Kapitel 65

66 3 0
                                    

"Also Chloe-" fing Lou an und setzte sich zu mir auf mein Bett. "ich sehe dir an, dass du es nicht erzählen willst, aber hör mir jetzt zu. Wir machen uns alle Sorgen. Cameron hat gesagt wie du letztes Jahr warst und das es mit dem Internat zu tun hatte. Bitte Chloe, ich möchte dich einfach nur verstehen. Du sagst immer, dass es besser ist, wenn du so bist wie damals, aber wie warst du da wirklich?" seufzend sah ich sie an und schüttelte meinen Kopf. "Damals war alles einfach besser." sagte ich nur. "Verdammt Chloe, du sagst das jedes Mal, aber wieso? Sag mir bitte endlich den Grund." ich konnte sehen wie verzweifelt sie war, aber sollte ich es ihr wirklich sagen?

"Lou, wenn ich es dir erzähle, musst du mir versprechen es niemandem zu sagen." sofort nickte sie. "Versprochen, ich werde es niemandem sagen." tief durchatmend sah ich auf meine Hände. "Tracie hatte mich damals auf das Internat geschickt, weil ich in der Schule gemobbt wurde und das nur, weil ich stumm war. Wir dachten alle, dass es dort besser sein würde, aber so war es nicht. Ich teilte mir ein Zimmer mit Claire. Sie war zwei Jahre älter als ich und nahm mich sofort auf. Sie stellte mich ihren Freundinnen vor, die mich auch zu akzeptieren schienen. Alles war gut. Ich hatte Freunde, niemand verarschte mich weil ich stumm war und meine Noten wurden auch wieder besser. Bis sich an einem Abend alles änderte." kurz sah ich zu Lou, die mich aufmunternd anlächelte und stand auf.

"Es passierte, als ich schon einen Monat im Internat war. Ich schlief seelenruhig, bis Claire und ihre Freundinnen mich weckten. Sie fragte mich, ob ich immer noch zu ihnen gehören wollte. Natürlich stimmte ich sofort zu, aber das war ein Fehler. Ehe ich überhaupt reagieren konnte, knebelten und fesselten sie mich. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen sie, aber es brachte einfach nichts. Sie brachten mich aus dem Zimmer und runter in den Keller, wo sie einen Raum hatten. Sie fesselten mich an einen Stuhl und bauten sich vor mir auf. Claire sagte, dass ich so werden musste wie sie um zu ihnen zu gehören. Ich sollte kalt und brutal werden." ich drehte mich zu Lou um die mich mit geweiteten Augen ansah.

"Verstehst du? Ich wollte es nicht, aber mir blieb keine andere Wahl. Ich wollte nicht wieder so behandelt werden wie in der High School, also beugte ich mich ihnen. Tag für Tag brachten sie mich in den Keller. Sie schlugen mich und schrien mich an, bis es etwas nützte. Von Tag zu Tag wurde ich mehr zu der Person die ich eigentlich nicht werden wollte. Nach Wochen in denen sie mich so behandelten, hörten sie auf mich zu fesseln, damit ich mich wehren konnte. Ich wurde kalt, so wie sie es wollten und als ich mich endlich wehrte, wurde ich auch brutal. Sie hatten das, was sie wollten das ich werde.

Eigentlich wollte ich das alles nicht, aber ich merkte schnell, dass es auch Vorteile brachte. Im Internat bekam ich schnell meinen Status. Man respektierte mich und einige hatten sogar angst vor mir. Ich genoss es wirklich, denn nichts und niemand konnte mir etwas anhaben. Und bevor du fragst Lou. Cameron und Tracie hatten keine Ahnung. Anfangs konnte ich es noch vertuschen, aber je kälter ich wurde, desto schwieriger war es. Irgendwann war es mir egal was sie über mich dachten und zeigte mich so, wie ich auch im Internat war. Natürlich verstanden sie, dass es etwas damit zu tun haben musste und nachdem ich in meiner Wut Tracies Hand brach, holten sie mich vom Internat. Bis heute habe ich nichts mehr mit Claire oder ihren Freundinnen zu tun und das ist auch gut so."

Nachdenklich sah mich Lou an. "Wieso möchtest du denn jetzt wieder so sein?" "Du verstehst es nicht oder? Sie mich an Lou. Ich bin ein nervliches Wrack. Ständig werde ich beobachtet und habe Anthony und Tom in meinem Nacken. Wenn ich so kalt werde wie damals, ist mir das völlig egal. Ich möchte nicht mehr schwach sein." kopfschüttelnd kam Lou zu mir und sah mich eindringlich an. "Danke das du es mir erzählt hast Chloe. Ich habe dir mein Wort gegeben und werde es niemandem sagen, aber dir werde ich jetzt etwas sagen." mit jedem Wort wurde sie wütender und ich verwirrter. "Wenn du denkst, dass es okay ist was du damals getan hast von mir aus, werde wieder so wie damals, aber ich kann dir etwas sagen. Es ist falsch. Es ist durch und durch falsch was du damals getan hast und ganz ehrlich: ich möchte keine beste Freundin haben, die kalt und brutal ist. Ich möchte die Chloe haben, die du jetzt bist und keine andere. Wenn du wieder die alte Chloe wirst, wirst du viele Menschen enttäuschen." das war jetzt nicht ihr ernst oder? Wollte sie mich jetzt etwa noch unter Druck setzen und mir ein schlechtes Gewissen machen oder was? "Willst du mich jetzt verarschen? Denkst du wirklich, du kannst mir ein schlechtes Gewissen machen?" fragte ich sie aufgebracht. "Nein, du verstehst mich falsch. Ich wollte nur sagen, dass wenn du so wirst, du die Menschen verletzt und sie früher oder später verlieren wirst." "Das ist verdammt nochmal genau das selbe!" jetzt wurde ich wütend. Wie konnte sie es wagen mir so etwas an den Kopf zu werfen. Sie drohte mir hier gerade alle zu verlieren, wenn ich so weiter machte.

"Du verstehst mich falsch, ich-" "Nein!" unterbrach ich sie schreien. "Ich verstehe gar nichts falsch Louisa!" wütend stiess ich sie an den Schultern nach hinten als sie zu mir wollte. "Wag es nicht dich mir noch einmal zu nähern!" knurrte ich wütend. "Du drohst mir in meinem eigenen Haus damit, dass ich alle Menschen die mir etwas bedeuten verliere. Mir droht man nicht!" langsamen Schrittes ging ich auf sie zu, während sie mich panisch ansah und nach hinten wich. "Chloe? Was ist da los?" hörte ich Markus durch meine Tür rufen, doch ich ignorierte ihn. "Du musst dich jetzt beruhigen. Ich möchte dir nicht weh tun." sagte Lou ruhig und hob beschwichtigend ihre Hände. Tonlos lachte ich auf. "Als ob du mich verletzen könntest." spöttisch sah ich sie an und schüttelte meinen Kopf. "Du hast keine Ahnung." murmelte sie. "Verdammt Chloe! Mach die verdammte Tür auf!" schrie nun Jim und hämmerte gegen die Tür.

"Alle die dir etwas bedeuten Chloe. Denk doch an sie. Du willst sie nicht schlecht behandeln oder sie von dir stossen, aber genau das passiert, wenn du so wirst wie letztes Jahr." sie machte es schon wieder. Wütend schrie ich auf und holte mit meiner Hand aus. Bevor ich Lou aber schlagen konnte, packte sie meine Hand und zog so fest daran, dass ich auf meiner Fensterbank landete. Gerade noch so konnte ich mich festhalten und verhinderte so, dass ich durch das offene Fenster fiel. "Ich hatte es dir gesagt. Ich möchte dich nicht verletzten Chloe, also hör auf damit." ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen und langsam stand ich auf. "Das hättest du wirklich nicht machen sollen." sagte ich und wollte einen Schritt auf sie zumachen, aber so weit kam ich überhaupt nicht. Lou schrie in dem Moment laut auf, als die Tür mit einem Knall aufging. Ich sah zu Markus, der mit Jim, Cameron und James mein Zimmer betrat. Lange konnte ich mich aber nicht auf sie konzentrieren, denn Lou rannte schreiend auf mich zu. Bei mir angekommen, zog sie so fest an meinem Arm, dass ich auf dem Boden landete. Sofort war sie wieder bei mir und drückte mir meine Hände auf den Rücken.

"Leute, was soll die Scheisse?" kopfschüttelnd sah ich zu Markus und probierte mich aus Lous Griff zu befreien. "Lass mich verdammt nochmal los!" schrie ich. "Vergiss es. Erst wenn du dich beruhigt hast." "Kann uns jemand sagen was hier los ist?" fragte Jim. "Sie dreht durch, sehr ihr doch." "Weil du mir verdammt nochmal gedroht hast." schrie ich weiter. Wortlos kam James mit Cameron zu uns und zog Lou von mir runter. Sofort stand ich auf und wollte etwas sagen, liess es aber und ging kopfschüttelnd aus meinem Zimmer.

So schnell ich konnte, lief ich die Treppen nach unten wo Black schon auf mich wartete. Ich leinte ihn an und verliess mit ihm das Haus. Ich konnte nicht fassen, dass es so eskalieren konnte. Es war ganz alleine meine Schuld. Lou meinte es doch nur gut mit mir und ich fasste es völlig falsch auf. Ich musste später mit ihr reden, aber zuerst musste ich einen klaren Gedanken fassen.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt