Kapitel 20

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Nein! Nein, das hatte Markus nicht gesagt. Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf und hielt mich am Stuhl vor mir fest. "Wie meinst du das Dad? Wie kann Tracie vermisst sein, wenn sie doch heute noch hier war?" fragte James verwirrt. Seufzend fuhr sich Markus mit der Hand durch die Haare. "Ihr wisst doch, dass wir gestern das Firmenessen hatten?" James und ich nickten auf seine Frage. "Gerade als wir ankamen, bekam sie eine Nachricht einer Freundin. Zuerst wollte sie nicht gehen, aber ich versicherte ihr das es in Ordnung war. Sie fuhr mit meinem Wagen weg und ich ging zum Essen. Als ich dann mit dem Taxi nach Hause kam und sie nicht da war, nahm ich an sie würde noch kommen. Und heute morgen dachte ich wirklich das sie schon arbeiten gegangen ist. Jedoch hat mich ihre Arbeit vorhin hier angerufen und gefragt wieso sie nicht erschienen ist." fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Es sah Mum nicht ähnlich irgendwo nicht zu erscheinen ohne sich abzumelden. Irgendetwas war passiert, da war ich mir sicher.

"Das heisst doch nur, dass sie noch bei ihrer Freundin sein könnte, oder?" die Frage von Sofie fand ich gut. Ja, so musste es sein. Hoffnungsvoll sah ich Markus an, doch dieser schüttelte nur seinen Kopf. "Sie ist dort nie angekommen." das war es für mich. Mum kam nie bei ihrer Freundin an. Seit fast 24 Stunden hatte niemand etwas von ihr gehört und keiner wusste wo sie war. Tief durchatmend liess ich den Stuhl los und wurde gleich von James festgehalten. Die Tränen rannen stumm über mein Gesicht als ich mich an ihm festklammerte. "Ich bringe sie hoch." wortlos liess ich mich von James auf die Arme nehmen und nach oben in mein Zimmer tragen, wo er mich sanft auf mein Bett legte. "Na los Kleiner. Komm und kümmere dich um sie." kaum hatte es James gesagt, sprang Cody auf mein Bett und legte sich neben mich, wobei er mein Gesicht abschleckte, bevor er seinen Kopf auf meine Schulter legte. "Ich komme gleich wieder Chloe." flüsterte James und schloss leise die Tür hinter sich.

Gedankenverloren schloss ich meine Augen und strich über Codys Fell. Niemand wusste wo Mum war, aber sie würden sicher nach ihr suchen und sie bald finden. Ja, Mum würde in ein paar Stunden wieder nach Hause kommen, so als ob sie nie weg war. Bei den Gedanken an Mum schlief ich nach wenigen Minuten ein, obwohl ich das gar nicht wollte.


"Chloe?" flüsterte jemand neben mir und strich über meine Wange. "Chloe, wach auf." flatternd öffnete ich meine Augen und sah Cameron vor mir. Sofort war ich hellwach und umarmte ihn. Auch er schlang seine Arme um mich und drückte mich an sich. "Sie werden Mum finden, das verspreche ich dir." flüsterte er. Ich hoffte so sehr das er recht hatte. Ein kleiner Teil in mir jedoch glaubte ihm nicht, aber genau diesen Teil musste ich jetzt wegsperren. Ich wusste das Mum wieder zurück kommen würde, dass musste sie einfach.

Seufzend löste ich mich von Cameron und sah aus meinem Fenster. Die Sonne ging gerade unter und ich hätte die Aussicht genossen, wäre die Situation nicht so verdammt scheisse. Ich riss meinen Blick vom Meer los und sah Cameron wieder an. Mit einem Finger zeigte ich auf mich, dann nach draussen und machte eine Laufbewegung mit zwei Fingern. "Ich weiss nicht ob das so eine gute Idee ist Chloe. Es dämmert bereits." flehend sah ich ihn an und zeigte auf Cody. Ich brauchte das jetzt einfach. "Na gut, aber nimm dein Handy mit und schreib mir jede viertel Stunde, sonst mache ich mich auf die Suche nach dir." ermahnte er mich. Lächelnd nickte ich und umarmte ihn nochmal.

Mit Cody und Cameron ging ich runter ins Wohnzimmer wo James mit Markus auf der Couch sass. Kaum betraten wir den Raum und sie bemerkten uns, sprang James auf und kam zu mir. "Alles in Ordnung?" fragte er als er mich in den Arm nahm. Ich fand es wirklich süss wie er sich Sorgen um mich machte, aber das musste er gar nicht. Er wusste das ich zu ihm kommen würde, wenn es mir nicht gut ging. Lächelnd nickte ich, küsste ihn auf die Wange und ging mit Cody raus auf die Terrasse. "Ich glaube das ist keine gute Idee Kleines." sagte Markus worauf ich stehen blieb. "Doch. Sie hat Cody dabei und schreibt mir jede viertel Stunde. Cody wird auf sie aufpassen." dankend sah ich Cameron an und ging mit Cody zum Strand runter. Einen Moment blieb ich stehen und atmete tief durch, bevor ich laut pfiff und los joggte. Ich hatte Cameron gesagt das ich spazieren ging, aber die Bewegung brauchte ich jetzt einfach.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt