Kapitel 13

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Ohne das ich überhaupt darüber nachdachte fuhr ich an den Ort, wo ich Dylan das erste Mal getroffen hatte. Auf dem Parkplatz nahm ich meine Tasche und mein Board und lief mit Cody zwischen den Klippen nach unten zur Bucht. Wie beim letzten Mal war hier keine Menschenseele.

Mein Tuch breitete ich auf dem Sand aus und nahm mein Handy aus meiner Tasche. Die Jungs hatten mir mehrere Nachrichten geschrieben die ich ignorierte und Sofie eine Nachricht schrieb.

C: Komm bitte zur Bucht ausserhalb der Stadt. Du wirst Camerons Wagen sehen, lauf einfach in den Wald und zwischen den Klippen nach unten. Ist dringend und komm alleine!

Schnell zog ich meine Kleider aus, wies Cody an das er hier bleiben sollte und ging mit meinem Board zum Wasser. Jedoch stoppte ich als das Wasser meine Füsse berührte. Was wenn ich wieder eine Leiche finden würde oder die Wellen mich verschlucken wie gestern? Mein Herzschlag beschleunigte sich ohne das ich es wollte und ich musste es einfach zugeben. Ich hatte Angst. Kopfschüttelnd lief ich wieder zu Cody zurück und setzte mich auf mein Tuch. Ich hatte noch nie Angst vor dem Meer, das war das erste Mal in meinem Leben und ich schämte mich abgrundtief dafür.

Eine halbe Stunde sass ich einfach auf meinem Tuch und starrte auf das Meer. "Chloe!" ich drehte mich um als ich Sofie hörte. Sie rannte zu mir runter und umarmte mich stürmisch. "Gott dir geht es gut. Dylan und Cameron haben mich mit Nachrichten bombadiert. Aber keine Sorge, ich habe ihnen gesagt das ich weiss wo du bist, aber nicht wo du bist." lächelnd umarmte ich sie. "Ich habe ein Problem Sof." sagte ich und sah sie an. "Ich habe es dir schon einmal gesagt. Für jedes Problem gibt es eine Lösung." schmunzelnd sah ich sie an. Sie hatte noch nicht gemerkt das ich redete und nicht schrieb.

"Josh hat mitgekriegt wie ich mit Cody geredet habe und nachdem ich ihn angefleht habe niemandem davon zu erzählen, hat er es Dylan gesagt und bei mir im Haus haben es dann auch Cameron und James erfahren." sie sah mich verwirrt an. "Das war wirklich mies von ihm, aber weisst du, irgendetwas stimmt einfach nicht." sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und sah nachdenklich auf das Meer. "Vielleicht weil ich gerade mit dir rede?" fragte ich schmunzelnd. "Ja, ja genau das ist es." sagte sie und klatschte in die Hände. "Moment warte! Shit Chloe du redest mit mir!" kreischte sie und flog mir um den Hals. Lachend löste ich mich von ihr.

"Das hier wird das letzte Mal sein Sof." sagte ich. "Wieso Chloe? Ich meine, reden macht doch alles viel einfacher." widersprach sie mir. "Das mag sein, aber ich habe sechs Jahre nicht geredet und das nicht ohne Grund. Ich fange jetzt nicht einfach wieder damit an. Sobald wir hier weg gehen, bin ich wieder das Silent Girl." theatralisch schlug sie ihre Hände über ihren Kopf zusammen. "Okay, zuerst sagst du mir wieso du aufgehört hast zu reden und dann fangen wir mit der Diskussion an." sie sah mich ernst an worauf ich seufzend nickte und warf einen Ast in das Wasser, welchem Cody sofort hinterher rannte. "Vor sechs Jahren hatte meine Mum einen Freund. Immer wenn Mum und Cameron nicht Zuhause waren, sagte er mir das ich meine Schnauze halten sollte, das es sowieso niemanden interessierte was ich sagte und das sich so oder so niemand für mich interessierte. Irgendwann fing ich an ihm zu glauben und er sagte, falls ich jemandem auch nur sagen würde was er mir antat, würde er dafür sorgen das ich für immer schweige. Naja, eines Tages habe ich einfach aufgehört zu reden. Weder Cameron noch Mum wissen bis heute wieso und das sollte auch so bleiben." nach meiner Rede sah ich auf meine Hände und liess Sofie das ganze durch den Kopf gehen. "Chloe?" fragte sie vorsichtig. "Sofie?" "Was hat er dir angetan?"

"Ist nicht so wichtig." sagte ich und stand auf. Ich nahm den Ast den Cody vor meine Füsse legte und warf ihn wieder in das Wasser. "Ich finde es ist wichtig. Es scheint dich zu beschäftigen und ich habe da so einen Verdacht." "Dann sag mal." sagte ich ohne mich zu ihr umzudrehen. "Mein Verdacht ist, dass Cody so auf Männer reagiert, weil du so reagierst. Egal was er dir damals angetan hat, es war so schlimm, dass du es bis heute mit dir rumschleppst und das auf Cody überträgst. Chloe...hat er dir körperlichen Schmerz zugefügt?"

Irgendwie hatte Sofie recht. Cody spürte wohl das ich nicht so grossartig mit Männer konnte und übertrug das auf sich selber. Verzweifelt fuhr ich mit der Hand durch meine Haare und drehte mich um. "Ja, hat er." weder Sofie noch ich mussten es aussprechen, wir wussten auch so was wir damit genau meinten. "Na komm, wir gehen jetzt erstmal zu dich nach Hause." ich nickte, zog meine Kleider wieder an und ging mit Sofie und Cody wieder zurück.

Beim Wagen angekommen legte ich mein Board auf die Ladefläche und liess Cody in den Wagen. "Du weisst ich werde ab jetzt nicht mehr reden." sagte ich worauf sie nickte. "Ich verstehe dich Chloe. Wir sehen uns gleich bei dir ja." "Bis gleich und danke." sagte ich, stieg ein und fuhr los. Im Gegensatz zu Josh bereute ich es nicht Sofie vertraut zu haben. In dieser Woche ist sie meine beste Freundin geworden und ich wusste das ich ihr blind vertrauen konnte.


Ich parkte Camerons Wagen in der Garage und lief zusammen mit Sofie in das Haus. Kaum hatten wir unsere Schuhe ausgezogen, kamen Cameron, Josh und Dylan auf uns zu. "Wo warst du Chloe?" ich sah zu Sofie die das Wort ergriff. "Wir haben geredet." sagte sie und stellte sich neben mich. "Wieso redest du jetzt nicht mehr?" hakte Cameron nach, aber ich zuckte nur mit den Schultern. "Du-" er packte mich an den Schultern und schüttelte mich leicht. "Du kannst jetzt doch nicht einfach wieder aufhören zu reden." ich schlug seine Hände von mir. "Wenn sie nicht reden möchte kannst du sie nicht dazu zwingen. Sie wird ihre Gründe haben Cameron." sagte Dylan und stellte sich auf meine andere Seite.

"Du...Gott! Du treibst mich noch in den Wahnsinn!" sagte Cameron aufgebracht und verschwand aus dem Haus. Verwirrt sah ich ihm nach und schüttelte meinen Kopf. Ja Bruderherz, du treibst mich auch in den Wahnsinn. "Komm Josh, wir gehen jetzt auch." sagte Sofie und zog ihn mit raus nachdem sie sich von uns verabschiedet hatte. "Können wir rauf gehen?" ich nickte auf Dylans Frage und ging mit ihm hoch in mein Zimmer.

Ich setzte mich auf mein Bett, während Dylan sich auf meinen Stuhl setzte. "Wieso wolltest du mich abholen?" fragte ich und sah ihn an. "Chloe lenk bitte nicht vom Thema ab. Wieso redest du mit mir aber nicht mit den Anderen?" "Weil ich dich mag. Ich weiss zwar nicht was das zwischen uns ist, aber ich mag dich Dylan." nervös stand ich auf und lief in meinem Zimmer hin und her. Prompt wurde ich aufgehalten indem Dylan sich mir in den Weg stellte. "Sieh mich an Chloe." langsam hob ich meinen Blick und sah ihn an. Sanft legte er eine Hand in meinen Nacken und sah mich an. "Ich mag dich Chloe Johnson und es wäre mir eine Ehre dich meine Freundin nennen zu dürfen." flüsterte er und küsste mich gleich darauf. Wieder löste es ein Feuerwerk in meinem Körper aus und automatisch presste ich meinen Körper gegen seinen.

"Chloe ich-" wir fuhren auseinander als meine Zimmertür aufgerissen wurde und Cameron uns ansah. "Tut mir leid. Wir reden später." sagte er und schloss die Tür wieder. Grinsend sah Dylan mich wieder an. "Und was sagst du dazu?" ich legte einen Finger an mein Kinn und tat so als müsste ich überlegen. "Ich denke ich sage ja." grinsend zog ich ihn an seinem Nacken zu mir und legte meine Lippen auf seine.

Lächelnd löste er sich von mir und sah mich an. Lass uns diesen verrückten Tag mit einem Film auf deinem Bett ausklingen. "Gute Idee." sagte ich und sprang auf mein Bett. "Kommt ja auch von mir." sagte er grinsend und legte sich neben mich. "Nur nicht überheblich werden O'Connor." lächelnd legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schaltete den Fernseher an. "Gib mal her Silent!" bevor ich überhaupt reagieren konnte schnappte er sich die Fernbedienung und schaltete einen Horrorfilm an. "Idiot. Das machst du doch absichtlich. Gib es zu, du willst nur das ich mich ängstlich an dich kuschle." sagte ich lachend. "Du hast es erfasst, also?" ich verdrehte bloss meine Augen und rückte näher an ihn ran. Zufrieden legte er einen Arm um meine Hüfte und küsste mich auf den Kopf.

Na das konnte was werden mit diesem Horrorfilm. Immerhin hatte ich Dylan der mich beschützte.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt