Kapitel 11

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Noch nie hatte ich so etwas grausames gesehen. Direkt vor mir schwamm ein Körper einer Frau im Wasser. Ihre Kleider waren komplett zerrissen und hingen an Fetzen an ihrem Körper, die Augen waren weit aufgerissen und waren weiss wie Schnee. Ihre Arme waren ausgestreckt und wurden von der Strömung hin und her bewegt. Mein Blick glitt an ihr runter und mir wurde jetzt klar, dass sie nicht einfach ertrunken war, nein, sie wurde ermordet. An ihren Beinen war eine Eisenkette angemacht der weiter nach unten zu einem riesigen Betonklotz führte.

Das Alles sah ich innerhalb von ein paar Sekunden. Panisch zog ich die Luft ein, wobei meine Lungen sofort mit Wasser gefüllt wurden. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wollte hier einfach nur noch weg. Panisch wedelte ich mit meinen Armen und probierte an die Wasseroberfläche zu kommen, aber die Wellen machten es mir alles andere als einfach. Langsam ging mir auch die Luft aus und ich befürchtete, dass ich hier nicht mehr lebend rauskommen würde.

Die Wellen drückten mich näher zu den Klippen was ich nun zu meinem Vorteil nutzte. Ohne gross zu überlegen stiess ich mich mit meinen Füssen an den Klippen ab und kam so schneller nach oben. Gerade noch rechtzeitig bevor mir meine Luft verliess, kam ich an der Wasseroberfläche an und holte tief Luft. "Chloe!" ich drehte mich nach Luft schnappend einmal um mich selber und erblickte schliesslich den Strand vor mir. Mittlerweile standen nicht nur meine Leute am Strand und sahen zu mir, sondern auch einige andere Surfer. Sie sahen so erleichtert aus wie ich mich fühlte weil ich noch am Leben war.

Schnell schwamm ich zum Strand und stolperte aus dem Wasser. Noch nie in meinem Leben hatte ich angst vor dem Meer, aber das hatte sich heute geändert. Ich liess mich in den Sand fallen kaum war ich aus dem Wasser und legte meine Hände in mein Gesicht. Mein Atem ging unregelmässig und mein Herz drohte zu explodieren so schnell schlug es. Mir blieb aber keine Zeit um durchzuatmen, da ich keine Sekunde später auf die Beine gezogen wurde und in den Armen von Cameron lag. "Ich dachte schon ich hätte dich verloren." nuschelte er in mein Haar. Ich wollte ihn umarmen, aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr und zitterte unkontrolliert.

Diese Bild von der Frau bekam ich einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Innerhalb kürzester Zeit umarmten mich alle nacheinander, wobei Sofie vor Erleichterung weinte. Kraftlos setzte ich mich in den Sand und starrte auf das Meer hinaus. Die Gespräche um mich herum drangen nicht mehr zu mir durch. Nicht einmal das ich am ganzen Körper zitterte bekam ich mit. Ich sah nur noch diese Frau vor mir.

Die Tränen rannen stumm über mein Gesicht. Als jemand etwas um meine Schulter legte zuckte ich heftig zusammen. "Chloe, was ist los? Du bist jetzt in Sicherheit." Cameron kniete sich neben mich und sah mich besorgt an. "Was ist mit ihr los?" hörte ich Jeff fragen. "Ich glaube sie steht unter schock." kam es nun von Dylan.

"Lasst mich mal sehen." ein mir unbekannter Mann kniete sich vor mich und sah ihn meine Augen. "Sie steht unter Schock, aber sie hat irgendetwas gesehen. Die Panik steht ihr ins Gesicht geschrieben." sagte er und drehte sich zum Meer, als ob er dort die Antwort bekommen würde. Ich folgte seinem Blick und schweifte zu den Klippen. Sofort sah ich sie wieder vor mir und rutschte nach hinten. "Ganz ruhig Chloe, dir kann nichts passieren." sagte Cameron und legte seine Hand auf meine Schulter.

Langsam wurde mir klar wo ich diese Frau schon einmal gesehen hatte. Ich sah zur Seite und zog meinen Finger durch den Sand. 'Handy' keine zehn Sekunden hatte hielt James mir sein entsperrtes Handy hin. Ich nahm es und suchte im Internet die Anzeige von der vermissten Rose die Sofie mir gezeigt hatte. Schnell fand ich sie und klickte auf das Foto. Mit zitternden Händen hielt ich das Handy wieder hoch, welches mir sofort abgenommen wurde. "Scheisse! Wir müssen die Polizei rufen." sagte James. "Was ist los?" fragte nun Cameron. "Sie hat Rose gefunden." flüsterte Sofie. Sofort zog Cameron mich in seine Arme und drückte mich an sich. Das war das, was ich jetzt brauchte.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt