Kapitel 86

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"Setzen!" ich konnte nicht einmal reagieren, da wurde ich schon an meinen Schultern auf einen Stuhl gedrückt. Wütend sah ich zu dem Cop, der sich lässig an die Wand lehnte. Eigentlich sollte mich diese Umgebung wohl einschüchtern, immerhin gab es hier nur zwei Stühle, einen Tisch und eine Spiegelwand, aber dieser Cop regte mich einfach nur auf. Nicht nur das er mich Zuhause schon so grob behandelt hatte, nein, er stiess mich auf dem Weg zu diesem Raum immer wieder vor sich her und jetzt drückte er mich auch noch auf den Stuhl. Nur gut das ich wusste, dass nicht alle so waren.

Langsam wendete ich meinen Blick von diesem Idioten ab und sah zur Tür die aufging. Ohne den Blick von mir abzuwenden, schloss er die Tür und setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl. Die Akte in seiner Hand knallte er vor sich auf den Tisch. Jetzt dachte er wohl, dass ich zusammenzucken oder sonst in irgendeiner Art und Weise Angst zeigen würde, aber da konnte er noch lange warten.

"Miss Johnson, ich bin Detective Church." ein Schmunzeln schlich sich bei dem Namen auf meine Lippen. Hatte er jetzt ernsthaft Kirche gesagt? "Sie wissen wieso Sie hier sind?" fragte er mich. Wortlos sah ich ihn an. Auch wenn ich mir von James nichts mehr sagen liess, hörte ich jetzt doch auf ihn und würde nichts sagen, bevor der Anwalt nicht durch diese Tür kommen würde.

"Oliver. Nimm ihr die Handschellen ab." "Aber-" fing dieser idiotische Cop an, wurde aber von Church schon im Ansatz unterbrochen. "Sieht sie für dich wie eine Schwerverbrecherin aus? Wohl eher nicht. Also..." grummelnd stiess er sich von der Wand ab und löste die Fesseln von meinen Handgelenken. Diese befestigte er hinten an seine Hose und lehnte sich jetzt neben den Spiegel an die Wand und sah mich eindringlich an. Deutlich zufriedener lehnte ich mich im Stuhl zurück und rieb über meine Handgelenke.

Wenn Church jetzt dachte, dass ich anfing zu reden, dann hatte er falsch gedacht. Also bitte! Ich hatte genug Filme gesehen um zu wissen, dass sie hier 'guter Cop, böser Cop' spielten. Darauf würde ich ganz sicher nicht hereinfallen.

"Miss Johnson. Sie wurden wegen einer Körperverletzung angezeigt?" fragte er mich und öffnete die Akte. Wie ich schon sagte, ich würde nicht reden, bis mein Anwalt hier war. Wortlos sah ich ihm dabei zu, wie er sich einen Bericht durchlas. Stirnrunzelnd sah er zu mir und schliesslich zu diesem Oliver. "Ernsthaft?" fragte er fassungslos, hatte sich aber gleich wieder im Griff. "Mr. Graham hat Sie angezeigt. Angeblich haben sie seine Nase blutig geschlagen. Richtig?" wieder sah er mich an, aber ich sagte kein Wort.

Seufzend schüttelte er seinen Kopf. "Sie haben Ihren eigenen Vater geschlagen!" "Er ist nicht mein Vater!" platzte es aus mir heraus, ehe ich überhaupt darüber nachdenken wollte. "Hier steht aber, dass Mr. Graham ihr Vater ist." wütend zog ich meine Augenbrauen zusammen und lehnte mich etwas nach vorne. "Er ist lediglich mein biologischer Vater. Nicht mehr und nicht weniger!" gab ich wütend von mir. "Werden Sie immer so schnell wütend?" mein Blick schoss zu Oliver. Spöttisch sah er mich an und hob langsam eine Augenbraue.

"Was ich mache und was nicht, geht Sie ja wohl einen Scheiss an!" knurrte ich. Was dachte er eigentlich wer er hier war. Nur weil er eine Marke hatte, war er noch lange nicht etwas besseres und musste mich von oben herab behandeln.

Er wollte zu einer Antwort ansetzen, wurde aber von einem klingelnden Handy unterbrochen. "Church." langsam wendete ich meinen Blick von Oliver ab und sah zu Detective Church. "Ja, sie ist hier...was?" kurz huschten seine Augen in meine Richtung, aber gleich wieder weg. Von Sekunde zu Sekunde wurde er angespannter und ich verwirrter. Mit wem redete er da und ging es wirklich um mich? "Sir, ich verstehe nicht. Miss Johnson hat...ja, aber...in Ordnung." seufzend legte er sein Handy auf den Tisch und atmete tief durch, ehe er zu mir sah. "Sie können gehen." was? "Was?!" sprach Oliver meine Gedanken aus. "Miss Johnson kann gehen. Begleite sie nach draussen." kaum verliessen die Worte seinen Mund, stand er auf und verliess mit der Akte in der Hand den Raum.

Silent girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt