Seit einer geschlagenen Stunde sass ich in diesem Raum und wartete auf wen auch immer. Mir gegenüber hing ein riesiger Spiegel an der Wand. Ich hatte genug Filme gesehen um zu wissen was das wirklich war. Seufzend lehnte ich mich im Stuhl zurück und schloss meine Augen. Ich war zwar nicht in Handschellen, aber trotzdem fühlte ich mich wie eine Gefangene.
Ich riss meine Augen auf als die Tür aufging und ein Mann rein kam. Er war um die 40, hatte einen Bierbauch und kaum noch Haare auf dem Kopf. Die Marke und Waffe die er trug sagte mir, dass er ganz klar ein Polizist war. "Miss Johnson, ich bin Detective Bloom. Sie wissen wieso Sie hier sind?" kopfschüttelnd setzte ich mich gerade auf den Stuhl und sah ihn abwartend an. Er setzte sich mir gegenüber an den Tisch und legte eine Akte vor sich. "Sie wurden vor knapp zwei Wochen überfallen, ist das richtig?" "Ja, zwei Männer haben mich am Strand krankenhausreif geprügelt." ich verstand immer noch nicht was das für eine Rolle spielte, denn meine Aussage dazu hatte ich schon lange gemacht.
Verwirrt sah ich zu, wie er die Akte öffnete und auf einen Bericht sah. "Ihr Verdacht ist, dass Tom Brady diese zwei Männer auf sie angesetzt hat, weil er nicht damit klar kam, dass sie ihm eine Abfuhr erteil haben?" "Das ist kein Verdacht, das ist eine Tatsache Sir. Die Männer sagten, dass ich mir das nächste Mal überlegen sollte wem ich eine Abfuhr erteile und seit ich in Malibu bin, ist Tom der einzige dem ich eine erteilt habe." nachdenklich nickte er und legte mir gleich darauf ein Foto vor die Nase. "Kennen Sie dieses Fahrzeug?" einen Moment sah ich es mir an. Es war ein schwarzer BMW, aber weder das Fahrzeug noch das Kennzeichen sagten mir etwas. Kopfschüttelnd schob ich das Foto zurück. "Nein, ich kenne niemand der so ein Fahrzeug fährt. Sir, wieso bin ich wirklich hier?"
"Tom Brady wurde gestern vor den Augen seiner Mutter entführt und der Verdacht fällt auf sie." sprachlos sah ich ihn an. Es war schon schlimm genug das Tom entführt wurde, aber das er dann mich beschuldigte war die Höhe. "Ich soll etwas damit zu tun haben? Bei allem Respekt Sir, ich würde nie auf die Idee kommen jemanden aus Rache entführen zu lassen. Ja, er hat dafür gesorgt das ich im Krankenhaus lande, aber für diese Rache habe ich die Polizei. Da sorge ich doch nicht dafür das er entführt wird. Das bringt mir überhaupt nichts." kopfschüttelnd stand ich auf. "Wenn sie sonst nichts gegen mich in der Hand haben, werde ich jetzt gehen."
"Eine Frage habe ich noch." seufzend sah ich ihn an. "Was ist passiert?" verwirrt sah ich ihn an, doch er deutete nur auf meinen Hals. Kein Stück schlauer ging ich zum Spiegel wo mich fast der Schlag traf. Man sah deutlich die Abdrücke des Typen der mich vorhin bedroht hatte, die sich nun langsam blau färbten. "Gar nichts. Kann ich dann gehen?" Detective Bloom nickte und öffnete mir die Tür. "Sollten Sie irgendwelche Probleme haben, können Sie sich jederzeit bei mir melden." ich sah auf die Visitenkarte die er mir hinhielt und nahm sie schliesslich. "Wie gesagt, es ist alles in Ordnung. Einen schönen Tag noch." so schnell ich konnte verliess ich das Revier und blieb draussen einen Moment stehen.
Tom wurde gestern Entführt und man verdächtigte mich. Wie abstrus war das den bitte? Nur weil er mich verprügeln liess, hiess das noch lange nicht, dass ich ihn entführen lassen würde. Das war doch völlig bescheuert. Jetzt musste ich nur irgendwie nach Hause kommen. Die Frage war nur wie, denn ich hatte weder einen Wagen, noch wusste ich wo ich überhaupt war.
Lächelnd sah ich zum Jeep der vor mir zum stehen kam. Das war meine Rettung. Kaum stand der Wagen, stieg James aus und kam zu mir. "Ist alles in Ordnung?" fragte er besorgt. Wortlos nickte ich und umarmte ihn. Sofort schlang er seine Arme um mich und drückte mich an sich. "Was wollten sie von dir?" langsam liess ich ihn los und sah ihn an. "Können wir das Zuhause besprechen?" sanft küsste er mich auf die Lippen und sah mich an. Sein Blick verdüsterte sich aber als er auf meinen Hals sah. "Wer war das?" seufzend fuhr ich mit der Hand durch meine Haare und wendete meinen Blick ab. "Chloe, sag mir wer das war!" sagte James wütend. "Zuhause, bitte." James holte tief Luft und nickte schliesslich. Wortlos öffnete er mir die Beifahrertür und stieg selber ein, nachdem ich platz genommen hatte.
Während der ganzen Fahrt sagte er nichts, sondern starrte nur stur auf die Strasse. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine. Erst reagierte James nicht, aber nach und nach entspannte er sich und verhakte schliesslich unsere Finger miteinander. "Es tut mir leid." kurz sah mich James entschuldigend an und wieder auf die Strasse. "Ist schon in Ordnung." sagte ich lächelnd und legte meine andere Hand auf seinen Arm.
Kurz darauf parkte James auf der Einfahrt. Widerwillig liess ich ihn los und stieg aus. "Wo ist Cameron?" fragte ich als ich mit James das Haus betrat. "Keine Ahnung. Nachdem du weg bist, ist er in seinen Wagen gestiegen und auch weg gefahren." nachdenklich sah ich James an. "Na komm." flüsterte er, nahm meine Hand und zog mich hinter sich die Treppe hoch. Kaum waren wir in James Zimmer und er hatte die Tür geschlossen, drückte er mich mit dem Rücken gegen die Wand und küsste mich. Überrascht riss ich meine Augen auf, schloss sie aber gleich wieder als ich verstand was hier vor sich ging. Ich legte meine Hände auf seine Seite und zog ihn so näher zu mir. Ich drohte hier gleich die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, doch bevor es überhaupt dazu kam, liess James von mir ab und sah mich an. "Wie habe ich das verdient?" fragte ich lächelnd. "Ich musste alles nachholen, was ich die letzten Stunden nicht machen konnte." schmunzelnd küsste ich ihn und setzte mich dann auf sein Bett.
"Du willst Antworten?" James nickte auf meine Frage und setzte sich neben mich. "Du weisst doch, die Sache mit Tom. Er wurde gestern entführt und die Polizei denkt jetzt, dass ich etwas damit zu tun habe. Angeblich weil ich Rache möchte oder was auch immer." kopfschüttelnd nahm James meine Hand in seine. "Als ob du so etwas tun könntest. Das ist doch lächerlich." "Habe ich ihnen auch gesagt." schulterzuckend liess ich mich nach hinten auf sein Bett fallen und schloss meine Augen.
"Chloe?" fragend öffnete ich meine Augen und sah James an. "Wer hat dir das angetan?" wieder wurde James wütend. "Ich weiss es nicht. Er kam in die Toilette und hat mich gewürgt. Er sagte, wenn Cameron seine Schulden nicht zahlt, kommen sie und holen mich." ich sah James an, dass er wirklich Mühe hatte nicht völlig auszurasten. Schnell setzte ich mich auf und nahm vorsichtig seine Hand in meine. "Ich werde das mit Cameron regeln wenn er zurück kommt, aber du hältst dich von ihm fern." "Vergiss es Chloe! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dabei zusehe, wie er dich in Schwierigkeiten bringt." sagte James aufgebracht. "Doch das kann ich. Ich möchte nicht, dass du ihm etwas antust." kopfschüttelnd setzte er zu einer Antwort an, doch ich liess ihn gar nicht erst zu Wort kommen. "Hör zu-" fing ich an und stand auf. Langsam setzte ich mich richtlinks auf seine Beine und legte meine Hände auf seine Brust. "ich weiss, dass du dir nur Sorgen um mich machst." lächelnd küsste ich James, während er seine Hände auf meine Hüften legte. "aber es geht mir gut. Ihr müsst nicht immer auf mich aufpassen. Lass mich mit Cameron reden und das klarstellen. Versprich mir, dass du ihn nicht umbringst, bitte." wieder küsste ich ihn und sah ihn bittend an. James schien zu überlegen und nickte schliesslich. "Na gut, versprochen."
"Gut. Ich gehe jetzt surfen. Kommst du mit?" ich küsste James auf seine Wange und stand auf. "Nein. Die Jungs haben mir vorhin noch geschrieben. Ich treffe mich gleich mit ihnen." "Okay, gut. Dann sehen wir uns später." schnell küsste ich James und rannte dann die Treppe runter und aus dem Haus, wo ich mein Surfbrett aus der Garage holte. Mit dem Board unter dem Arm ging ich um das Haus und zum Strand runter. Ich hatte es wirklich vermisst zu surfen. Zu lange hatte ich es schon nicht mehr gemacht. Auch wenn es nur eine Woche war, kam es mir wie Jahre vor.
Eine halbe Stunde surfte ich, bis ich genug war und mich einfach auf meinem Board im Wasser treiben liess. Dadurch das ich mich aber nicht mehr ablenkte, spielten meine Gedanken wieder verrückt. Ich hatte so viele Fragen die ich beantwortet haben wollte und nicht nur, wieso Cameron Schulden hatte. Je mehr ich nachdachte, desto mehr Zweifel kamen auf. Bis jetzt hatte ich Cameron immer blind vertraut und ihm geglaubt was er sagte. So sehr ich mich auch dafür schämte, aber Cameron hatte diesem Vertrauen Zweifel gegeben. Wie hatte er mich bei den Klippen so schnell gefunden als ich ihn angerufen hatte? Was trieb er immer, wenn er Abends nicht Zuhause war? Diese und noch viel mehr Fragen stellte ich mir und nur Cameron konnte sie mir beantworten.
Zu einem Entschluss kam ich aber. Ich würde das alles für einen Abend vergessen und heute war dieser Abend. Wenn James und Cameron schon weiss ich nicht wo waren und sich vergnügten, dann konnten Sofie, Mike und ich das auch.
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Silent girl
Teen FictionFür Chloe gibt es nichts wichtigeres im Leben als ihre Familie und das Surfen. Als ihre Mutter einen neuen Mann kennen lernt, muss sie mit ihrem Bruder nach Malibu ziehen. Für Chloe eigentlich keine grosse Sache, gäbe es da nicht ein Problem. Chloe...