nur wütend. "Weg." sagte er nur und wollte weiter gehen. Da hatte er die Rechnung aber ohne mich gemacht. Mein Griff um seinen Arm wurde nur noch fester. "James, bitte!" seufzend drehte er sich zu mir um. "Ich gehe zu Andy. Ich muss jetzt einfach mit ihm reden." sanft küsste er mich auf die Lippen und entfernte meine Hand von seinem Arm. "Ich rufe dich später an." flüsterte er, stieg in seinen Wagen und fuhr weg. "So! Du sagst mir jetzt was hier los ist!" ehe ich reagieren konnte, nahm Lou meine Hand und zog mich mit die Treppe nach oben.
Eigentlich sollte ich mir jetzt Sorgen um James machen, aber ich wusste ganz genau, dass Andy sich sofort bei mir melden würde, wenn es irgendwelche Probleme geben würde. Andy war sein bester Freund und brauchte ihn jetzt einfach. Da konnte noch nicht einmal ich helfen. Ich wusste das James kein Mitleid wollte, dennoch tat er mir leid. Das was mir passierte, machte Anthony nur, weil er sich wegen seinem Leben an mir rächen wollte. Auch wenn James nichts dafür konnte wusste ich, dass er sich die Schuld dafür gab. Da musste ich unbedingt noch mit ihm reden. Aber jetzt musste ich erst einmal Lou auf den neusten Stand bringen.
Stunden sass ich mit Lou in meinem Zimmer und redete mit ihr. Nicht nur über James, sondern über alles was bis jetzt passiert war. Es tat wirklich gut mal mit jemand anderem darüber zu reden. Aber leider musste auch Lou einmal gehen und liess mich alleine. Andy hatte mir eine Nachricht geschickt, indem er stand, dass es James gut ginge und er diese Nacht bei ihm bleiben würde. Es beruhigte mich zwar, aber irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache. Dennoch konnte ich nichts daran ändern und so ging ich schlafen.
Mein Handy riss mich aus meinem Schlaf. Müde tastete ich danach und sah erst einmal auf die Uhr. Wer verdammt nochmal rief mich um 02.00 Uhr morgens an? Schnell rieb ich meine Augen und las Collins Namen auf dem Display und ging ran.
C: Ich hoffe, du hast einen guten Grund mich um diese Zeit anzurufen.
Co: Es tut mir leid Chloe, aber ich brauche deine Hilfe! sofort erkannte ich die Verzweiflung in seiner Stimme und setzte mich auf.
C: Was ist los?
Co: James ist los. Er hat getrunken und dreht völlig am Rad. Ich weiss nicht was ich noch tun soll.
C: Schon gut, wo seid ihr?
Co: Bei mir Zuhause.
C: Bin gleich da.
Schnell stand ich auf und lief in mein Ankleidezimmer, wo ich mir lediglich meine Jogginghosen anzog und aus meinem Zimmer rannte. Ich wusste nicht ob ich wütend sein sollte oder nicht. Irgendwie konnte ich James verstehen, aber er hatte mich angelogen. James sagte, er würde zu Andy gehen, aber stattdessen ging er zu Collin um zu trinken. Es brachte doch überhaupt nichts. Nur weil er sich betrank, verschwanden seine Probleme nicht. Ich musste dringend mit ihm reden, aber vorher überhaupt sicher nach Hause bringen.
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Silent girl
Teen FictionFür Chloe gibt es nichts wichtigeres im Leben als ihre Familie und das Surfen. Als ihre Mutter einen neuen Mann kennen lernt, muss sie mit ihrem Bruder nach Malibu ziehen. Für Chloe eigentlich keine grosse Sache, gäbe es da nicht ein Problem. Chloe...