"Was hast du dir dabei gedacht?" waren die ersten Worte von Markus als wir das Wohnzimmer betraten. "Hast du eigentlich eine Ahnung was für Sorgen wir uns gemacht haben?" rief Mum aufgebracht. Langsam setzte ich mich auf die Couch und lehnte mich an James der sich neben mich setzte. Auch wenn gerade vier Erwachsene vor mir standen und mich wütend ansahen, konnte ich nicht verhindern, dass ich lächelte. "Ich hatte einen tollen Tag." sagte ich nur.
"Oh wie schön für dich. Du hattest also einen tollen Tag, während wir vor Sorge fast gestorben wären." "Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung einfach deinen Mund hältst?" fragte ich Mum und sah sie an. Empört schnappte sie nach Luft und sah zu Markus. Dieser sah mich nachdenklich an und merkte gar nicht, dass Mum etwas zu ihm sagte. "Was ist passiert?" irritiert sah ich Markus an. "Wovon sprichst du?" "Er analysiert dich gerade." sagte James sichtlich amüsiert. Seufzend rollte ich mit den Augen. "Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung, mehr nicht. Es geht mir gut." glatt gelogen. Es ging mir nur gut, solange ich mich nicht bewegen musste.
"Sie wurde von einem Typen angegriffen, aber Keith hat ihr geholfen." sagte Cameron, der sich auf meine andere Seite setzte. "Wer ist Keith?" fragte Markus. "Er ist neu an der Schule und völlig in Ordnung Dad." sagte James. Mein Blick wanderte zu John und Jim, die bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt hatten.
"Wir machen es wie besprochen." sagte John auf einmal und hatte die ganze Aufmerksamkeit von uns. "Nein! Nicht nachdem was passiert ist." widersprach Mum. "Du hast hier gar nichts zu melden!" giftete ich sie an. "Pass auf wie du mit mir redest junge Dame! Du bist hier immer noch in meinem Haus!" sagte sie aufgebracht. Tonlos lachte ich und stand langsam auf. "Das hier ist das Haus von Markus und du hast hier rein gar nichts zu sagen. Du bist weder meine Mutter, noch gehört dir dieses Haus." ich wusste wirklich nicht was mit mir los war, aber irgendwie konnte ich Mum im Moment nicht ausstehen. Ich hasste sie mehr als alles andere in meinem Leben und das liess ich sie auch spüren. "Wag es nicht noch einmal so mit mir zu reden!" schrie sie. Mir entging nicht das James und Cameron ebenfalls aufstanden. Das hier würde gleich in einer riesigen Katastrophe enden. "Sonst was?" "Sonst stecke ich dich in das Internat zurück!" ohne das ich es wollte, legte sich ein Grinsen auf meine Lippen. "Du meinst das Internat, was mich zu dem gemacht hat was ich letztes Jahr war? Liebend gerne doch!" "Chloe!" sagte Cameron warnend, doch ich ignorierte ihn, genauso wie die verwirrten Blicke der anderen. Ja, über das was wir hier redeten, wussten nur wir drei bescheid. "Soll ich sofort gehen und nach einem Jahr zurück kommen, oder soll ich dir sofort deine Hand brechen?" rief ich aufgebracht. "Wag es nicht Chloe Johnson!" schrie Mum und hob ihre Hand. Sofort packte ich sie wieder. Kaum drückte ich zu, wurde meine Hand von ihr entfernt und ich gegen eine Wand gedrückt. Wütend sah ich Cameron an. "Beruhig dich und komm wieder zu dir Chloe." sagte er ruhig und sah ihn meine Augen. Minuten verstrichen bis ich mich beruhigt hatte und an Cameron vorbei sah. Mum lag in Markus Armen und weinte, während die Anderen mich fassungslos ansahen.
Kopfschüttelnd löste ich mich von Cameron und stürmte die Treppe nach oben, wobei ich die Schmerzen in meiner Seite ignorierte. Es brachte jetzt überhaupt nichts, wenn ich mir Vorwürfe wegen meinem Ausraster machte. Zu oft passierte es schon in den letzten Tagen. In meinem Zimmer angekommen, zog ich mir Jogginghosen und ein Shirt an und legte mich auf mein Bett. Obwohl ich es nicht wollte, holte mich die Müdigkeit ein und ich schlief ein, ehe ich noch über etwas nachdenken konnte.
"Was passiert hier?" hörte ich jemanden flüstern. Ich lag auf meiner Seite und hörte die Stimmen hinter mir. Ich hatte absolut keine Lust mich irgendwie bemerkbar zu machen, vor allem weil ich dachte, dass dieses Gespräch noch interessant werden würde. "Sie verändert sich James." ich glaube das war Cameron, also musste die andere Stimme zu James gehören. "Wie meinst du das?" ich hörte Cameron seufzen und spürte gleich darauf eine Hand auf meinem Arm. "Die Ausraster die sie in den letzten Tage hatte, so hat es letztes Jahr angefangen. Am Anfang ging sie wie ich auf die High School, aber schnell merkten wir, dass es ihr nicht gut ging. Sie wurde gemobbt weil sie stumm war. Von Tag zu Tag ging es ihr schlechter, bis Mum sie von der Schule nahm und sie in ein Internat in San Francisco steckte. Es schien ihr wirklich besser zu gehen, bis sie sich veränderte. Anfangs waren es nur kleine Dinge, aber von Wochenende zu Wochenende als sie zuhause war, wurde es schlimmer. Sie änderte sich von Grund auf. Nicht nur ihr Äusseres veränderte sich, sondern auch ihr Charakter. An einem Wochenende als sie zuhause war, lief alles aus dem Ruder. Mum wollte nur das sie den Müll raus brachte, aber Chloe weigerte sich. Es ging soweit, dass beide ausrasteten und Chloe ihr die Hand brach." einen Moment war es ruhig.
Ich wollte das alles nicht hören und hatte mühe ruhig zu bleiben. "Sie hat Tracie die Hand gebrochen?" fragte James fassungslos. "Ja, ich weiss was du denkst James, aber sie war nicht sich selbst. Irgendetwas hatte sie verändert und wir nahmen sie sofort aus dem Internat. Monate ging es, bis sie wieder die alte Chloe wurde und jetzt verändert sie sich wieder. Ich möchte nicht, dass so etwas wieder passiert, aber ich glaube, dass es bald passieren wird. Du hast es gesehen James. Sie ist auf Bayley losgegangen, weil sie dich umarmt hat. Das ist nicht Chloe." "Und was können wir dagegen machen?" mittlerweile rannen die Tränen stumm über mein Gesicht. Alles was Cameron sagte, war wahr. Ich veränderte mich und das wollte ich nicht, konnte aber nichts dagegen machen. "Wir müssen mit John reden und ihn davon überzeugen, sein Vorschlag in die Tat umzusetzen." ein Schluchzer entwich mir und ohne auf Cameron oder James zu achten, zog ich meine Beine an meine Brust. "Chloe?" "Lasst mich in ruhe." sagte ich schniefend.
Kurz darauf hörte ich wie die Tür zuging und dachte wirklich das sie mich alleine liessen, aber da hatte ich falsch gedacht. Hinter mir wurde die Matratze nach unten gedrückt und ein Arm schlang sich um mich. "Süsse?" seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und vergrub meinen Kopf an James Schulter. Beruhigend strich er über meinen Arm. "Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir." flüsterte er und küsste mich auf den Kopf. "Nein, das wird es nicht." schluchzte ich. "Vertrau mir. Alles wird wieder so wie früher." "Aber früher warst du nicht da." widersprach ich ihm. Lachend zog er mich näher an sich. "Du weisst was ich meine Süsse." "Ja." gab ich grummelnd von mir. "Schlaf jetzt, in ein paar Stunden ist wieder Schule." flüsterte er und küsste mich auf die Stirn. Seufzend nickte ich und schloss meine Augen. So fest ich konnte, hielt ich mich an James fest und fiel gleich darauf in einen traumlosen Schlaf.
"Wir haben gute Neuigkeiten Chloe." sagte John als ich mit James die Küche betrat. Ich setzte mich an den Tisch und sah ihn neugierig an. "Du bleibst hier." einen Moment liess ich mir seine Worte durch meinen Kopf gehen, bis ich verstand und aufstehen wollte. "aber-" fing er an, worauf ich mich wieder hinsetzte. Wieso musste jeder immer ein 'aber' hinzufügen. "Du hast alle Freiheiten Chloe. Du kannst in die Schule, an den Strand oder was du sonst immer machst machen, aber du wirst nie alleine sein. Es wird gleich ablaufen wie im Safe House. Vor dem Haus wird jemand sein und im Haus wird Jim auf dich aufpassen. Wenn du in der Schule bist oder sonst wohin gehst, wird jemand da sein der ein Auge auf dich wirft und bevor du fragst, ich werde dir nicht sagen wer es ist. Diese Leute wurden speziell ausgebildet und sind darauf spezialisiert, nicht erkannt zu werden." mit jedem Wort das John sprach, wurde mein Grinsen breiter. Ich konnte mich wieder frei bewegen und da war es mir sogar egal, wenn ich immer beobachtet wurde. Schreiend sprang ich auf und umarmte John. "Danke danke danke!" schrie ich. Lachend löste er sich von mir und drückte mich zurück auf den Stuhl.
Grinsend sah ich zu James, der mich ebenfalls grinsend ansah und umarmte ihn. "Ich habe es doch gesagt. Alles wird wieder wie früher." flüsterte er und küsste mich sanft. Ja, er hatte recht. Es würde alles so werden früher, auch wenn immer jemand da war und auf mich aufpasste. Jetzt konnte doch alles nur gut werden, oder?
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Silent girl
Teen FictionFür Chloe gibt es nichts wichtigeres im Leben als ihre Familie und das Surfen. Als ihre Mutter einen neuen Mann kennen lernt, muss sie mit ihrem Bruder nach Malibu ziehen. Für Chloe eigentlich keine grosse Sache, gäbe es da nicht ein Problem. Chloe...