Kapitel 60

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Es war absolut ruhig. Niemand sagte etwas nachdem Cameron das Video abgestellt hatte. Zwei Stunden waren wir im Krankenhaus. Zwei quälend lange Stunden, in denen ich mich untersuchen lassen musste und schliesslich mit geprellten Rippen und einer Schnittwunde an meiner Hand nach Hause durfte. Keine Sekunde liessen James, Cameron und Jim mich aus den Augen.

Als wir dann Zuhause waren, stürmten mir Tracie schon entgegen, aber ich liess sie eiskalt abblitzen. Ich hasste sie immer noch für das, was sie mir angetan hatte. Markus war auf Geschäftsreise, aber er hatte alles abgesagt und würde in ein paar Stunden wieder hier sein. auch John wartete schon auf uns und wollte von mir wissen was passiert war, aber seit dem Vorfall hatte ich kein einziges Wort verloren.

Cameron liess die Aufnahmen aus seinem Zimmer auf dem Fernseher im Wohnzimmer laufen. Ich wusste genau was alle dachten. Ich hatte verdammtes Glück das er mir nicht noch mehr angetan hatte. "Wo warst du Jim?" platzte es aus James raus, der neben mir auf der Couch sass und meine Hand hielt. Cameron und Tracie sassen auf der anderen Couch, während John und Jim neben dem Fernseher standen. "Ich war auf dem Weg zu John, so wie er es wollte." verteidigte er sich. "Was soll das heissen wie ich es wollte? Ich habe gar nichts gesagt." "Doch klar, du hast mir eine Nachricht geschickt." sagte er und zog sein Handy aus der Tasche. Kurz drückte er darauf herum und zeigte es John. Verwirrt starrte er auf sein Handy. "Das habe ich nicht geschickt." "Ihr wurdet gehackt." gab Cameron von sich. "Wie konnte das passieren? Ihr habt gesagt Chloe wäre rund um die Uhr sicher!" wütend sprang er auf und auch James stand auf um ihn zurück zu halten.

Tom hatte das also alles geplant, so wie er es mir gesagt hatte. Ich war überhaupt nicht sicher, ich war es noch nie. Tom und Anthony gaben mir lediglich das Gefühl das ich es sei. Sie hatten mein verdammtes Leben unter Kontrolle, aber nicht mit mir.

"Chloe?" erschrocken sah ich zur Seite. "Jeremy? Was machst du hier?" "Wie ich schon gesagt habe, ich möchte euch helfen." sagte er schwach lächelnd und umarmte mich. Etwas überrumpelt erwiderte ich seine Umarmung und sah zu James. Er hatte offenbar kein Problem damit, dass sein Bruder mich hier gerade an sich drückte. Langsam liess mich Jeremy los und setzte sich neben Tracie. Ich klinkte mich wieder aus dem Gespräch aus und sah gedankenverloren zu den Jungs die miteinander diskutierten.

Ich musste dringend eine Lösung finden, denn so konnte es nicht weiter gehen. Wochen dachte ich, das ich in Sicherheit war, aber ich hatte mich geirrt. Ich war noch nie sicher und genau die Tatsache machte mich wütend, liess mich aber gleichzeitig auch verzweifeln.

"Streich den Gedanken gleich wieder!" verwirrt sah ich zu Jeremy, der mich wohl die ganze Zeit beobachtet hatte. Auch die Anderen sahen jetzt verwirrt zwischen Jeremy und mir hin und her. "Ich habe doch gar nichts getan." verteidigte ich mich. "Darum starrst du auch die ganze Zeit auf Jims Waffe, ne ist klar Chloe." sofort kontrollierte Jim ob er noch seine Waffe hatte und sah mich vorwurfsvoll an. "Verdammt, lasst mich doch einfach alle in Ruhe!" schrie ich verzweifelt und sprang von der Couch auf. Ohne auf die Schmerzen oder die anderen zu achten, rannte ich hoch in mein Zimmer und setzte mich auf die Fensterbank. Jeremy hatte mich eiskalt durchschaut. Ich gab es ja zu. Kurz spielte ich mit dem Gedanken Jim seine Waffe abzunehmen und dem ganzen einfach ein Ende zu setzen, aber so war ich nicht. Ich liess mich nicht von Anthony und Tom unterkriegen.

"Chloe?" langsam wurde meine Zimmertür geöffnet und Jeremy kam rein. "Können wir reden?" wortlos nickte ich und deutete ihm sich zu mir zu setzen, was er auch machte. "Hör zu Chloe. Ich sehe dir an das du am Ende bist, aber du darfst nicht aufgeben. Als ich euch sagte, dass Beth Anthony mit mir verwechselt hatte, habe ich euch angelogen. Er machte sie über Wochen fertig. Spielte mit ihr, genauso wie mit dir. So lange, bis sie sich ihm freiwillig ausgeliefert hat. Bitte Chloe, versprich mir, dass du es nicht soweit kommen lässt. Wir wollen nicht, dass Anthony noch einmal gewinnt und ungestraft davon kommt. Versprich es mir!" fassungslos sah ich Jeremy an. Ich musste seine Worte erst einmal sacken lassen. Für ihn musste es schlimm sein, dass alles noch einmal zu durchleben. Auch wenn ich ihn nicht kannte und erst zum zweiten Mal sah, mochte ich ihn einfach und er hatte es nicht verdient so zu leiden. Sofort musste ich an meine Familie denken. Wenn ich mich Anthony ausliefern oder mich selbst umbringen würde, würden sie genauso leiden wie Jeremy und das wollte ich nicht. Nie in meinem Leben würde ich das zulassen.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt