Kapitel 40

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J: Komm bitte zurück. Ich vermisse dich.

Seufzend legte ich mein Handy neben mir auf die Couch und sah wieder auf den Fernseher. Ich war nun schon vier Tage in Santa Monica und es verging kein einziger, ohne das ich Nachrichten von James oder Cameron bekam. James schrieb mir jedes Mal wie sehr er mich vermisste und das er alles erklären könne, aber kein einziges Mal antwortete ich. Angeblich gab sich jemand als ihn aus und wollte ihm, wieso auch immer, einen reinwürgen. Ich verstand nicht, wie Markus und Cameron ihm glauben konnten. Noch nie hatte ich so eine billige Ausrede gehört. Ich würde ihm ganz sicher nicht glauben.

Cameron liess wie immer den grossen Bruder raushängen. Er machte sich unheimliche Sorgen um mich, vor allem nach der Sache mit Mum, oder wie auch immer ich sie jetzt nennen sollte. Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, immerhin wusste Cameron jetzt, dass ich nicht seine Zwillingsschwester, sondern nur seine Halbschwester war und genau wenn er mich brauchte, war ich nicht für ihn da. Zwar schrieb er mir, dass es ihm gut ging, aber glauben konnte ich ihm nicht wirklich.

Ein Blitz erhellte den Raum und holte mich so aus meinen Gedanken. Seit ich hier war, regnete es jeden Tag ununterbrochen und jeden verdammten Tag gab es ein Unwetter. Das erste Mal war einfach der Horror. Es schreckte mich aus meinem Schlaf, aber wie sonst zu Cameron oder James zu gehen, war ich ganz auf mich alleine gestellt. Ich hatte keine Ahnung wie ich es geschafft hatte, aber Tag für Tag schwand meine Angst vor dem Gewitter mehr und jetzt war ich einfach nur genervt. Ich konnte weder raus gehen, noch sonst etwas machen. Ich war in diesem Haus gefangen bei diesem Wetter.

Genervt lehnte ich mich nach hinten und Griff zur Fernbedienung. Dieser Film langweilte mich sowieso schon zu Tode also schaltete ich auf einen anderen Sender, aber anstatt das ich nun etwas anderes sah, sah ich nur schwarz. Keine Sekunde später ging das komplette Licht im ganzen Haus aus. Gut, jetzt bekam sogar ich leichte Panik.

Automatisch nahm ich mein Handy in die Hand und schaltete die Taschenlampe ein. Ich leuchtete auf den Boden und ging zur Küche. Als aber wieder ein Blitz den Raum erhellte, blieb ich abrupt stehen. Nein, das hatte ich mir gerade nur eingebildet. Ich stand auf Höhe der Terrassentür und hatte eine schemenhafte Figur aus den Augenwinkeln gesehen. Langsam drehte ich mich zur Seite und probierte etwas zu sehen, aber es war zu dunkel.

Wieder blitzte es und da sah ich ihn. Er stand mitten auf der Terrasse und sah zu mir. Ein Schrei entwich mir und ich wich nach hinten. Ich benötigte nur einen Bruchteil einer Sekunde um zu wissen, dass ich hier abhauen sollte. So schnell es das schwache Licht meines Handys und meine Füsse zuliessen, rannte ich die Treppe nach oben und ging ins Badezimmer. Sofort schloss ich die Tür, drehte den Schlüssel im Schloss und setzte mich in die hinterste Ecke. Panisch wählte ich Camerons Nummer und war mehr als erleichtert, hatte er sein Handy nicht ausgeschaltet.

Cam: Chloe, endlich meldest du dich! Wie-

C: Cam, du musst sofort hierhin kommen. Da draussen ist jemand! ich konnte nicht verhindern, dass ich anfing zu weinen.

Cam: Wie da draussen ist jemand? Wie meinst du das?

C: Jemand steht auf der Terrasse und möchte hier rein! Bitte komm her!

Cam: Ich komme Chloe, wo bist du?

C: In Santa Monica, bei-

Weiter kam ich nicht, denn das Gespräch endete einfach. Fassungslos sah ich auf mein Handy, aber es hatte wirklich den Geist aufgegeben. "Nein!" flüsterte ich kopfschüttelnd. Wieso musste so etwas immer mir passieren. Was hatte ich in meinem Leben falsch gemacht, dass ich so etwas verdiente. Zitternd zog ich meine Beine an meine Brust und umklammerte mein Handy mit den Händen. Cameron würde kommen und mir helfen, die Frage war doch nur, wie ich die Zeit hier drin überleben sollte. Es war stockdunkel und ich hatte verdammte angst.


Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt